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Auf den ersten Blick erinnert Frank Stronach an einen lieben Opa mit weißem Haar, gütigem Grinsen und dicker Geldtasche. Keine abwegige Vorstellung, hätte er sich nicht in seinen sturen Kopf gesetzt, mit selbstgegründeter Partei bei den österreichischen Nationalratswahlen anzutreten. An diesem Wochenende also wird gewählt. Überraschend viele Österreicher werden dem Wahlkanadier und Milliardär ihre Stimme geben.
Wer Geld hat, sagt an. Davon ist Stronach überzeugt. In seinem selbstgebauten Universum ist derjenige der Klügere, der mehr verdient. Diese Weisheit formulierte er in einem Interview mit der Wiener Zeitung. Fränk ist der Opi der Superlative: Wenn er dem braven Enkel ein paar Scheine zusteckt, lässt er sich nicht lumpen. Brav ist man bei so einem Opi dann, wenn man über alle anderen ragt. Denn so funktioniert das in der Welt von Fränk: The Winner Takes It All.
Sogsch holt nix dr Mama, muss ich meinem Opa stets versprechen. Stronach dagegen inszeniert seine Wohltätigkeit. Vor mehr als einer Woche überreichte er einem jungen Österreicher einen Scheck von 100.000 Euro. Was würdest du tun, wenn du Bundeskanzler wärst? Diese Frage stellte Fränk Menschen zwischen 16 und 29 Jahren und belohnte die beste Idee. Mit Geld natürlich. Hätte ich mal mitgemacht.
Gedurft hätte ich wohl, auch wenn ich ihn als Nicht-Österreicherin nicht wählen kann. Ausländerfeindlich ist Stronach grundsätzlich nicht. Da unterscheidet er sich von der Hetze aus Straches FPÖ („Liebe deinen Nächsten. Für mich sind das unsere Österreicher") und dem BZÖ. Das BZÖ steht vor dem Aus und der FPÖ schöpft das Team Stronach fleißig Stimmen ab. Für diese entschärfende Umverteilung darf man den Fränk auch mal loben. Nach seinem Wahlantritt in Österreich könnte er im Oktober eigentlich auch in Südtirol kandidieren – als Blitzableiter.
100.000 Euro hin oder her, eigentlich ist es Aufgabe des Bundeskanzlers, sich über seine Amtshandlungen Gedanken zu machen. Und Fränk hätte da ein paar phänomenale Ideen: Eine eigene Euro-Währung für jedes Euro-Land. Mit einem österreichischen und einem italienischen Euro, wobei der verschuldete italienische dann auch weniger wert ist. Tolle Idee, die er dem Wähler nicht weiter erklären muss, denn: Weil er so reich ist und die Wirtschaft versteht, hat Stronach immer recht – die oberste Regel im Fränk’schen Universum. Journalisten, die das noch nicht verinnerlicht haben, werden deshalb regelmäßig von ihm belehrt. Die beste aller Eingebungen äußerte Stronach dann vor drei Wochen: Die Todesstrafe für Berufskiller, das sollte unbedingt ins Parteiprogramm.
Österreich geht wählen und ich bleibe zu Hause. Stronachs populistische Selbstdarstellung kann ja ganz witzig sein, denn als Nicht-Österreicherin muss ich mich nicht fränk-schämen. Da haben wir Südtiroler schon unsere eigenen Leichen im Keller. Fränk hat dem Wahlkampf ein wenig von seiner Langeweile und der FPÖ einige Anhänger genommen und dabei soll es bleiben. Denn ein Land, das Stronach seine Stimme gibt, verliert ein Stück seiner Glaubwürdigkeit. Liebes Österreich: Lass mich weiter an dich glauben!
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