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Veröffentlicht
am 15.11.2024
MeinungFeministischer Buchtipp

Sieben Blicke auf den Feminismus

Veröffentlicht
am 15.11.2024
Sieben Frauen*, sieben Texte: „Heute ist ein guter Tag, das Patriarchat abzuschaffen“ von Herausgeberin Bettina Schulte gibt verschiedenen Perspektiven völlig unterschiedlicher Frauen* Platz. Unsere Bloggerin hat die Essays gelesen.
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Dieser Band […] zeichnet ein möglichst diverses Bild von Feminismus heute. Entsprechend unterschiedlich sind die Positionen der Autorinnen. Aber eines ist ihnen gemein: Sie schildern rein subjektiv, aus der jeweiligen Erfahrung und Betroffenheit, was ihnen Feminismus bedeutet, in welchem Umfeld sie ihn leben, an welche Grenzen sie stoßen, in welchen Konfliktfeldern sie sich bewegen.

S. 10

„Heute ist ein guter Tag, das Patriarchat abzuschaffen“ von Bettina Schulte (Hrsg.) versammelt sieben Texte von sieben Frauen*. Sieben Stimmen werden zu sieben persönlichen Essays. Jede der Autorinnen* legt dabei ihren Fokus auf einen anderen Schwerpunkt.

Theresa Hannig blickt auf ihre Kindheit zurück. Ein Aufwachsen in einem emanzipierten Umfeld, das sehr stark leistungs- und konkurrenzorientiert war und in dem sie als Frau männliche Verhaltensweisen und ein weibliches Schlankheitsdiktat ohne zu hinterfragen annahm.

Theresa Brückner ist Pfarrerin und geht der Frage nach: Ist es möglich Feministin und Christin zu sein? Kann man für eine Institution arbeiten, die sich jahrtausendelang in Hand von Männern befand? Und die viele Jahrhunderte Frauen* diskriminiert hat?

Henriette Hell schreibt über das Leben als feministische Mutter und die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit, wie ihre gewollte und gewünschte Schwangerschaft ihr bisheriges Leben durcheinanderbringt.

Amani Abuzahra schildert ihre Erfahrung als Kopftuch tragende Frau und welchen Vorurteilen und Diskriminierungen sie im Alltag ausgesetzt ist. Kopftuch und Feminismus? Diese zwei Dinge scheinen für viele (auch Feminist*innen) nicht zusammenzupassen und die Autorin zeigt in ihrem Text: Ja! Es ist möglich Muslimin und Feministin zu sein.

Aiki Mira ist Science-Fiction-Autor*in und befasst sich mit dem männlichen Pseudonym, um Gender-Zuschreibungen zu entlarven und zu dekonstruieren.

Durch das Verschmelzen von Pseudonym und bürgerlichen Namen entsteht eine Transidentität, die weibliche und männliche Identität gleichermaßen transzendiert.

S. 13

Mareike Fallwickl setzt sich mit dem Thema der Erziehung ihres Sohnes in einer stark patriarchal geprägten Gesellschaft auseinander. Sie stellt sich die Frage: Reicht eine feministische Erziehung und Elternschaft allein aus, um ihren Sohn frei von narrativen Rollenbildern zu erziehen?

Ich war mir sicher, dass es möglich ist, meinen Sohn mit einem feministischen Schutzmantel auszustatten, um ihn zu bewahren vor dieser Sozialisierung der Gewalt. Das gehört zu den größten Irrtümern meines Lebens.

S. 158

Und am Ende stellt sich Barbara Streidl noch die Frage: Gibt es ein „Wir“ unter Feminist:innen? Sie schreibt über die Unterschiede innerhalb des Feminismus. Sie plädiert für mehr Solidarität und Verbundenheit und sich weniger als Feind:innen und Gegner:innen zu sehen.

„Heute ist ein guter Tag, das Patriarchat abzuschaffen“ vereint sieben unterschiedliche und subjektive Texte, die sich intensiv mit feministischen Gedanken und Themen beschäftigen. Es sind individuelle Erfahrungsberichte und ungleiche Perspektiven, die aber eines verbindet: der Wunsch nach Gleichberechtigung und vor allem nach einem solidarischen Feminismus. Dieser Sammelband ist sehr informativ und stimmt an manchen Stellen nachdenklich. Es ist interessant, den unterschiedlichen Blickwinkeln der Autorinnen* zu folgen und die Vielfalt von Positionen zu betrachten.

Diese Texte sind keine Pamphlete, keine Kampfschriften, keine theoretischen Abhandlungen, keine Absichtserklärungen, keine soziologischen oder historischen Analysen. Davon gibt es genug. Die hier versammelten Autorinnen geben ihre Gedanken und Gefühle preis, ihre Texte erheben nicht den Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

S. 10

Das Buch ist informativ und gibt einige Anregungen zum Nachdenken. Besonders die Essays von Mareike Fallwickl, Amani Abuzahra, Theresa Brückner und Aiki Mira fand ich sehr gut. Ich konnte aber aus allen Texten etwas mitnehmen.

Der Titel „Heute ist ein guter Tag, das Patriarchat abzuschaffen“ bleibt, denn: Heute ist jetzt. Heute war gestern und Heute ist morgen. Heute ist alle Tage. Und alle Tage ist der Kampf um Gleichberechtigung da. Manchmal still, manchmal laut. Manchmal offensichtlich, manchmal subtil. Aber er ist da, denn immer wieder zeigt uns das Patriarchat einen Grund auf, um weiter zu kämpfen.

„Heute ist ein guter Tag, das Patriarchat abzuschaffen“ ist beim Hirzel Verlag erschienen.

Mehr feministische Lesetipps unserer Buchbloggerin Carmen Waldthaler 
gibt es auf ihrem Instagram-Channel c_booksblog! #frauenlesen

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