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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 03.04.2014
LebenKleider wechseln Besitzer

Tauschen statt kaufen

Veröffentlicht
am 03.04.2014
Kleidertauschpartys sind eine sinnvolle Alternative in der heutigen Wegwerfgesellschaft. BARFUSS war dabei und hat mitgetauscht.
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Ein riesiger Haufen an bunten Pullovern, Hosen, kurze und lange Blusen, Shirts in verschiedenen Farben und Gürtel liegen auf dem Boden, daneben stehen einige Schuhe und Taschen. Alles aussortierte Kleidungsstücke. Wir sind in der Wohnung von Sandra Plunger aus Lana. Sie veranstaltet Kleidertauschpartys, auch Klamottenpartys genannt. Jede, die daran teilnimmt, bringt Stücke, die sie nicht mehr anzieht und tauscht sie einfach gegen die der anderen. So kann man Kleidung „kaufen“, ohne Geld auszugeben und muss seine alten Kleidungsstücke nicht entsorgen. Die Regeln sind unterschiedlich. Bei öffentlichen Tauschpartys in Amerika oder Deutschland bekommt man pro mitgebrachtem Kleidungsstück ein anderes. Bei Sandra können alle eingeladenen Freundinnen so viele nehmen, wie sie möchten: „Hauptsache, die Kleider müssen nicht weggeworfen werden“, erklärt Sandra.

Tauschen was das Zeug hält

Es ist acht Uhr abends und so langsam trudeln alle von Sandras eingeladenen Freundinnen ein. Heute sind es sieben junge Frauen. Alle haben eine volle Tasche mitgebracht und freuen sich schon auf das Tauschen. Nach einem leckeren Buffet setzen wir uns auf die Couch. Endlich beginnt der wichtigste Teil des Abends. Eine der Freundinnen legt los. Sie steht vor uns, kramt in ihrer Tasche und zieht eine weiße Bluse heraus, die sie in die Runde hält. Niemand scheint sich dafür zu interessieren, sie wird auf den Boden gelegt. Weitere Stücke, wie eine braune Hose, ein pinkes Twin-Set und ein Oberteil mit Glitzer folgen ihr. „Dieses Oberteil hat für mich einen nostalgischen Wert, ich hatte es immer beim Weggehen an“, sagt sie. Alle lachen und man denkt zurück an seine eigenen kleinen oder größeren Modesünden.

Jetzt kommt ein schwarzes Kleid zum Vorschein. „Das möchte ich haben“, tönt es vom anderen Ende der Couch. Schon wechselt das kleine Schwarze die Besitzerin. „Da die Kleider hier nichts kosten, nimmt man auch mal das ein oder andere Stück mit, welches man im Geschäft nicht kaufen würde“, ist sich Gastgeberin Sandra sicher. So traue man sich manchmal, auch ausgefallenere Sachen anzuziehen. Auf die Idee, solche Tauschpartys zu organisieren, kam die 24-jährige Lananerin durch eine deutsche Zeitschrift, die über einen Klamotten-Tauschmarkt in München berichtete. Seitdem veranstaltet die modebewusste Frau in ihrer Wohnung zweimal im Jahr Tauschabende.

Die Nächste ist dran. Wieder fällt das ein oder andere Stück auf den mich-will-keiner-haben-Stapel, wenig später ruft eine der Frauen aber auch wieder „Ich!“. Das Stichwort zum Kleidertausch. Immer wieder haben wir etwas zu lachen, wenn altmodische Kleider aus der Versenkung geholt werden. Immer wieder finden Kleidungsstücke aber auch eine neue Besitzerin.

Lustige Geschmacksverirrungen

Der Trend der Tauschpartys ist aus den USA nach Deutschland übergeschwappt und findet so langsam auch bei uns immer mehr Anklang. In Zeiten der Wegwerfgesellschaft und Massenproduktion suchen immer mehr Menschen nach einer besseren Alternative. Natürlich spielt auch das Geld eine Rolle. Nicht nur Sandra organisiert in Südtirol solche Partys, auch immer mehr junge Eltern finden Gefallen daran. Kindern kann man oft fast beim Wachsen zusehen, was liegt da näher, als sich mit anderen Eltern zusammenzutun und Kleidungsstücke zu tauschen? Der Fantasie sind beim Tauschen keine Grenzen gesetzt. Einige tauschen sogar Lebensmittel, die sie selbst anbauen, oder Haushaltsprodukte.

Jetzt ist Sandra an der Reihe, ihre Kleider vorzustellen „Diesen Pullover habe ich immer gerne getragen, aber ich ziehe ihn zu selten an“, sagt die Lananerin und hält das blaue Stück hoch. „Ich möchte ihn“, meldet sich eine ihrer Freundinnen zu Wort. Schon nach einiger Zeit ist die Ausbeute der meisten groß. „Ich mag, dass eine Geschichte zu den Kleidern erzählt wird. So weiß man, zu welchem Anlass die Freundin sie getragen hat“, sagt eine der Eingeladenen. Und obwohl man manche Stücke als Geschmacksverirrung betitelt, hat doch jede etwas gefunden, was ihr gefällt. „Und man hat immer etwas zu lachen, das ist das beste“, so eine der jungen Frauen. Nachdem alle Stücke vorgestellt wurden, geht es ans Probieren.

Nach über einer Stunde sind alle mit ihrer Ausbeute zufrieden. Mit neuen Kleidungsstücken im Gepäck geht es wieder nach Hause. Die Kleider, die nicht die Besitzerin gewechselt haben, versucht Sandra auf dem Flohmarkt oder im Internet zu verkaufen. Die restlichen verteilt sie an mehrere bedürftige Familien. „So ist jedem geholfen. Die Familien sind froh, und ich muss nicht extra zum Kleidercontainer laufen“, sagt Sandra und lächelt.

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