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Wer Vinci in der Toskana besucht, tut dies meist um jenen Ort aufzusuchen, der dem Renaissance-Genie Leonardo seinen Namen gab. Viel ist von der damaligen Größe nicht geblieben – außer der Hoffnung, irgendwann und besser früher als später wieder Licht am Ende des dunklen Tunnels, durch den Italien seit Jahren irrt, zu erblicken.
So ist es passend, dass die heutige Geschichte nicht im romantischen Borgo spielt, sondern in einer Siedlung typischer Betonbauarchitektur, die landauf landab die idyllischen Landschaften verschandelt hat. In einem kleinen Vorort bei Vinci hängt neben einer großen Glastür ein Schild aus Metall mit den Initialen D und B, und darunter steht „Daniele Basta“. Der 35-Jährige hat seinem Modelabel seinen Namen geschenkt, so wie vor ihm es schon viele Mode-Couturiers getan haben. Zehn Jahre lang hat er als freier Designer für andere gearbeitet, unter anderem für Giorgio Armani, bis er es vor vier Jahren satt hatte, sein Talent für andere auszugeben. Da traf es sich gut, dass seine Familie seit dreißig Jahren eine kleine Werkstatt besaß, in der das Lederhandwerk betrieben wird. Die Lederbearbeitung hat in der Gegend um Vinci eine lange Tradition und Danieles Vater und Mutter haben Jahrzehnte lang für andere die Tierfelle geschnitten, gewachst und bearbeitet. Dann kam ihr Sohn mit dem Vorschlag, den Familienbetrieb zu übernehmen und neu auszurichten, mit einer eigenen Modelinie, mit der er das Handwerk und die Tradition mit dem angehäuften Wissen vieler Jahre Erfahrung verbinden will und dem Ganzen einen modernen, romantisch-grungigen Style verleihen will. Lederjacken und Schuhe, Silberschmuck und Taschen, alle nach den Entwürfen von Daniele kreiert und dann in aufwendiger Handarbeit von Mama, Papa, Bruder und Freundin geschustert.
Die ersten zwei Jahre waren hart für den Familienbetrieb. Daniele besuchte die Modemessen in Mailand und Paris und vor allem in der französischen Modemetropole fand er seine Kunden. Seitdem exportiert er die mit Leidenschaft gemachte Ware in die ganze Welt, von China nach Brasilien, von Amerika und Europa bis nach Japan. An eine kleine, sehr gut ausgesuchte Klientel mit fetten Portemonnaies verkauft er seine Einzelstücke und so wächst sein Unternehmen halbjährlich um 40 Prozent. „Unsere Generation hat viel zu viel Angst, ein Risiko einzugehen und verzichtet darauf, die eigenen Träume umzusetzen“, erzählt er, während er sein Logo manuell auf ein Silbermedaillon eingraviert. Sein Ziel ist es, neben der Produktion auch eine Ausbildungsstätte einzurichten. „Wir haben hier ein Wissen, eine Tradition, eine Kenntnis von Verarbeitungsmethoden von Leder, die es nirgendwo sonst gibt. Doch unsere Elterngeneration ist die letzte, die diese Fähigkeiten noch wirklich besitzt. Wenn unsere Generation sich dieses Wissen nicht schnell aneignet, geht ein Schatz verloren, der uns weltweit einmalig macht.“
Und so hofft man nicht nur in Vinci, dass dieser Mischung aus Tradition und Kreativität wenn nicht eine Renaissance, dann zumindest ein Neuanfang bevorsteht.
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