BARFUSS LogoDas Südtiroler Onlinemagazin
BARFUSS LogoSüdtiroler Onlinemagazin

Support Barfuss

Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus

BARFUSS LogoDas Südtiroler Onlinemagazin
Wolfgang Mayr
Veröffentlicht
am 31.12.2021
LebenThe Others

Die Rückkehr der Frauen

Veröffentlicht
am 31.12.2021
In der vorkolonialen Gesellschaft der Ureinwohner waren Frauen gleichberechtigt. Der europäische Kolonialismus zerstörte die egalitären indigenen Gemeinschaften. Jetzt holen sich die indigenen Frauen ihren Platz zurück.
Damit BARFUSS weiterhin hinterfragen, aufklären, erzählen und berühren kann, brauchen wir DEINE Unterstützung!
Werde Teil unserer Community.
Teile unsere Story
US Department of the Interior.jpg
Deb Haaland

Die Nachrichtenplattform „Indian Country Today“ widmete jüngst engagierten indigenen Frauen eine Artikelserie. Es ist eine Hommage an Frauen, die für ihre Gemeinschaften, auf den Reservaten, auf dem Land, in den Städten aktiv sind. Diese Frauen holen sich wieder ihre Rolle zurück, die im Kolonialismus verloren ging.

Der europäische Kolonialismus erstickte die Stimmen indigener Frauen, schreibt Brandi Morin, verhalf dem Patriarchat zum Sieg auch bei den tribal nations. „Der große und mächtige männliche Häuptling wurde zum Symbol der Führung der indigenen Gesellschaft,“ spöttelte „Indian Country Today“, aus der indigenen Gesellschaft wurde eine weiße Gesellschaft.

Die Auswirkungen dieses Wandels ist extreme Gewalt gegen indigene Mädchen und Frauen, ausgeübt von weißen Männern, nachgeahmt von indigenen Männern.

„Jetzt kehren indigene Frauen in die Mitte der Gesellschaft zurück,“ kommentiert „Indian Country Today“ die Entwicklung. Es gibt unzählige indigene Frauen, die für ein besseren Leben kämpfen, auf der ganzen Welt, berichtet die online-Zeitung des Indian Country und stellte einige vor. Mit diesen Mini-Porträts will Brandi Morin Mut machen. Morin ist eine preisgekrönte Journalistin der Michel First Nation in Alberta (Kalifornien). Ihre Geschichten über indigenes Leben veröffentlichte unter anderem die “New York Times”.

USA – Deb Haaland
Erste indigene US-Innenministerin

Deb Haaland ist eine Laguna Puebla aus Albuquerque (New Mexico), alleinerziehende Mutter, Marathonläuferin, Anwältin und war vor ihrer parlamentarischen Bundeskarriere Mitglied des Kongresses für New Mexico.

2018 wurden Haaland und Sharice Davids von der Ho-Chunk-Nation als erste indigene Frauen in den US-Kongress gewählt.

Haaland setzt sich für bezahlbare Gesundheitsversorgung ein, für Öko-Rechte, für die Rechte der indigenen Völker und der indigenen Frauen. Diese werden in den USA öfters Opfer männlich-rassistischer Gewalt als Frauen der weißen Mehrheitsgesellschaft.

“Wenn eine junge farbige Frau mich auf dem Rednerpult sieht, möchte ich, dass sie denken: ‘Ich kann das auch’, deshalb engagiere ich mich,“ postete Haaland auf Instagram-Post im März 2019. “Ich möchte denen, die noch nie zuvor im Kongress vertreten waren, eine Stimme geben. Es ist auch ihr Kongress, er gehört uns allen.”

Der vor einem Jahr gewählte US-Präsident Joe Biden holte Haaland als Innenministerin in seine Regierung. Haaland berief ihrerseits eine ganze Reihe indigener Fachleute an die Spitze ihrer Verwaltung, so wird künftig die Nationalpark-Verwaltung von einem indigenen Fachmann geleitet.

