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Gebäude 1, erster Stock. In einem der vielen Praxisräume stehen zwei Krankenhausbetten, darin liegen zwei Simulationspuppen, an denen die Studierenden des Universitären Ausbildungszentrums für Gesundheitsberufe Claudiana in Bozen die Handgriffe für ihren späteren Beruf erstmal einüben können: Atem- und Blutdruckfrequenz kontrollieren, intubieren, einen Defibrillator benutzen, Zugänge legen – relativ einfache doch für die Patient:innen zum Teil überlebenswichtige Maßnahmen, können hier immer und immer wieder ausprobiert werden. Wer hier übt, ist angehende:r Krankenpfleger:in. „Unser Professor zeigt uns zuerst, was genau wie zu machen ist und dann versuchen wir es selbst“, erzählt Matthias Thaler, der gerade den Tropf für seine „Patientin“ aufhängt.
Er hat sich schon immer für die Gesundheit des Körpers interessiert. Ein Medizinstudium hätte ihn daher auch gereizt, verrät er, aber „wegen meines Alters wollte ich ein so langes Studium nicht mehr beginnen.“ Matthias hat eigentlich zuerst Jura studiert, weil er dachte, dass er „als Anwalt etwas verändern kann“. Der Einblick in das italienische Rechtssystem habe ihn allerdings schwer enttäuscht, weshalb er schließlich auf einen Gesundheitsberuf umgesattelt ist: „Ich wollte einen Beruf erlernen, der wirklich sinnvoll ist, bei dem ich wirklich etwas bewirken kann.“ Krankenpfleger:innen arbeiten in den verschiedensten Bereichen: der Prävention, der Heilung, der Rehabilitation sowie der Palliativpflege. Damit arbeiten sie mit einer hohen Eigenverantwortung zum Wohle des Einzelnen sowie der Gesellschaft.
Praktika als gute Vorbereitung
Um für die Aufnahmeprüfung gut gewappnet zu sein, besuchte Matthias den Vorbereitungskurs, der von der Südtiroler Studentenbewegung MUA angeboten wird. „Mein Wissen in den für die Prüfung wichtigen Fächern war nach all den Jahren doch etwas eingerostet“, gibt er lachend zu. Inzwischen besucht er – gemeinsam mit 54 anderen Student:innen – bereits das dritte Studienjahr und befindet sich also quasi im Endspurt seines Bachelorstudiums, das in Unterrichts-, Praktika- und Prüfungsblöcken gegliedert ist. Zwei Praktika stehen ihm noch bevor – das nächste wird er in der Onkologie in Zürich absolvieren, worauf er sich schon besonders freut. Auch in die Gastroenterologie Bozen, in die Medizin in Innichen, in die Gefäß- und Thorax-Abteilung sowie in die Allgemeinchirurgie Bruneck und die Intensivstation durfte Matthias schon hineinschnuppern. Besonders Letzteres ist ihm in positiver Erinnerung geblieben, sagt er. „Auf der Intensivstation hatte ich die Gelegenheit, zwei Patienten besonders intensiv zu betreuen.“
Das Arbeiten mit und am Menschen sowie die Vielzahl an Pathologien und die Erkenntnis wie die Organe untereinander arbeiten, sind es, die den angehenden Krankenpfleger an der Arbeit besonders faszinieren. Auch die Bereiche, in denen Matthias später mal arbeiten kann, verschaffen ihm eine große Auswahl. Er kann in öffentlichen und privaten Bereichen des Sozial- und Gesundheitswesens arbeiten: in Krankenhäusern, territorialen Diensten, in der Post-Akut-Pflege, in Langzeitpflegeeinrichtungen, Seniorenwohnheimen oder in der häuslichen territorialen Pflege. „In welcher Abteilung ich gerne arbeiten möchte, weiß ich noch nicht, aber auf jeden Fall in einem größeren Krankenhaus, wie Bozen oder eben auch Zürich – dort wird ja auch Deutsch und Italienisch gesprochen“, weiß Matthias, der sich mit dem zweisprachigen Unterricht anfangs etwas schwertat, sich mit der Zeit aber gut darauf eingestellt hat.
Respekt vor der Praxis
Matthias Thaler ist froh, dass er sein Studium an der Claudiana absolvieren kann, denn ins Ausland wollte er nicht. Das Vollzeitstudium will der Student nun gut abschließen. „Vielleicht mache ich später berufsbegleitend mal den Master, aber jetzt noch nicht“, sagt er. Zuerst möchte er voll ins Arbeitsleben einsteigen, auch wenn das eine große Herausforderung wird, glaubt Matthias. Das Arbeiten in der Praxis sei dann doch nochmal ganz was anderes und so umfangreich, dass er großen Respekt davor habe. „Außerdem wünsche ich mir für mich noch ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl.“
Und was wünscht sich der Krankenpfleger in spe für das Pflegepersonal? Nun, für all die Menschen, die sich tagtäglich und auch nachts für das Wohl ihrer Patient:innen einsetzen, wünscht sich Matthias Thaler mehr Anerkennung – und das nicht nur in gesellschaftspolitischer Hinsicht: „Der zukünftige Pflegenotstand betrifft uns schließlich alle.“ Trotzdem stellt er sich gerne seiner zukünftigen Aufgabe, diesem ehrlichen Job mit sehr viel Sinnhaftigkeit.
Alle Informationen zum Studiengang Physiotherapie findest du hier: https://www.claudiana.bz.it/de/bachelorstudium/physiotherapie
Die Online-Einschreibungen laufen vom 01. Juli bis zum 20. August.
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