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Papst Franziskus weilt zwar gerade in Rio und begeistert dort eine kreischende Menschenmasse. Aber auf dem Petersplatz herrscht trotzdem reges Treiben, und das bei 40 Grad im Schatten. Das bisherige Pontifikat des neuen Papstes ist geprägt vom sozialen Engagement der katholischen Kirche und dem Aufruf an seine Priester, nicht in den Palästen der Macht zu hofieren, sondern den Weg in die Peripherien der Welt zu suchen.
Brennender Giftmüll
Damit kann sich Don Maurizio sehr gut identifizieren. Seine Kirche, ein Zementbau aus den 1980er-Jahren, steht in einer solchen Peripherie, in Caivano, einer Kleinstadt bei Neapel. Umgeben von Wohnblöcken, wo das einzige Grün das Unkraut ist, das aus dem Asphalt wächst, predigt der großgewachsene Don nicht nur das Evangelium. Die Stadt ist von Gewalt bestimmt: Drogen und soziales Elend gehen Hand in Hand. Dem nicht genug, kommt ein weiteres Problem hinzu. Während ich mit dem eloquenten Priester auf dem Parkplatz vor dem einst modernen Gotteshaus stehe, wird mir bald bewusst, gegen was Don Maurizio ankämpft. Ein beißender Geruch liegt in der Luft.
Meine Augen, die von Natur aus empfindlich sind, beginnen langsam zu röten und zu tränen. Um dieses Gebiet herum, so erzählt er mir, brennen täglich dutzende illegale Müllhalden. Autoreifen, Lacke, Batterien, Bauschutt – alles, was eigentlich auf dem Sondermüll landen müsste, bringen Kleinlaster und ganz normale Pkws hierher und setzen diesen Giftmüll in Brand. Handlanger der Camorra übernehmen für wenig Geld diese Drecksarbeit, während sich die Mafia mit ihrer „Müllpolitik“ Macht und Reichtum sichert. Ein dunkler Qualm hängt über der gesamten Gegend, vereinzelt sehen wir neue Rauchtürme, die noch mehr Dioxine in die Atmosphäre befördern. La Terra dei Fuochi, das Land der Brände, hat Don Maurizio die Gegend des Casertano getauft.
Höchste Krebsrate Italiens
Als er vor über einem Jahr das x-te Mitglied seiner Pfarrgemeinde, das an Krebs gestorben war, zu Grabe getragen hat, ist ihm der weiße Pfaffenkragen geplatzt. Bei einer 40 Prozent höheren Krebsrate als im restlichen Italien könne man nicht länger einfach nur zusehen, erzählt er mir. „Lange dachten wir Priester, der Bischof und die Kirche, es reiche aus, unseren Gläubigen ins Gewissen zu reden und dann würde die Zivilgesellschaft die Aufgabe übernehmen, gegen diese Katastrophe anzukämpfen und einzugreifen. Doch nach den hunderten Giftmüll-Bränden im letzten Sommer, haben wir entschieden, das es Zeit ist, selbst aktiv zu werden.“
Mit Tausenden von Unterschriften aus seiner Gemeinde hat er sich schon an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gewandt. Und er lässt nichts unversucht, um diesen Wahnsinn zu stoppen, obwohl er sich damit auch Feinde gemacht hat. Seinem Kampf haben sich nicht nur die Gläubigen seiner Kirche angeschlossen, sondern auch weltliche Umweltorganisationen. Vereint im Glauben an das Recht auf Gesundheit und Leben, haben sie in Don Maurizio einen Verbündeten gefunden, der sicher auch dem Papst gefällt.
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