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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 23.02.2015
LebenSüdtirols Musiker für Direkte Demokratie

Resi sucht Demokratie

Veröffentlicht
am 23.02.2015
Resi tanzt für Resistånz. Gemeinsam mit Philip Unterholzner und Ivo Passler besucht die Handpuppe Musiker in ganz Südtirol – auf der Suche nach Demokratie.
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Resi tanzt. Quer durch ganz Südtirol und von einem Musiker zum anderen. Resi ist eine Handpuppe aus Holz, mit freundlichem Lächeln, eingekleidet mit Dirndl, violettem Kopftuch und rosa Sarner. Gemeinsam mit Ivo Passler, 34 und Philip (Flyle) Unterholzner, 26 macht sie sich auf den Weg, um sich mit den Musikern dieses Landes über Demokratie zu unterhalten und die interessanten Treffen inklusive musikalischer Darbietung auf Video festzuhalten. Der Verein Initiative für mehr Demokratie hat das Projekt ins Leben gerufen, um über die Musik auch junge Leute für das Thema zu sensibilisieren.

Heute treffe ich Resi mit den beiden jungen Männern im Jugendzentrum JUX in Lana. Wir setzen uns in die Sonne. Resi steht auf dem Tisch. Vier von zwölf Stationen haben sie schon hinter sich und dabei „viele coole Leute, Orte und Räume kennengelernt“, sagen Passler und Unterholzner. Am Ende ihrer Reise findet am 31. Mai, dem dritten Tag vom Open Air Gaul in Lana, ein gemeinsames Abschlusskonzert mit den besuchten Musikern statt.

Wie ist es zum Projekt Resistånz gekommen?
Passler:
Der Verein Initiative für mehr Demokratie wollte ein Projekt starten, um ein junges Publikum zu erreichen. Da ich den Geschäftsführer Stefan Lausch kenne und aus der Jugendarbeit komme, hat er mich gefragt. Wir wollten mit Musik arbeiten. Die Idee, eine Reise zu Musikern zu machen, entstand und ich habe Philip angesprochen.
Unterholzner: Die allererste Idee war ja ein Bandcontest. Aber dabei geht es nicht viel um Demokratie. Entweder entscheidet eine Jury oder die besten Kollegen der Band wählen. Das wollten wir nicht. Durch die Stationen unserer Reise bekommt jetzt jeder gleich viel Wertschätzung.
Passler: Die Logik, dass viele mitmachen und nur einer gewinnt, ist scheiße. Wir möchten honorieren, dass die Musiker ambitioniert dabei sind und jeder etwas Wichtiges beitragen kann.

Und wie seid ihr dann zur Resi gekommen?
Passler:
Boah. Ich glaube das war über den Namen. Nach einigem Grübeln kamen wir darauf. Resistenz, Resistanz, da ist ja die Resi drin. Aber wer ist die Resi und brauchen wir sie? Per Zufall kam ich zu einer Ultner Hobbyschnitzerin, die anonym bleiben will.Ihre Holzpuppen sind noch nie ans Freie gekommen, sie behält sie noch geheim. Eine dieser Ultner Holzpuppen hat mich angesehen und ich wusste gleich: Das ist die Resi.

Wie habt ihr euch die Musiker ausgesucht?
Unterholzner:
Es gab eine offene Ausschreibung, auf die sich sechs bis sieben gemeldet haben. Damit wir das ganze Land, die Genres und die Altersgruppen abdecken, haben wir dann selbst noch aktiv Musiker gesucht.
Passler: Auch nach der Ausschreibung haben sich noch Musiker gemeldet. Mittlerweile sind wir voll ausgebucht und haben sogar mehr in der Liste, die wir noch dazunehmen möchten. Wir suchen nach Möglichkeiten, alle einzubeziehen.

Was soll das Projekt Resistanz bewirken?
Passler:
Unser Leitgedanke war: Vieles muss besser werden, muss vieles besser werden und vor allem was? Thematisch hängen wir stark in Diskussion mit der Initiative für mehr Demokratie. Deren Themen sind natürlich politisch und basispolitisch. Die Initiative versucht schon seit Jahrzehnten die direkte Demokratie in Südtirol zu stärken und voranzutreiben. Politik, Macht und Partizipation sind Thema. Bei den letzten beiden Stationen kam schnell das Thema Integration und Rassismus von Seiten der Musiker auf. Ein inoffizielles Motto war auch die Frage: Was können Politiker oder andere Menschen von Musikern lernen? Auch in Bezug auf Kommunikation und Respekt. Wenn Musiker aufeinandertreffen, passiert es, dass sie sich gleich friedfertig verstehen.
Unterholzner: Und das auch ohne Worte. Für mich geht es darum, dass man anfängt zuzuhören. Nicht Politikern und nicht den Medien, sondern sich gegenseitig.

Was ist eure Meinung zur Direkten Demokratie?
Unterholzner:
Es ist schwierig, eine umfangreiche direkte Demokratie zu fordern, weil es Gefahren mit sich bringen könnte. Grundsätzlich ist sie schon erstrebenswert, aber es braucht auch eine gewisse Tradition, dass die Leute lernen, mit der Verantwortung umzugehen. Es muss sich langsam entwickeln, glaube ich.
Passler: Würde ich auch sagen. Demokratie braucht mündige Menschen. Um mitzudenken und mitzuentscheiden, muss man auch informiert sein. Wenn die direkte Demokratie weiter entwickelt wird, müsste sich parallel auch das Informationswesen mit entwickeln. Und da sehe ich ein Problem: Die Medienlandschaft zum Beispiel ist so richtig vereinnahmt von gewissen Lobbys.
Ich finde, die repräsentative Demokratie funktioniert ja nicht mehr. Wir wählen ja eh nicht mehr. Der Chef der europäischen Zentralbank wurde nicht gewählt und wer hat damals Mario Monti gewählt? Wir brauchen eine Alternative und mir gefällt, dass die Leute das langsam durchschauen, anfangen selber zu denken und nicht mehr alles zu glauben, was einem in den Medien gezeigt wird.

Sollten die Politiker alle mal mit Resi tanzen?
(langes Schweigen)
Unterholzner: Die Frage ist, ob das die Resi möchte? (beide lachen) Vielleicht mit dem Politiker als Mensch schon, aber nicht mit ihm in seiner Rolle.
Passler: Ich tanze auch nicht mit jedem Menschen und die Frage ist ja: Tanzt er mit Resi, damit er danach sagen kann, ich habe auch mit Resi getanzt, oder interessiert ihn etwas anderes daran? In der Politik geht es oft um Darstellung, mit Hintergedanken, Profit daraus zu schlagen. Damit hat unser Projekt nichts zu tun.

Das erste Video mit Dominik Plangger ist im Kasten:

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