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Die Klimaaktivistin Vanessa Nakate aus Uganda fordert deshalb dazu auf, auch afrikanische Stimmen im Kampf gegen den Klimawandel endlich anzuhören. „Afrika trägt den geringsten Anteil an der Klimakrise bei“, sagt Nakate, „denn Afrika ist nur für 3 Prozent der bisherigen Emissionen verantwortlich.“ Trotzdem sind es Menschen in Eritrea, in Äthiopien und Nigeria, die unter der globalen Umweltverschmutzung leiden: unter Überschwemmungen, Dürre, Hunger und Flucht.
Diese angeblichen Naturkatastrophen haben Nakate aufgeschreckt. 2019 stellte sie sich mit einem Plakat an eine Straßenkreuzung in der ugandischen Hauptstadt Kampala: “Bei uns werden jetzt schon Existenzen zerstört, nicht erst in der Zukunft”, stand auf dem Plakat.
Die Geschichten dieser Menschen erzählt Vanessa Akate in ihrem Buch „Unser Haus steht längst in Flammen“. Afrika wird ständig vergessen, außen vorgelassen. Afrikanische Aktivistinnen und Aktivisten finden kaum Gehör in der Diskussion um den Klimawandel. Akate weiß worüber sie schreibt. Sie wurde 2020 von der Nachrichtenagentur AP von einem Foto mit europäischen Aktivistinnen abgeschnitten. Nakate twitterte betroffen auf diese Art der Zensur: „Ihr habt nicht nur ein Foto gelöscht, sondern einen Kontinent.“
Afrika wird überhört, es wird nicht gehört, beklagt Nakate. Versprochenes wird nicht eingehalten, protestierte sie auf der UNO-Klimakonferenz in Schottland, die vor Kurzem stattgefunden hat. Die 2015 in Paris versprochene Summe von 100 Milliarden Dollar für besonders von der Klimakrise betroffene Länder ist bisher nicht ausbezahlt worden. Mit dem versprochenen Geld könnten Länder im Süden ihre Tropenwälder im Amazonas und im Kongobecken erhalten. Ein großes Anliegen für Nakate ist aber auch, dass „wir für uns selbst sprechen können und nicht dauernd jemand über uns spricht.“
Bedrohter Kongo-Regenwald
Nakate wunderte sich darüber, wie wenig in der Klima-Debatte über den gefährdeten Kongo-Regenwald gesprochen wird, über seine rabiate Zerstörung auf der Suche nach seltenen Erden, also besondere Metalle für die Digital-Industrie und die angeblich grüne E-Mobilität. Immerhin bedeckt das Regenwald-Ökosystem das gesamte Kongobecken, das zu sechs zentralafrikanischen Ländern gehört.
Der Kongo-Regenwald ist nach dem Amazonas das größte zusammenhängende Regenwald-Gebiet der Erde. Dieses Öko-System gilt als effiziente Kohlendioxidsenke, recherchierte Nakate: Immerhin bindet dieser Wald mehr als 600 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Das entspricht einem Drittel der CO2-Emissionen des US-Transportwesens, errechnete das Weltwirtschaftsforum.
Nakate wunderte sich darüber, wie wenig in der Klima-Debatte über den gefährdeten Kongo-Regenwald gesprochen wird, über seine rabiate Zerstörung auf der Suche nach seltenen Erden, also besondere Metalle für die Digital-Industrie und die angeblich grüne E-Mobilität.
Das Kongo-Becken ist Heimat von 150 verschiedenen Ethnien, von indigenen Völker wie den Batwa, den Mbuti und den Ba´Aka. Mehr als 70 Millionen Menschen leben von diesem Regenwald, der 10.000 Arten tropischer Pflanzen beheimatet. Mehr als 1.000 Vogelarten, 700 Fischarten und 400 Säugetierarten überlebten in diesem inzwischen gefährdete Ökosystem. Es ist gefährdet, weil die traditionelle Brandrodung sich immer stärker in den Wald „frisst“. Zwischen 2000 und 2014 wurde eine Waldfläche in der Größe von Bangladesh gerodet.
Inzwischen trägt auch die industrialisierte Waldwirtschaft zur Zerstörung des Regenwaldes am Kongo bei. Die Palmöl-Produktion vernichtet immer mehr Wald, genauso der Hunger des chinesischen Marktes nach Hölzern aus dem Regenwald. Damit stellen die chinesischen Betriebe Möbel für den US-Markt her. Die durch den Wald geschlagenen riesiger Erschließungsstraßen öffnen die bisher unzulänglichen Gebiete für Jagd und mit im Paket die Wilderei. Regenwälder werden in Ackerland umgewandelt. Das Ökosystem Wald und die Heimat der indigenen Völker wird zerstört.
