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Auf Netflix entdeckte ich kürzlich „Aufräumen mit Marie Kondō“. Das musste zuerst einmal natürlich tüchtig belächelt werden. Wer braucht schon einen Coach zum Aufräumen? Ich schaute mich in meinem Zimmer um und merkte: Ich. Nach kurzer Recherche fand ich heraus, was nachhaltiges Aufräumen bedeutet: Es werden nur Dinge behalten, die Freude machen. Der Rest wird aussortiert. Radikal? Notwendig! Ich mache mich also an meinen Kleiderschrank. Berta Pircher Margesin erklärt: „Alles beginnt damit, dass du dich entscheidest, aufzuräumen.“
Dabei ruft man sich sein ideales, aufgeräumtes Leben vor Augen. Erst dann wird aussortiert. Das wichtigste Prinzip bei der Methode ist: Ob etwas bleibt oder geht, darf nicht im Kopf entschieden werden. Wir behalten nur, was Freude macht und in unserer körperlichen Wahrnehmung positiv resoniert. Ein weiteres Grundprinzip ist das Aufräumen nach Kategorien statt nach Zimmern: Zuerst Kleidung, dann Bücher, Papierkram, Komono (Kleinkram) und zuletzt Erinnerungsstücke. Mein Schrank spuckt nach und nach Teile aus, die noch der älteren Cousine meiner älteren Cousine gehörten. Er ist gar nicht übervoll, nur ziemlich unübersichtlich wegen Stücken, die ich schon lange nicht mehr trage.
Was durch das Aufräumen auf alle Fälle passiert, ist die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Werten.
„Es geht bei der KonMariMethode nicht primär um Minimalismus. Was aber durch das Aufräumen auf alle Fälle passiert, ist die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Werten“, sagt Margesin. Also staple ich, sortiere und falte, spüre und danke. Es fühlt sich gut an! Die KonMari Methode wirkt auf den ersten Blick etwas zwanghaft und steril, die grundlegenden Prinzipien haben aber viel mit Achtsamkeit zu tun. Das AufräumSystem will nicht Minimalismus oder Konsumverzicht bewerben, wirkt aber in diese Richtung. Es geht nicht um die perfekte Ordnung oder das Präsentieren der Besitztümer, sondern darum, Dingen mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen.
Die Frage, ob das jetzt auch Feng-Shui sei, beantwortet Margesin so: „Energie will fließen können und wenn wir alles vollstopfen und manches ewig nicht benutzen, stockt die Energie“. Mein Schrank stockt jetzt nicht mehr, ich sehe, was ich habe und ziehe auch an, was ich sehe. Cousines Jeans durften in den wohlverdienten Ruhestand gehen, einiges wanderte in die Sammelbox für die nächste Kleidertauschparty. Bald ist Kategorie zwei an der Reihe.
Aufräum-Anleitung:
1 Sich entscheiden, aufzuräumen.
2 Sich das Leben nach dem Aufräumen vorstellen.
3 Alle Stücke aus der aktuellen Kategorie in einem Raum häufen.
4 Jedes Ding in die Hand nehmen und spüren, ob es ein positives Gefühl schafft. Trifft das zu, auf einen eigenen Stapel legen und einen fixen Ort dafür bestimmen.
5 Gegenstände, die keine Freude bereiten, auf einen anderen Stapel legen, sich gedanklich bedanken und sie gehen lassen, weitergeben oder spenden.
Text: Anna Maria Parteli
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