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Teseo La Marca
Veröffentlicht
am 01.10.2015
MeinungSatirisch gut

Los von Bozen

Veröffentlicht
am 01.10.2015
Mit der Abhängigkeit von Südtirol ist jetzt Schluss: Italien will sich an den Wahlen in Katalonien ein Beispiel nehmen.
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Paukenschlag in Katalonien. Zwei Parteien, die für die Unabhängigkeit von Spanien einstehen, haben bei den Regionalwahlen im katalanischen Parlament die absolute Mehrheit errungen. Das könnte einen Präzedenzfall für viele separatistische Parteien in Europa schaffen. Ungeachtet der Tatsache, dass die katalanischen Separatisten aus dem Mitte-Links-Lager stammen, machten in Italien einige rechtspopulistische Parteien bereits mobil: Sie alle befürworten eine Abspaltung Italiens von Südtirol. „Katalonien soll ein Beispiel sein für uns alle. Italiener, befreit euch vom Joch Südtirols“, lautet etwa der Ausruf von Matteo Salvini von der Partei Lega Nord (escluso l’Alto Adige).

„Das Unrecht begann mit Versailles und Saint Germain im Jahr 1919“, betont ein weiterer Vertreter der italienischen Separatisten. „Damals hat sich Südtirol von Österreich abgespalten und sich ganz Italien einverleibt. Dieses nunmehr fast hundertjährige Unrecht muss rückgängig gemacht werden!“ Welche sind aber die Beweggründe für diese Unabhängigkeitsbestrebungen unter dem Motto „Los von Bozen“? Wie immer handelt es sich um ökonomische Motive. Selbst Matteo Renzi, der den Rest Italiens verwaltet, gibt zu, dass Italien weitaus mehr Steuergeld von Südtirol in Empfang nimmt, als Geld für Südtirol ausgegeben wird. Eine Gewinnsituation für Italien also. Renzi aber findet: „Es ist Zeit, diese monetäre Abhängigkeit zu beenden.“

Gerade Renzi muss sich aber nun in Acht nehmen. Ein alter Vorgänger im Amt nutzt die Gelegenheit, sein inzwischen hundertstes Comeback in der Politik zu verkünden: Silvio Berlusconi. Wie er bei einer Pressekonferenz bekanntgibt, will auch er ein unabhängiges Italien. In engeren Kreisen gab er dabei zu verstehen: „Separatismus kommt immer gut. Ein paar hunderttausend Stimmen von Unzufriedenen und Heimatversessenen hat man dadurch schon so gut wie in der Tasche.“

Die Euphorie ist allseits groß, wie man sieht. Enttäuscht und verbittert zeigt sich zurzeit nur Sven Knoll von der Süd-Tiroler Freiheit. Seine Partei hat sich aus Solidarität seit jeher gegen den Imperialismus Südtirols und für eine Trennung zwischen Italien und Südtirol ausgesprochen. Nun muss die Partei zusehen, wie plötzlich alles, wofür sie sich eingesetzt hat, so ganz ohne ihr Zutun geschieht. „Wir fühlen uns schamlos übergangen“, so Knoll.

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