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Nachrichten und Debatten rund um die Flüchtlinge boten diesmal reichlich Stoff, das alljährliche Sommerloch in den Medien zu füllen. Die Hitze kann dabei schon mal emotional machen: Die einen weinen, die andern streicheln, noch andere hetzen. Zu Letzteren gehört auch unser alter Bekannter Adelbert B. Nichts Neues also, aber in diesem Sommer ist Adelbert besonders aufgebracht. Seinen Mittelmeerurlaub hat er kurzerhand streichen müssen, als er in den Nachrichten vom letzten größeren Bootsunglück hörte: „Ich kann nicht da Urlaub machen, wo andere ersaufen. Ich bin doch kein Unmensch!“, sagt Adelbert. Und nachdem die Ausländer ihm bereits die Arbeit weggenommen haben, kann sich Adelbert einen ferneren Urlaubsort als das Mittelmeer nicht mehr leisten.
Das bedeutet für Adelbert: zu Hause bleiben. Und von hier aus kann er dasselbe auch von den Einwanderern fordern. Denn jetzt, wo die Flüchtlinge ihm sogar noch den Urlaub ruiniert haben (warum müssen sie auch gerade in seinem Meer ertrinken?), hat Adelbert umso mehr Zeit, seinen Frust auf den sozialen Netzwerken rauszulassen. Fleißiger denn je nutzt er Kommunikationsplattformen wie etwa die Facebook-Gruppe „Iats reichts“, um sein persönliches Sommerloch auszufüllen.
„Die Politik lässt uns Südtiroler im Stich. Ich komme mit meinem Arbeitslosengeld kaum noch über die Runden“, wettert Adelbert, während er Meersalz in sein Badewannenwasser schüttet – der Atmosphäre wegen. „Und wer will, dass der Staat noch mehr Flüchtlinge aufnimmt, der soll sie doch gefälligst selber aufnehmen. Oder er soll eine Steuer drauf zahlen, da hatte der Blöder oder Pöder, oder wie der heißt, mal eine gute Idee. Wenn man die Auswärtigen will, dann muss man eben auch kon…ehm konsequitent sein!“, so Adelbert. Und konsequent sein, das ist für Adelbert das Wichtigste.
Nach seinem Meersalzbad gibt sich der Asylskeptiker wieder ruhiger und versöhnlicher. „Eigentlich habe ich nicht wirklich etwas gegen Ausländer, wenn sie sich ordentlich integrieren“, so Adelbert. „Aber wenn man nach Europa will, muss man eben europäisch werden. Wie gesagt, Konsequitenz ist mir wichtig“, sagt er und veröffentlicht daraufhin einen neuen Post:
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