USA – Gabby Lemieux
Die Shoshone-Paiute aus dem Duck Valley in Idaho ist eine erfolgreiche Profigolferin

Gabby Lemieux ist die einzige professionelle Golferin indigener Abstammung. Die 21-jährige Athletin spielt seit ihrem sechsten Lebensjahr Golf und konnte auch schon einige US-Preise erspielen. Seit April dieses Jahres arbeitet Lemieux mit Moya Strategic Solutions zusammen. Sie will Bildung und Sport zusammenführen. “Die Bildung ist für die Ureinwohner und ihren Gemeinschaften ein wichtiges Thema, ich möchte hier mehr anstoßen”, so die Sportlerin.

USA – Nicolle Gonzales
Die Krankenschwester der Dine’ baute ein Gesundheitszentrum auf

Navajo Hebamme Nicolle Gonzales arbeitet am Aufbau des ersten indianischen Geburtszentrums. Nicolle Gonzales gründete die erste von Ureinwohnern geführte Geburtsorganisation „Changing Women Initiative“ in Santa Fe, New Mexico. Anlass dafür war laut Gonzales das mangelnde Verständnis des US-Gesundheitswesen für indigene Frauen.

Gonzales will mit ihrer Organisation das indigene Geburtswissen erneuern, das Wohlbefinden fördern, Heilung durch ganzheitliche Ansätze fördern und die Bindung von Frauen an Familie und Gemeinschaft stärken. Erstes Ziel ist es , die hohe Geburtensterblichkeit zu senken.

Brasilien – Sonia Guajajara
Die Stimme aus dem Amazonas

Sonia Guajajara wurde 1974 in einem kleinen Amazonas-Dorf geboren und ist heute eine der führenden indigenen Persönlichkeiten Brasiliens. Sie ist Koordinatorin der Vereinigung indigener Völker Brasiliens (APIB) und eine leidenschaftliche Verfechterin der indigenen Rechte weltweit. “Meine Mission ist es, die größere Gesellschaft dazu zu bringen, das enorme Potenzial der indigenen Völker zu erkennen, um Leben zu erhalten”, sagte sie kürzlich gegenüber „Believe Earth“.

Guajajara ist überzeugt davon, dass indigenes Wissen gegen die Krise helfen kann. Die indigene Lebensweise könne gegen das Chaos wirken. „Die Welt braucht uns dringend, denn die Art und Weise, wie wir leben und handeln, kann diese Welle der Katastrophe und Zerstörung abwenden.”

Kanada – Lorelei Williams
Aktivistin der Skatin and Sts’ailes First Nations

Lorelei Williams ist Angehörige der Skatin und Sts’ailes First Nation und lebt in Vancouver, B.C. Williams wurde bekannt als Fürsprecherin für vermisste und ermordete indigene Mädchen und Frauen und Mädchen.

Williams Tante Belinda Williams wird seit 41 Jahren vermisst und ihre Cousine Tanya Holyk wurde vom Serienmörder Robert Pickton ermordet. Diese Verluste veranlassten Williams, sich zu engagieren, gegen das Schweigen über vermisste und ermordete indigene Mädchen und Frauen. Sie gründete Butterflies in Spirit, eine Tanzgruppe, die für das Anliegen sensibilisieren will.

Ehrenamtlich aktiv ist Williams in der Missing and Murdered Indigenous Women Coalition. Sie arbeitet als Koordinatorin im Vancouver Aboriginal Community Policing Center.

Kanada – Donna May Kimmaliardjuk
Kanadas erste Inuk-Herzchirurgin

Mit nur 30 Jahren ist Donna May Kimmaliardjuk Kanadas erste Inuk-Herzchirurgin. Sie stammt aus Chesterfield Inlet (Nunavut). Als ihr Großvater an einer unheilbaren Nervenerkrankung starb, beschloss sie, Medizin zu studieren.

Kimmaliardjuk wuchs in Ottawa auf und zeichnete sich in der Schule aus, besuchte die Queen’s University und bildete sich zur Chirurgin aus. 2018 gewann sie den Indspire Award für Inuit Youth.

“Nutze Inspiration, um deine Träume zu formen”, sagt Kimmaliardjuk. “Lerne, studiere, um deine Träume in den Fokus zu rücken. Nutze deine Hingabe, Leidenschaft und die Unterstützung anderer, um deine Träume zu realisieren.”

Kanada – Autumn Peltier
Die Anishinaabe-kwe in Ontario ist engagierte Wasserschützerin

Die 14-jährige Autumn Peltier, Anishinaabe-kwe von der Wikwemikong First Nation im Norden Ontarios, ist ein international bekannte „Wasser“-Aktivistin. Viele First Nations in Kanada leiden unter der Verschmutzung ihres Trinkwassers. Sie wandte sich deshalb hilfesuchend an Premier Trudeau und an die UNO.

