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Wer kennt es nicht, das Jugendzentrum JUX in Lana. Für die Jugendlichen zwischen zwölf und 26 Jahren aus Lana und Umgebung eine Anlaufstelle, ein Treffpunkt, ein Ort für Freunde. Es liegt neben der italienischen Volksschule Pangart und dem Kindergarten St. Peter. Mehrere Räume erstrecken sich über insgeasamt 600 Quadratmeter. Der Eingangsbereich ist großzügig und offen. Man steht mitten im öffentlichen Jugendcafé. Rechts eine Theke, links einige Sitzgelegenheiten – Palettenmöbel und Sofas, geschenkt, vom Recyclinghof oder selbst gebaut, wie ein Mitarbeiter später erklärt. Zwei Mädchen spielen Klavier, auf dem Sofa sitzt ein Bursche und häkelt, ein anderer fährt mit Rollschuhen quer durch den Raum.
Viel los ist heute nicht. Aber auch an spärlich besuchten Tagen seien insgesamt um die 40 Jugendliche hier. Bei Veranstaltungen und Konzerten weit mehr. Im Mai feiert das JUX Geburtstag – mit einer riesigen Fete. In den vergangenen 25 Jahren hat sich viel getan. Das Jugendzentrum ist angesehen, hat aber wie andere auch mit den ein oder anderen kleinen Problemchen zu kämpfen. Dazu aber später.
Das JUX bietet ein breit gefächertes Angebot: Capoeira – ein brasilianischer Kampftanz, kochen, politisches Café mit Diskussionsrunden, Ausflüge zum Rodeln, Skifahren oder Skaten, Sport und Theater sind nur einige der Aktionen. Ein Raum kann für Vereinssitzungen und Geburtstage gemietet werden, regelmäßig wird ein Kinotag veranstaltet. Ein weiteres großes Thema ist die Musikkultur. Zwei Proberäume stehen Bands wie Dead like Juliet oder Gipsy Road Gang zur Verfügung. Monatlich gibt es die legendären und weit über Lana hinaus bekannten Stromkeller-Konzerte. Die Aktion „Nichts tun”, wie ein Mitarbeiter des JUX sie nennt, stehe aber ganz oben. Es brauche nicht täglich Aktionen, die die Jugendlichen irgendwann übersättigen. In erster Linie gehe es darum, sich im Jugendzentrum ohne Konsumzwang mit Freunden zu treffen. An den Eingangsbereich grenzt der Spielraum an, in dem umgeben von weinrot-gemusterten Tapetenwänden ein Billardtisch, ein Calcetto und ein Tischtennistisch stehen.
Aus dem hinteren Bereich des Jugendzentrums tönt laute Hip-Hop-Musik. Hier wird heute geskatet. Zwei junge Burschen haben in der Mitte eine „Grind Rail“ aufgebaut und üben ihre Sprünge. Die Skaterszene ist wieder im Kommen. An anderen Tagen wird hier getanzt oder auch Fußball gespielt. „Unmöglich gibt es im JUX nicht“, sagt Maria Karnutsch und lacht. Sie ist eine der Jugendarbeiter und zeigt das Herzstück des JUX: den Medienraum. Hier findet mehr statt, als nur im Internet zu surfen. JUXMediaLab, vor drei Jahren als Pilotprojekt gestartet, ist heute eines der Fixangebote. Hier entstehen Flyer, Hompages, Fotos und Videos – vielfach als Aufträge von Firmen, die von den Jugendlichen umgesetzt werden. Heute arbeiten zwei von ihnen an einem Schulprojekt.
„Natürlich gibt es auch hier Stimmen, die sagen: Da gibt es Probleme mit Ausländern, da wird Alkohol oder Rauschgift konsumiert. Aber das kommt von denen, die noch nie hier waren.“
In der Werkstatt daneben wird von einigen „Ex-Jugendlichen“ gerade am Faschingswagen für den großen Umzug in Lana gebastelt. Sie waren früher viel im Jugendzentrum und helfen auch heute noch aktiv mit. „Darüber sind wir sehr froh“, sagt Florian Ploner, von allen Flotze genannt. Er ist pädagogischer Leiter und Geschäftsführer des JUX und bereits seit der Gründung 1990 mit dabei. Keiner sei hier nicht mit Flotzes Fingerabdruck versehen. Er beobachtet eine Veränderung der heutigen Jugend. „Früher blieben sie an einer Idee dran. Zurzeit sind sie sehr unverbindlich und sprunghaft unterwegs“, sagt er. Wie die Erwachsenen auch.
Was sich nicht geändert hat sind die Themen, die die Jugendlichen beschäftigen: Probleme in der Schule und in der Familie, Zukunftsängste, Freizeitgestaltung und das andere Geschlecht. Hier finden sie Halt, das JUX sei eine Art Geländer für die Jugendlichen in der Zeit der Abnabelung von zu Hause, so Ploner.
Seit 1998 ist das JUX in diesen Räumlichkeiten immer weiter gewachsen. Nicht zuletzt durch viel Eigenarbeit der Mitarbeiter und der Jugendlichen. Unterstützung im Bereich Jugendarbeit fehle oft ein bisschen. „Es stehen Kürzungen an, von denen auch das JUX betroffen ist“, so Ploner. Deswegen wird hier viel selbst gemacht. Angefangen bei den Möbeln. Um die Durststrecke von Dezember bis März zu überbrücken, muss sich das Team immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um die laufenden Kosten decken und Wünsche der Jugendlichen erfüllen zu können. Alle müssen sich dafür einsetzen und Zeit investieren, um ein Projekt zu realisieren. Dann habe es auch viel mehr Wert. Die Jugendlichen entscheiden mit und das JUX wird ein Teil von ihnen.
Der Ruf des Jugendzentrums ist gut. Das liege zum einen an der offenen Gemeinde und zum anderen daran, dass alle Altersgruppen aus dem Dorf bei verschiedenen Projekten miteinbezogen werden. „Sonst wären wir vielleicht nur ein mickriger Jugendraum“, gibt der 46-jährige Lananer zu. Andere Jugendzentren müssten oft länger um Räumlichkeiten kämpfen und hätten auch beim Thema Akzeptanz weit mehr Schwierigkeiten.
„Natürlich gibt es auch hier Stimmen, die sagen: Da gibt es Probleme mit Ausländern, da wird Alkohol oder Rauschgift konsumiert. Aber das kommt von denen, die noch nie hier waren“, so Ploner. Ausgeschenkt wird nur Bier und Wein in Maßen. Zu Alkoholexzessen komme es deshalb nicht. Diese werden auch nicht geduldet, sagt er. „Manchmal spielen sie sich aber leider Gottes im Umfeld ab“, sagt der Jugendarbeiter. Am Wochenende schließt das Jugendzentrum um zehn Uhr – bei einer Party bis ein Uhr. Vielen ist das zu früh, sie feiern anderswo weiter. All das bezeichnet Ploner aber nicht als große Probleme. Er ist stolz auf das Jugendzentrum, auf das, was sich aufgebaut hat, und blickt zuversichtlich in die Zukunft. Was er sich wünsche, wären noch mehr Jugendliche, die aktiv bei Projekten mitarbeiten. So wie die ehrenamtliche Gruppe der „Ex-Jugendlichen“ aus Lana, die jedes Jahr mit vollem Einsatz das Open Air in der Gaulschlucht organisiert.
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