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Mara Mantinger
Veröffentlicht
am 26.09.2014
MeinungKommentar zum ABO+

Eines für alle

Veröffentlicht
am 26.09.2014
Das kostenlose Abo für Kinder und Senioren wird den nächsten Herbst nicht überleben. Doch auch die neue Regelung kann nicht überzeugen – es gibt bessere Alternativen.
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Eines schönen Schuljahres kam das Abo+. Es wurde in der Schule ausgeteilt, war seltsam bedruckt und wechselte jährlich seine Farbe. Wir haben uns gefreut, sind von da an ohne groß nachzudenken in Busse, Seilbahnen und Züge eingestiegen. Manchmal passiert mir das immer noch, ich steige ein und bemerke erst dann, dass ich besser bezahlen sollte. Und obwohl wir uns gefreut haben und obwohl wir erst 14 Jahre alt waren – uns war bewusst, dass das Abo+ ein Wahlgeschenk ist. Und uns war auch bewusst, dass es in der Natur von Wahlgeschenken liegt, dass sie nicht „für immer“ da sein werden.

Und nun ist dieser Moment gekommen, in dem die Ära Widmann vorbei und das Versprechen vergessen ist. Neue Ideen und mehr Geld müssen her: Doch ein Beitrag von Kindern und Jugendlichen von 25 Euro pro Jahr, wie er zurzeit diskutiert wird, ist der falsche Weg. Denn 25 Euro im Jahr sind sinnlos, unfair und realitätsfern. Warum? Schauen wir uns die Zahlen an, die das unterstreichen: Momentan fahren in Südtirol alle Schüler und Senioren ab 70 völlig gratis. Studenten, Auszubildende und Senioren zwischen 65 und 70 wiederum zahlen 150 Euro. Und der Höchstsatz, den ein Pendler mit dem Südtirol Pass bezahlt – also de facto die Kosten seines Abos – liegt bei 640 Euro. Diese Diskrepanz von 25, 150, 640 muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Und sich in Erinnerung rufen, dass der fleißige Pendler, der 640 Euro zahlt, mit seinen Steuern auch noch einen weiteren Teil der Kosten übernimmt. Denn zurzeit werden knappe 24 Prozent der Kosten des öffentlichen Nahverkehrs durch das Geld der Pendler und Tickets finanziert – der Rest kommt aus der Steuerkasse. Mit der 25-Euro-Aktion für Kinder und Senioren über 70 soll dieser Prozentsatz auf 35 Prozent gehoben werden, weil die EU diesen Anteil jetzt vorschreibt.

Doch nicht alle halten sich an diese EU-Vorschrift. In Europa machen zwei Städte etwas vor, was für uns beispielhaft sein könnte: Nach einem Referendum hat die Haupstadt Estlands Tallinn Anfang 2013 ein Gratis-Abo für alle eingeführt. Mit dem Ziel, den Verkehr in der Stadt deutlich zu reduzieren, den Lebensraum umweltfreundlicher zu gestalten und die Pendler zu entlasten. Bis jetzt sprechen alle Zahlen für Tallinn: Innerhalb kürzester Zeit waren 15 Prozent weniger Autos unterwegs und die Anzahl der Bus- und Bahn-Fahrer ist rasant gestiegen. Die belgische Stadt Hasselt hat dieses System bereits 1997 eingeführt, was ihr einen großen wirtschaftlichen Aufschwung und eine grünere Stadt beschert hat. Finanziert wurde das Konzept durch hohe Parkgebühren, was die Leute zum Busfahren animieren sollte – und auch gelungen ist. In Hasselt ist das Projekt vor zwei Jahren wegen einer unglücklichen Regierungskoalition auf Eis gelegt worden, soll aber wieder eingeführt werden. Das wäre doch auch was für Südtirol: umweltfreundlich, innovativ und steuerlich gerechter.

Und wenn sich die zusätzliche Steuerbelastung dann doch nicht schultern lässt, bleibt die einzige Lösung, dass alle zahlen müssen. Ausnahmslos, mit demselben System und denselben Kilometerpreisen. Nur das garantiert uns, dass die Preise für alle fair und leistbar sind.Denn wenn alle etwas zahlen, kommt auch jeder auf seine Kosten.

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