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Ein Motorrad ist mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Für die meisten ist die eigene „Troppl“ sogar ein Stück Lebensgeschichte. In jedem Fall aber hat ein Troppl-Besitzer einige Geschichten auf Lager, die er oder sie noch den eigenen Enkelkinder erzählen wird. So lange wollten wir natürlich nicht warten. Deswegen haben wir uns umgehört und für euch schon jetzt einige abenteuerliche Motorradgeschichten in Südtirol aufgeschrieben.
Meine Freunde und ich waren in einer Bar und zelebrierten den Feierabend. Wir Jungs wollten in eine andere Bar fahren, aber die Mädels hatten alle kein Fahrzeug und wir wollten sie natürlich nicht zurücklassen. Also kam mir die brillante Idee, dass wir doch alle in meinen Dreiradler steigen könnten, um zur nächsten Bar zu fahren. Das Problem: Wir waren zwei Jungs und zehn Mädels. Die Lösung: Wir sind einfach zu zwölft im Dreiradler losgefahren. Drei vorne in der Kabine und neun hinten auf der Ladefläche.
Schon bald haben die Reifen angefangen zu stinken. Nach einem Kilometer ist ein Reifen geplatzt. Das hat uns aber nicht davon abgehalten, weiterzufahren. Schließlich wollten wir unbedingt in diese andere Bar. Wir sind also auf zwei Reifen und einer Felge weitergefahren. Ihr könnt euch vorstellen, wie die Funken geflogen sind. Und es hat gerüttelt, als würde man auf einem Ross reiten.
Nach drei Kilometern ging gar nichts mehr. Wir mussten den Dreiradler schieben. Zum Glück hatte mein Kumpel genau dort sein Auto geparkt, mit welchem er aber noch nicht fahren durfte, er war erst dabei, seinen Führerschein zu machen. Trotzdem sind wir dann zu zwölft in seinen Punto gestiegen und zur Bar gefahren. Der Dreiradler musste nach dieser Aktion in die Werkstatt.
15 Jahre ist es schon her. Mein Mann und ich hatten uns gerade ein 125er-Motorrad gekauft, um auf unseren Bergwiesen zu fahren. 1.500 oder 2.500 Euro hat es gekostet. Genau weiß ich es nicht mehr.
An diesem Tag wollten wir zum ersten Mal gemeinsam den Wiesenweg hochfahren. Und logischerweise fährt dabei der Mann. Eh klar.
Das Motorrad schießt geradeaus die Böschung hoch und was macht mein Mann? Er springt ab.
Wir sind also gestartet. Ich hinten drauf. Er vorne am Steuer. In der ersten Kurve wären wir schon fast gelegen und ich denke mir noch: Hollawind, kann der das nicht oder tut er das extra? In der nächsten Kurve wusste ich: Er kann es wirklich nicht.
Wir schaffen die Kurve nicht, das Motorrad schießt geradeaus die Böschung hoch und was macht mein Mann? Er springt ab. Ich bin aber noch hinten oben. Ich schieße mit den Händen zur Lenkstange vor, um das Motorrad wieder unter Kontrolle zu kriegen. Was logischerweise nicht mehr klappt. Ich pralle mit dem Motorrad die steile Böschung runter und bleibe neben dem Motorrad liegen. Das Motorrad verbogen. Mir Gott sei Dank nichts passiert. Und das erste, was mein Mann sagt: „Wärst du doch auch abgesprungen!“ Ich nur: „Fahlts, auf keinen Fall. Das ist ein neues Motorrad“.
Seit diesem Tag fahre nur noch ich und mein Mann sitzt hinten. Er ist nie wieder – auch alleine nicht – mit diesem Motorrad gefahren.
Meine Freundin und ich wollten mit unseren Freunden am See feiern, aber sie durfte damals noch nicht ausgehen. An diesem Samstagabend hat sie also zu ihrem Vater gesagt, sie würde bei mir übernachten. Stattdessen sind wir mit meinem Scooter zum See gefahren.
Am See hat es bald angefangen zu schütten und wir wollten zurück nach Hause. Das Angebot von einem Freund, uns nach Hause zu fahren, haben wir abgelehnt, denn ich wollte den Scooter nicht beim See zurücklassen. Ich brauchte ihn am nächsten Morgen, um zu meinem Ferienjob zu kommen. Also fuhren wir mit dem Scooter zurück, ich vorne am Steuer, meine Freundin hinten. Es war schon dunkel.
Als ich plötzlich hinter mir ein Licht bemerkte, fragte ich meine Freundin: „Ist das ein Auto? Schau mal zurück. Wenn es ein Auto ist, fahre ich zur Seite, damit es vorbeifahren kann.“ Leider habe ich mich auch umgedreht und das war ein Fehler.
