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Das Wichtigste war schließlich, dass es allen gut ging. Allen anderen.
S. 15Anfang der Nullerjahre. Nach der Scheidung der Eltern zieht Katha mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester Nadine vom Dorf in die Großstadt. Nach Dortmund. Katha ist immer bemüht, Mitarbeiterin des Monats in ihrem „Ein-Personen-Betrieb“ zu werden. Sie ist Lebenshandwerkerin und immer darauf bedacht, es allen recht zu machen. Von klein auf hat sie gelernt, sich anzupassen und keinen Ärger zu machen. Sich zu kümmern, aufzuopfern und allzeit bereit zu sein im Kampf gegen das Unwohlsein der anderen. Alle Erwartungen erfüllen, bevor sie überhaupt entstehen. Alle sollen sich wohl fühlen. Alle anderen – und sie selbst wird dabei unsichtbar, während sie alles in sich hinein stülpt. Sie ist verantwortlich. Sie hält das Gleichgewicht. Vor allem zwischen der schlechten Laune ihrer Mutter und der rebellischen Art ihrer kleinen Schwester. Durch ihre Anpassungsfähigkeit findet sie schnell Freundinnen in der neuen Schule – Sofie, Jessi, Anna und Kati nehmen sie sofort in ihre Mädchen-Clique auf und später mit zu Angelica. Angelica wird zur Freundin und Ersatzmutter. Steht den Mädchen mit Rat zur Seite. Hört ihnen zu, hilft ihnen, aber vor allem sieht sie die Mädchen. Als Angelica schwer erkrankt, gerät Kathas ganze Welt ins Wanken. Der schwere Fels, den sie mit sich herumträgt und immer größer und größer wird, hält sie – so scheint es – in ihrem Krater gefangen.
Uns Frauen wurde schon immer beigebracht, andere Frauen zu fürchten und herabzuwürdigen. Es ist Ausdruck dieses verdammten Patriarchats, das uns klein hält, und das wird wohl noch eine Weile so weitergehen …
S. 141„Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ von Sina Scherzant ist ein Coming-of-Age-Roman. Zwischen Nachmittagen im Freibad und dem Lesen der BRAVO, zwischen Big Brother und Kindmännern, zwischen heimlichen Zigaretten und (fast) wiederauferstandene Hamster entspinnt sich hier eine ganz besondere Geschichte. Eine Geschichte über eine lebensverändernde Begegnung. Über das Sich-Verlieren und Sich-Wiederfinden. Über Vorbilder und den Mut, für sich einzustehen. Und über Blut, das doch nicht immer dicker ist als Wasser.
Wer außer uns selbst soll schon bestimmen, wer wir sein wollen oder sein können oder eben sind? Wenn wir für irgendwas Experten sind, dann doch wohl für uns selbst.
S. 179Was für ein Titel. Was für ein Buch. Okay, der Titel hat mich zu Beginn etwas irritiert, aber ich bin dem Hype gefolgt. Und oh ja! The Hype is real! Ein unglaublich fesselndes Buch, das die Erinnerungen an die eigenen Jugendjahre weckt (here I am – Generation Y). Ein Buch mit Tiefgang und Hoffnung. Es ist voller Melancholie und Humor. Sina Scherzant schreibt offen, ehrlich und authentisch. Sie beschreibt die Dynamiken und Hierarchien der Mädchen. Erfasst Gefühle und Gedanken, bringt sie zu Papier. Trauer und Wut. Das Ohnmachtsgefühl und die Einsamkeit. Ein Roman voller Empowerment und weiblicher Solidarität. Ich wünschte jede hätte mit vierzehn Jahren eine Angelica in ihrem Leben gehabt. Ein starkes feministisches Buch, in dem wenig, bis kein Platz für Männer ist. Ein durch und durch gelungenes Debüt und erstes Buch des Verlags parkXullstein. Große Leseempfehlung.
An den Tagen, die es nicht gab, passierte nichts weiter als das Leben.
S. 317„Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ von Sina Scherzant ist bei parkXullstein erschienen.
Mehr feministische Lesetipps unserer Buchbloggerin Carmen Waldthaler gibt es auf ihrem Instagram-Channel c_booksblog! #frauenlesen
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