Plündern für die digitale Welt
Die digitale Welt des Nordens ist auch für die rasch voranschreitende Vernichtung des Regenwaldes am Kongo verantwortlich. Zwei Drittel der weltweiten Vorkommen von Coltan liegen in der Erde am Kongo. Coltan wird benötigt für elektronische Schaltkreise, für Computer, Smartphones und Spielkonsolen.
Der Abbau von Coltan garantiert hohe Profite, weil die dort Arbeitenden kaum Geld verdienen, unbezahlte Überstunden leisten, oft sind es Kinder, die in den Gruben schuften müssen. Mädchen und Frauen werden dabei sexuell misshandelt und vergewaltigt. Es ist ein vergessener Krieg in der Großregion des Kongo mit mehr als 200 Millionen Hektar Regenwald.
Es ist Vanessa Nakate ein Anliegen, dass die Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten den Regenwald am Kongo nicht vergessen. Die Menschen in dieser Region in Zentral-Afrika dienten schon im 16. Jahrhundert als menschliche „Rohstoff-Reserve“ für den Sklavenhandel. Mehr als vier Millionen Kinder, Frauen und Männer verschleppten die meist arabischen Sklavenhändler, die „Abnehmer“ waren die Großgrundbesitzer in den US-Südstaaten und in Lateinamerika. Zwischen 1885 und 1908 plünderte das belgische Königreich Land und Leute und das äußerst brutal. Mehr als zehn Millionen Menschen kamen dabei ums Leben. Die belgischen Kolonialherren waren süchtig nach Kautschuk.
Nach der Unabhängigkeit wurde es für die Menschen nicht sonderlich besser. Der Westen und der Osten ließen am Kongo Stellvertreterkriege ausfechten. Die USA stürzten den demokratisch gewählten Patrice Lumumba und ersetzten ihn durch den gewalttätigen Mobuto. Nach seinem Sturz etablierte sich Laurent-Désiré Kabila, den Che Guevara in seinen afrikanischen Tagebüchern als egoistischen Killer beschrieb.
Der Völkermord der Hutu an den Tutsi im benachbarten Ruanda schwappte in das Kongo-Becken. Seitdem sind mehr als fünf Millionen Menschen diesem ethnischen Konflikt zum Opfer gefallen. Im Osten „wabert“ eine grenzenlose Gewalt durch die Regionen Ituri, Kasai und Kivu, schreibt Nakate. Die Welt nimmt davon kaum Notiz, versucht Vanessa Nakate aufzurütteln. Wie auch Remy Zahiga, Geologe und Aktivist für die Rechte der indigenen Völker mit dem Projekt CongoEnviroVoice im östlichen Kongo.
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Deshalb, aber nicht nur, muss Afrikas Stimme in der Klimakrise gehört werden, ist die Botschaft von Vanessa Nakate in ihrem Buch „Unser Haus steht längst in Flammen“.
Nakate verweist auch darauf, dass besonders Frauen unter der Klima- Katastrophe leiden. „Frauen sind in jeder Notlage die ersten Opfer. Sie werden sexuell ausgebeutet und von Bildung ausgeschlossen“, so die Klimaaktivistin. Auch kulturelle Gepflogenheiten können hinderlich sein. Zum Beispiel sollen Mädchen in ihrer Heimat nicht auf Bäume klettern. „Wenn eine Flut käme, wüsste ich nicht, wie ich mich auf einen Wipfel retten könnte“, sagt Nakate.
Außerdem wurde die Klimakrise durch die Covid-Pandemie verstärkt und verschärft, Nakate kritisiert dabei vor allem das Fehlen von Impfstoffen. In den armen Ländern sind nur wenige Menschen immunisiert, weil „die Verteilung der Impfstoffe zwischen Arm und Reich absolut ungerecht” ablaufe, betont die Autorin. Ihre Botschaft bringt Nakate in die Schulen und erklärt Kindern, welche verheerenden Folgen es hat, wenn die Menschen Bäume für Feuerholz fällen. Sie überzeugt die Schulköchinnen, Herde zu benutzten, die nur halb so viel Holz benötigen wie herkömmliche Herde, und sie lässt mit ausländischer finanzieller Hilfe Solaranlagen auf Schuldächern installieren.
Vanessa Nakate wird auch in Zukunft alles dafür tun, dass Afrikas Stimme in der Klimakrise stärker gehört wrid.
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