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Es ist die fünfte Generation der Mobilfunktechnologie. Für viele Menschen bedeutet das neue Mobilfunknetz 5G bessere technische Möglichkeiten, extrem schnelle Datenübertragung und Internetempfang auch im letzten Bergdorf Südtirols. Aber nicht nur das Surfen im Internet soll noch schneller werden. Der große Vorteil von 5G ist die Vernetzung des sogenannten „Internets der Dinge“.
Im Vergleich zu 4G mit einer Latenzzeit in der Größenordnung von 100 Millisekunden, soll 5G eine Latenzzeit von 1 Millisekunde und weniger haben. Latenzzeit, das ist die Ende-zu-Ende-Verzögerung in den Mobilfunknetzen. Je kürzer die Latenzzeit, desto schneller das Internet. Dadurch eröffnen sich für Unternehmen große Möglichkeiten: Maschinen können über das Internet gesteuert werden, Computer können sich mit Robotern verbinden, Augmented Reality und selbstfahrende Autos können realisiert werden.
Das Ergebnis wäre also eine Welt, die um ein Vielfaches vernetzter ist. Das löst nicht nur Begeisterung, sondern zunehmend auch Sorgen aus. Viele Menschen haben Angst vor negativen Auswirkungen auf den menschlichen Körper und eine steigende Strahlenbelastung. Aber welche Auswirkungen hat 5G auf den menschlichen Körper wirklich? Ist es schädlicher als 4G?
Patrick Ohnewein, Experte für Digitale Technologien vom NOITechpark in Bozen, sagt: „Natürlich sind es elektromagnetische Strahlen. Aber man muss auch schauen, in welchem Frequenzbereich man sich bewegt.“ Diese Frage wird in Diskussionen zum Thema 5G häufig vernachlässigt.
Strahlung ist heute allgegenwärtig. Überall, wo Strom ist, gibt es eine Grundstrahlung. Der Wechselstrom wechselt beispielsweise 50 Mal pro Sekunde, hat also eine Frequenz von 50 Hertz. Ein Analogradio- oder Fernseher hat eine Frequenz von ca. 16.000 Hertz. Im WiFi-Bereich zuhause ist man bereits bei 2,4 bis 5,3 Gigahertz. Der Vorsatz “Giga” steht für eine Milliarde.
Zurzeit ist 5G noch in Testphase und der Standard ist auch noch nicht zu 100 Prozent definiert. Die verschiedenen Technologien des 5G starten bei 600 Megahertz und gehen hinauf bis 6 Gigahertz, also vergleichbar zum WiFi zuhause. „All diese Strahlen sind weit entfernt von den sogenannten ionisierenden Strahlen, die dem Menschen schaden oder Organismen verändern können“, erklärt Ohnewein. Zum Vergleich: Radioaktive Strahlen haben 30 Millionen Terahertz, also schon eine ganze Menge mehr. Tera steht dabei für eine Billion. Sind die Sorgen einiger Bürger also unberechtigt?
Nein, sagen die Umweltschutzgruppe Terlan und die Verbraucherzentrale Südtirol. Beide warnen vor dem 5G Mobilfunknetz.
„Dem Bürger bringt das alles gar nichts, abgesehen von mehr Umweltverschmutzung, Belastung in jeder Lebenssituation, Kontrolle und Überwachung …“
Ein großer Nachteil, den 5G mit sich bringt, ist ein zwangsläufiger Ausbau der Infrastruktur. Die Umsetzer und Antennen von 4G reichen nicht aus, denn je höher die Frequenz, desto mehr Daten kann man zwar übertragen, aber desto weniger weit reicht die Abdeckung. Die Reichweite vom 5G-Signal ist also nicht so hoch wie die vom 4G-Signal, deswegen müssten viel mehr kleinere Umsetzer und Antennen her, um das Signal flächenübergreifend abzudecken.
Francesco Imbesi von der Verbraucherzentrale Südtirol sagt: „Dem Bürger bringt 5G gar nichts, abgesehen von mehr Umweltverschmutzung, Belastung in jeder Lebenssituation, Kontrolle und Überwachung, Verschärfung der Klima-Problematik.“
Auch Mediziner und Naturwissenschaftler warnen in einem Appell mit derzeit über 150.000 Unterzeichner in 208 Ländern (Stand: 27. September 2019) vor dem Ausbau der 5G-Technik, da sie diesen als gefährliches Experiment an der Menschheit sehen.
Zudem könnten Verbraucher durch das „Internet der Dinge“ noch mehr kontrolliert bzw. manipuliert werden: Durch die Stimmanalyse von Smart Speakern wie Alexa und Co., durch die Erfassung der Konsumwerte und der Gewohnheiten der Verbraucher. „Das alles raubt immer mehr Raum der Privatsphäre jedes Einzelnen“, sagt Imbesi.
Wenn neue Technologien eingeführt wurden, waren damit immer auch Ängste verbunden. Jede neue Technologie verursachte Debatten. Bereits bei 3G, dann bei 4G im Wireless-Bereich und jetzt bei 5G.
Für Imbesi sind die Sorgen nach wie vor begründet: „Unabhängige Studien beweisen seit rund 20 Jahren die Schädlichkeit jeder Übertragungstechnik über Mikrowellen von 2G, 3G und 4G. Warum sollte 5G jetzt besser sein?“ Einige Studien, in denen etwa Ratten starken elektromagnetischen Feldern ausgesetzt wurden, zeigen, dass Mobilfunkfrequenzen vielleicht doch Tumore verursachen können. Am Forschungsinstitut Ramazzini in Bologna wurden Untersuchungen zu den Auswirkungen des 3G-Mobilfunks bei Ratten durchgeführt. Mit dem Ergebnis, dass die exponierten Tiere vermehrt Krebsgeschwüren im Hirn- und Herzbereich (sog. Schwannome) entwickelt haben. Beim amerikanischen Schadstofflabor NTP wurden ähnliche Befunde festgestellt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte die Strahlung von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern seit 2011 als „möglicherweise krebserregend“ ein. Aufgrund der wissenschaftlichen Beweislage ersuchen unabhängige Forscher die WHO, Elektrosmog als sicheren Faktor für die Krebspromotion einzustufen.
„Wir sind meilenweit von ionisierender Strahlung entfernt.“
6 Gigahertz sind höher als die die rund 1.000 Hertz, auf denen sich die ersten Handys mit den Langwellenstrahlen bewegten, damit sei man laut Ohnewein aus physikalischer Sicht betrachtet aber noch meilenweit von ionisierender Strahlung entfernt. Diese startet bei 750 Terahertz, also 750.000 Gigahertz.
Wann 5G Südtirol erreichen wird, ist noch unklar. Sie zu stoppen, wird laut Ohnewein aber nicht möglich sein. „Wir können auch nicht sagen, wir wollen keine Automatisierung haben und selbstfahrende Autos sollen am Brenner stehenbleiben und umdrehen.“ Südtirol brauche die technologischen Voraussetzungen für Kooperationen mit anderen Ländern.
Die ersten Testregionen mit 5G laufen in Italien seit mehreren Jahren. Ob schädlich oder nicht, Langzeitstudien für die neue 5G-Technologie gibt es noch keine und niemand kann sagen, wie sich die Strahlenbelastung auf die Bevölkerung unter 5G auswirken wird.
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