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Wolfgang Mayr
Veröffentlicht
am 28.02.2022
LebenThe Others

Der schwierige Weg

Veröffentlicht
am 28.02.2022
In seinem Buch „Mamaskatch“ beschreibt der Indianer Darrel McLeod seine Suche nach seiner Cree-Identität.
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„Mamaskatch“, ausgezeichnet mit dem renommierten „Governor General’s Award“, entspricht nicht den Klischees der „Indianerliteratur“, schreibt Monika Seiller auf der Seite des Arbeitskreises Indianer Nordamerika. „Vielmehr ist es die Emanzipationsgeschichte eines jungen Cree, der im heutigen Kanada mit den Dämonen der Vergangenheit und Gegenwart kämpfen muss, um seine eigene Identität zu finden,“ fasst Seiller den Inhalt von „Mamaskatch“ kurz und bündig zusammen.

„Gerade diese indigenen Autoren (wie Darrel McLeod) und ihre Geschichten haben es schwer, auf dem deutschen Buchmarkt zu bestehen, denn in vielen Köpfen spuken noch verzerrte Klischees von Winnentou & Co. herum. Oft sind es gerade die „Indianerfans“, die sich solchen Erzählungen verweigern, da sie einen schonungslosen Blick auf die indigene Gegenwart werfen und dabei ihre Charaktere als Menschen mit allen Vorzügen und Fehlern offenbaren,“ empfiehlt Seiller die Biografie von McLeod.

Er wendet sich mit seinen Memoiren an indigene Leser, „denen er mit seiner eigenen Lebensgeschichte Mut machen und Hoffnung geben will, sowie an nicht-indigene Leser, denen er die Augen öffnen will für den Kolonialismus, der in Kanada rasant und brutal verlief,“ erklärt Seiller die thematische Spannbreite. In nur einer Generation wurde das Leben der Ureinwohner total umgekrempelt, begleitet vom Verlust von Kultur, Sprache und Traditionen.

Die Überlebenden des Kolonialismus und der Assimilation durch Kirche und Schule leiden unter einem generationenüberschreitenden Trauma.

Die Überlebenden des Kolonialismus und der Assimilation durch Kirche und Schule leiden unter einem generationenüberschreitenden Trauma. „Ziel dieser Zwangsmaßnahmen war nicht weniger als die genozidale Zerstörung der indigenen Identität. Darrel McLeod verdeutlicht diese Auswirkungen am Beispiel der Verheerungen innerhalb seiner eigenen Familie und insbesondere am Schicksal seiner Mutter Bertha, um die sein Leben kreist – hin- und hergerissen zwischen Liebe und Zurückweisung von beiden Seiten.“

Das Leben von Mutter Bertha und ihre Geschichte färben auf ihren Sohn Darrel ab. „Wer die Sprache zerstört, zerstört das Fundament dieser Kultur und damit die Identität der Indigenen. Wie viele Überlebende der Residential Schools verbot auch Bertha ihren Kindern, Cree zu sprechen, denn sie wollte sie vor der „Hölle“ bewahren. Obwohl sie selbst an Sprache und Traditionen festhielt, war die Gehirnwäsche erfolgreich genug, um die Entwurzelung auf die nächste Generation zu übertragen. Mit dem Auslaufen des Internatssystems war das Schreckenssystem noch nicht ans Ende gelangt – was folgte war der „Sixties Scoop“, mit dem gezielt indigene Kinder aus ihren Familien geholt und zumeist weißen Pflegefamilien gegeben wurden.“ Es war ein Krieg mit anderen Mitteln.

Darrell McLeod beschreibt seine Suche nach der eigenen, aber unterdrückten und deshalb verdrängten Cree-Identität, „als schwuler Indigener, umgeben von häuslicher Gewalt und gesellschaftlicher Marginalisierung. Nicht ohne Eitelkeit entfaltet er seinen erstaunlichen Werdegang innerhalb der weißen Gesellschaft”, so Seiller.

Darrell McLeod beschreibt seine Suche nach der eigenen, aber unterdrückten und deshalb verdrängten Cree-Identität als schwuler Indigener, umgeben von häuslicher Gewalt und gesellschaftlicher Marginalisierung.

Und: “Gerade in Darrels Generation gibt es einige, die diesen Weg in die Mehrheitsgesellschaft beschritten haben. Trotz der Erfahrungen ihrer Eltern in den Internatsschulen haben sie für sich erkannt, dass Institutionen nicht ihr Feind sein müssen und dass sie dort gar auf Förderer ihres Talents treffen, die sie in ihrer Entwicklung bestärken und unterstützen. Sie haben verstanden, dass Schule und Bildung auch ein Angebot sind, das ihnen einen Ausweg aus dem vermeintlich vorgezeichneten Schicksal von Alkohol, Drogenmissbrauch oder Suizid bietet,“ skizziert Monika Seiller den Kampf McLeods für einen aufrechten Gang.

Die Musik ist für Darrell McLeod zu einem Mittel der Heilung und Selbstbehauptung geworden. McLeod machte das Eingangszitat von Sartre „Freiheit ist das, was wir mit dem tun, was uns angetan wird“ zu seinem Leitmotiv.

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