Als ich wieder nach vorne blickte, sah ich nur noch einen Wehrstecken. Ich rief noch: „Halt dich feeest!“ Aber dann hats schon gescheppert und wir lagen im Graben. Wir fluchten. Ich: „Scheiße, hast du dir weh getan?“ Sie: „Nein, du?“ Ich: „Nein.“ Glücklicherweise standen wir schneller wieder auf, als wir gelegen sind. Aber das war nicht das einzige Glück an diesem Abend. Nun kam das Auto hergefahren und hielt am Straßenrand an.
Er fragte: „Madler, habt ihr euch weh getan?“ Ich: „Nein, wir sind nur zur Seite gefahren.“
Wir stellten den Scooter schnell wieder auf und taten so, als sei nichts passiert. Aus dem Auto stieg ein junger fescher Mann. Er fragte: „Madler, habt ihr euch weh getan?“ Ich: „Nein, wir sind nur zur Seite gefahren.“ Wenn meine Freundin damals gewusst hätte, dass der Junge im Auto einmal ihr Mann wird…
Wir beide waren klitschnass, voller Dreck und Schlamm, mit Schrammen und blutenden Händen und Knien. Kurz darauf riefen wir unsere Freunde an, die uns zu Hilfe eilten. Sie gaben uns ihre T-Shirts und Pullover und fuhren dann oben ohne zu zweit mit dem Scooter zu mir nach Hause. Wir mit dem Auto hinterher.
Meine Freundin hat diesen Sommer immer lange Hosen getragen, weil sie Angst hatte, dass ihr Vater fragt, wo sie diese Schramme herhat. Heute können wir darüber lachen. Vor allem für meine Freundin war dieser Unfall damals in Wirklichkeit ein großer Glücksfall.
Ich bin mir bis heute nicht hundertprozentig sicher, ob es die weiße, stromlinienförmige Karosserie der wunderschönen Vespa war, die mich und meine damalige Freundin auf den Olymp der „Tropplfohrer“ beförderte oder ob es doch an unseren in Vintage getränkten Lederjacken und Sonnenbrillen lag.
Auf jeden Fall stand der Punkt „Mit Freundin auf Vaters Vespa durch Südtirol fahren“ damals schon eine ganze Weile auf meiner To-Do-Liste. Nachdem seine Vespa aber ihre besten Zeiten (vorläufig) schon hinter sich hatte und seit gut zwanzig Jahren im Keller vor sich hin verweste, holte ich sie zusammen mit einem Kumpel kurz nach Weihnachten aus dem Keller heraus, um sie wieder fahrtüchtig zu machen.
Natürlich hatten wir absolut keine Ahnung von dem, was wir da machten, geschweige denn davon, wie der Motor einer Vespa aufgebaut war. Ich kannte aber jemanden, der jemanden kannte und so schafften wir es, das Ding nach ein paar Monaten wieder fahrtüchtig zu machen. Im darauffolgenden Sommer sollte die Reise dann losgehen. Wir hatten die Route so geplant, dass es nach Kaltern, dann auf den Karerpass und weiter nach Bruneck gehen sollte.
Nass bis auf die Knochen, aber immer noch cool wie Fonzie himself (die Lederjacken!!).
Nun ist so eine Rundfahrt durch die Südtiroler Landen selbstverständlich wunderschön und romantisch, aber nach einer gewissen Zeit richtig harte Arbeit. Insbesondere als Beifahrer(in) bekommt man spätestens nach zwei Stunden enorme Rückenschmerzen, weswegen regelmäßige Pausen einfach unabdingbar sind. Ich muss aber sagen, dass ich das weniger als ein Problem, als viel mehr als Vorteil sah. Tankstellen fand ich schon immer gemütlich und der Kaffee war und ist dort auch immer schon irgendwie gut. Wahrscheinlich auch deshalb, weil dort einfach täglich tausende Tassen über die Theke wandern und die Kaffeemaschinen ständig laufen, wodurch die Handbewegungen den Baristas ins Blut übergehen.
Nachdem sich Koffein und Benzin und Zucker (Herrgott! Ich hätte doch fast die Gipfelen vergessen!) also vermischt hatten, wollten wir weiter nach Bruneck, um dort zu übernachten. Ein ungemütliches und zusätzlich noch ziemlich heftiges Sommergewitter hat uns dann aber doch einen Strich durch die Rechnung gemacht, wodurch wir in einer fremden Garage Unterschlupf suchen mussten und dort abwarteten, dass das Unwetter vorüberzog. Nass bis auf die Knochen, aber immer noch cool wie Fonzie himself (die Lederjacken!!) haben wir unsere Pläne hingeschmissen und sind dann im Schritttempo nach Hause getuckert.
Am Freitag folgt Teil 2 unseres Reports.
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