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Hubert H. ist seit fünf Jahren alleinerziehend. Zwei seiner Kinder, heute sechs und acht Jahre alt, leben seit der Trennung von seiner Lebensgefährtin bei ihm. Die jüngste Tochter, vier Jahre, kam vor einigen Monaten zu ihrem Vater. Die Mutter der Kinder habe psychische Probleme und könne sich nicht richtig um die gemeinsamen Kinder kümmern, erzählt er.
Seit dem Jahr 2006 wird das Sorgerecht in Italien, außer in besonderen Härtefällen, auf beide Eltern aufgeteilt. Das ist auch im Fall von Hubert H. so. Deshalb sind die Kinder sechs Tage im Monat bei ihrer Mutter. Allerdings habe das gemeinsame Sorgerecht von Anfang an nicht funktioniert, und viele Kleinigkeiten müssten seitdem vor dem Jugendgericht geregelt werden, erzählt er. „Am Freitag muss ich wieder vor Gericht und ich weiß nicht mal mehr warum.“ Fast annähernd 100.000 Euro habe er bisher dafür ausgegeben – kaum finanzierbar für den Landwirt. „Sie hat sogar zugegeben, dass sie die Kinder nur haben will, weil sie das Kindergeld braucht. Passiert ist trotzdem nichts“, so der junge Vater. Der Grund für den endlosen Gerichtsstreit ist für ihn klar: Seine ehemalige Lebensgefährtin, die es regelmäßig wenn auch nicht immer schafft, den Sozialdienst zu täuschen und in die Irre zu führen. Die Eltern reden kaum noch miteinander, jede Beschwerde landet beim Sozialsprengel oder den Anwälten.
Wenn zwei sich streiten
Ida Lanbacher von der Plattform für Alleinerziehende kennt dieses Problem. Wenn die Eltern nicht mehr zusammen klarkommen, leiden vor allem die Kinder darunter. Lanbacher fordert deshalb eine verpflichtende Mediation für Eltern – mindestens drei Sitzungen – damit sie an ihren Problemen arbeiten und sich selbst einigen, ohne Gericht und ohne Anwalt. Hubert H. war mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin vier Jahre lang bei einer Mediatorin, gebracht habe es nichts, sagt er.
Er ist Landwirt und bewirtschaftet im Vinschgau einen eigenen Hof. Um Haushalt und Kinder kümmert er sich alleine. Nur zu Klauber- und Zupfzeiten beschäftigt er ein Kindermädchen. Ab und zu helfen ihm seine Geschwister. Er komme alleine klar und mit der Doppelbelastung Kinder und Arbeit gut zurecht, er schaffe das auch als Mann, sagt er.
Auflagen für einen Vater
Allerdings sei es für den Sozialdienst nicht so einfach mit alleinerziehenden Vätern umzugehen, weil vor allem auch die Erfahrungswerte fehlten, glaubt Hubert und erzählt von Auflagen, die ihm gemacht wurden: Er solle seine Arbeit so weit als möglich einschränken, um sich um die Kinder zu kümmern. „Ich bin als Bauer selbstständig, da kann ich nicht sagen, ich arbeite nur Teilzeit oder gar nicht mehr. Außerdem will ich meinen Kindern auch etwas hinterlassen“, sagt er. Ein Kindermädchen zur Unterstützung sei dagegen nicht notwendig, so die Meinung des Sozialdienstes. Dafür sollte er sich einige Zeit später eine Haushaltshilfe suchen.
Dass man sich als Mann und Vater beweisen muss, finde er richtig. Dann sollten die Sozialdienste aber auch helfen und nicht noch mehr Probleme bereiten: „Der Sozialdienst ist ein Verein, der immer wieder alles ausreden will und es kaum schafft zu sagen, hier ist die Grenze, hier geht es nicht mehr weiter, hier ist Schluss." Immer wieder werde der ehemaligen Lebensgefährtin eine Chance gegeben, immer wieder werde ihr vertraut und diese nütze die Chancen immer wieder zum Nachteil der Kinder aus und provoziere ihn dadurch. Für den Vater eine enorme psychische Belastung. Eine alleinerziehende Mutter hätte es nicht so schwer, glaubt Hubert. „Ich werde meinen Anwalt brauchen, bis die Jüngste 18 Jahre alt ist und das kann ich mir nur leisten, weil mein Anwalt Verständnis hat und mir mit seinem Honorar sehr entgegenkommt."
Anonyme Hilfe für Väter
Alleine gelassen fühlt sich der alleinerziehende Vater auch von der Männerberatung, an die er sich vor ein paar Jahren gewandt hat. Doch bis auf das Angebot einer Rechtsberatung erst Wochen später, konnte ihm die Beratungsstelle nicht helfen. Deshalb möchte er jetzt selbst Männer in ähnlichen Situationen unterstützen. Es soll keine Selbsthilfegruppe sein und kein Verein, sondern unkomplizierte Hilfe. Ganz anonym könnten sich betroffene Väter bei ihm melden (Telefonnummer 0039 377 275 6840).
Ein alleiniges Sorgerecht will Hubert H. trotz der Schwierigkeiten aber nicht. Ihm ist wichtig, dass die Kinder Kontakt zur Mutter haben, sich ein eigenes Bild von ihr machen. Und er hat Angst, dass ihm seine Töchter irgendwann vorwerfen würden, er habe ihnen die Mutter genommen. Das sieht auch Ida Lanbacher so: Bei einer Trennung oder Scheidung müssten die Kinder in den Mittelpunkt gestellt werden, denn „ein Kind hat das Recht auf beide Eltern.“
Im ersten Teil erzählt eine alleinerziehende Mutter von ihren Erfahrungen.
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