Peltier ermutigt Jugendliche, sich für den Schutz des Wassers zu engagieren. Vom sauberen Wasser hängt das Überleben der Menschheit ab, argumentiert Peltier. Peltier gilt als Anwärterin für den Internationalen Kinderfriedenspreis.

“Meine Enkel sollen wissen, dass ich dafür gekämpft habe, dass sie sauberes Wasser trinken können”, sagte sie 2018 vor der UNO-Versammlung. “Wir alle haben ein Recht auf dieses Wasser, nicht nur reiche Menschen. Niemand sollte sich darüber sorgen, ob das Wasser sauber ist oder ob ihnen das Wasser ausgeht.”

Kanada – Jenn Harper
Kreative bloggende Kosmetikerin

Die Anishinaabe Jenn Harper schlägt mit ihrem Cheekbone Beauty Wellen in der kanadischen Kosmetikindustrie. Bei Schulabschluss füllte Harper, erzählte sie Morin, einen Fragenbogen einer Marketingfirma aus. Die Frage lautet: „Was ist dein Traumjob?” Ihre Antwort: “CEO einer großen Kosmetikmarke zu sein.”

Der Traum ging in Erfüllung, sie setzte ihn um. Heute versucht sie die Bildungsdefizite indigener SchülerInnnen zu beseitigen. Sie sollen auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt bestehen, begründet Harper ihr schulisches Engagement. Sie spendet 10 Prozent des Unternehmensgewinns der indigenen Bildungsinitiative First Nations Child & Family Caring Society.

Einige ihrer nächsten Ziele sind es, Cheekbone für ein globales Publikum zu erweitern, nachhaltige Verpackungen und organisches, pestizidfreies Make-up zu schaffen.

Australien – Megan Davies
Mitglied des UN-Menschenrechtsrates

Megan Davies, eine Aborigine-Menschenrechtsaktivistin und Menschenrechtsanwältin, wurde von einer alleinerziehenden Mutter aufgezogen. Heute gilt sie als eine der einflussreichsten Menschenrechtler*innen. Sie arbeitete an der UN-Erklärung über die Rechte indigener Völker (UNDRIP) mit.

Seit sie 2017 vom UN-Menschenrechtsrat in das Expertengremium der Vereinten Nationen für die Rechte indigener Völker gewählt wurde, setzt sich Davies für die Umsetzung UN-Erklärung ein.

Davis ist Professorin an der University of New South Wales. Bei der Eröffnung des akademischen Jahres sagte Davis: „Meine Forschung hat dazu beigetragen, dass die Aborigines in die Lage versetzt wurden, ein gewisses Maß an Selbstbestimmung auszuüben. Gemeinsam können wir uns vorstellen, wie unsere Welt anders sein könnte als das, was sie jetzt ist.”

Nepal – Pratima Gurung
Fürsprecherin für Frauen mit Behinderungen und indigene Frauen

Pratima Gurung ist seit ihrem 7. Lebensjahr behindert. Die Folge eines Unfalls. Wegen ihrer körperlichen Behinderung wurde sie diskriminiert, erzählt Pratima Gurung „Indian Country Today“. Sie wurde Anwältin. Heute zählt Partim Gurung zu den führenden Aktivistinnen für die Rechte indigener Völker und Frauen in Nepal und Asien.

Für Gurung ist der Klimawandel eine weitere Belastung für behinderte indigene Frauen. Sie fordert deshalb die Regierungen zu konkrete Maßnahmen auf, um gefährdete Frauen und Kinder zu schützen.

“Die Stärkung indigener Frauen mit Behinderungen bedeutet, dass wir am Tisch sitzen müssen, um Entscheidungen über die Themen zu treffen, die uns betreffen.”

Dienste

  • News
  • Wetter
  • Verkehrsbericht

BARFUSS


Support BARFUSS!
Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus:
https://www.barfuss.it/support

© 2023 SuTi GmbH
© 2023 SuTi GmbH . Rennstallweg 8 . 39012 Meran . MwSt: 02797340219
DatenschutzCookiesImpressum