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Dass Südtirol der Mittelpunkt der Welt ist, darüber sind sich die meisten seiner Einwohner einig. Ob es deswegen aber auch eine funktionierende Flugverbindung zum Rest der Welt braucht, darüber wird noch gestritten. Im Vorfeld des Referendums am 12. Juni stehen sich die üblichen ideologischen Fronten gegenüber – diesmal lassen sie sich im äußeren Erscheinungsbild so auseinanderhalten: Auf der einen Seite der wohlhabende Hoteliers-Sohn (meist ein Grödner), der selbst ein kleines Hobby-„Fliagerle“ am Bozner Flughafen stehen hat. Auf der anderen Seite der Rasta-tragende Öko-Alternative, der sich aus Umweltbewusstsein seit seinem siebten Lebensjahr nur noch mit dem Second-Hand-Fahrrad fortbewegt.
Ach ja, und dann wären da natürlich noch die Menschen, die in der Nähe des Flughafens leben und sich jeden Tag den Krach der heranrauschenden Flugmaschinen anhören müssten. Aber seien wir ehrlich, kaum fängt ein Satz so an: „Woasch, weil, onestamente, i bin von Laives …“, hört ohnehin niemand mehr zu. Weder der Hoteliers-Sohn, noch der Öko-Alternative – von der Landesregierung ganz zu schweigen.
Abgesehen von den Leiferern, Eppanern und so weiter: Bringt der Flughafen dem Rest von Südtirol wirklich so viele Vorteile? Das Argument, das die Befürworter am liebsten nennen, ist natürlich der Tourismus. Wir haben uns bei einigen Touristen umgehört. Der Wunsch nach einem Flughafen in Südtirol scheint tatsächlich sehr präsent zu sein, vor allem bei den österreichischen Gästen. Fritz Hölzl, seines Zeichens FPÖ-Wähler, zeigt sich schon sehr begeistert: „Des wäre jo so suppa! Mitn Zaun am Brenna hamma des ganze Gschiss mit die Flüchtlinge nimma, und mitn Fliaga fliegst donn übern Stau oanfach drüba weg!“
Und nicht nur der Tourismus profitiert, auch die Fluggesellschaften freuen sich: Sollte noch einmal ein Pilot einen Streik antreten oder anderweitig durch ungebührliches Verhalten auffallen, wird er sofort zu einer Flugstrecke nach Bozen strafversetzt. Aufgrund der ungünstigen Landebedingungen ist der Flughafen bei Piloten jetzt schon unbeliebt. Als zusätzlichen Abschreckungsfaktor überlegte sich eine Fluggesellschaft, Francesco Schettino als Co-Piloten einzusetzen, Kapitän der Costa Concordia. Am Ende ließ man aber doch davon ab. Bei schlechtem Wetter sei eine Landung in Bozen auch so schon gefährlich genug.
Die Vorteile des Flughafens sind also nicht zu übersehen. Doch ob es am 12. Juni wirklich zu einem „Ja“ für den Flughafen kommt, ist weiterhin fraglich. Zwar hätten die Gegner des Flughafens auch überzeugende Argumente, meinen einige Polit-Experten. Ausschlaggebend könnte vor allem das ungünstig gewählte Datum werden, gerade bei den ganz jungen Wählern. „Der 12. Juni, das ist kurz vor Schulende“, so die Experten, „da ist die Angst vorm Fliegen bekanntlich am größten.“
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