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Illustrations by Sarah
Teseo La Marca
Veröffentlicht
am 08.01.2015
MeinungKommentar zur Meinungsfreiheit

Danke, Charlie!

Die wahren Verfechter der Meinungsfreiheit sind diejenigen, die sie bis an ihr Äußerstes treiben.
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Es muss wohl nicht erst erklärt werden, wie viel Blut in den vergangenen Jahrhunderten fließen musste, um bei uns die Meinungs- und Pressefreiheit zu erkämpfen, die uns Bürgern heute durch die Verfassung garantiert ist. Die Geschichte der Meinungsfreiheit in Europa ist eine Geschichte von Revolutionen, Rückschlägen und Märtyrern. Und schließlich ist die Meinungsfreiheit das, worauf der Westen am stolzesten sein kann, wenn man bedenkt, wie es in anderen Regionen der Welt um sie bestellt ist. Umso mehr sollte uns bewusst sein, dass diese Freiheit auch wieder verloren gehen kann. Nur: Wer wacht über den Erhalt der Meinungs- und Pressefreiheit? Die Polizei? Gesetze? Politiker? Oder sind es gerade diejenigen, die mit ihren Karikaturen und Pamphleten tagtäglich bis an die Grenzen der Meinungsfreiheit gehen?

Die Karikaturisten des Charlie Hebdo, aber genauso die verschiedensten Komiker, Kabarettisten und Kolumnisten weltweit: Sie alle bringen uns mit ihrem sinnvollen Unfug zum Lachen, und uns zum Lachen zu bringen, das scheint ihr Job zu sein – ein Job, der gefährlich sein kann. Es geht hier aber um mehr als nur ein paar Zeichnungen. Für ein paar Zeichnungen hätte niemand mutwillig sein Leben riskiert. Die Zeichner des Charlie Hebdo sind ständig an die Grenzen der Meinungsfreiheit vorgestoßen und haben dadurch sichergestellt, dass diese Grenzen immer noch weit gezogen sind. 14 Mal in 20 Jahren wurde Charlie Hebdo allein von katholischen Vereinigungen vor Gericht gebracht. Und bereits 2011 hatte die Redaktion einen Brandanschlag durch Islamisten erlitten. Trotzdem haben sie weitergemacht.

Wenn es nicht sie gäbe, die unerschrockenen, respektlosen und ketzerischen Zeichner und Autoren, die an den Außengrenzen der Meinungsfreiheit patrouillieren, sie manchmal überschreiten und uns dadurch zeigen, wo genau diese Grenzen liegen, woher wüssten wir, ob diese Grenzen inzwischen nicht insgeheim wieder von Politikern, Faschisten oder Islamisten enger gezogen werden? Die wahren Wächter der Meinungsfreiheit sind diejenigen, die sie bis zu ihrem Maximum ausüben.
Den Autoren von Charlie Hebdo ist es zu verdanken, wenn wir jetzt wissen, dass die europäische Errungenschaft der Freiheit gefährdet ist – und die Politik muss jetzt an Konsequenzen denken: Wie soll man in Zukunft die Meinungsfreiheit garantieren? Mehr Personenschutz für Journalisten? Schärfere Strafen für Terroristen, vielleicht sogar die Todesstrafe, wie von der Rechts-Politikerin Marine Le Pen vorgeschlagen? Alles wird jetzt zur Diskussion stehen.

Stéphane Charbonnier, der Redaktionsleiter von Charlie Hebdo, der am Mittwoch ebenfalls starb, sagte einmal: „Das klingt jetzt sicherlich ein bisschen schwülstig, aber ich sterbe lieber aufrecht, als auf Knien zu leben.“ Trotzdem darf es nicht sein, dass diejenigen, die aufrecht durchs Leben gehen, um ihr Leben fürchten müssen. „Gott ist groß“ sagen manche zwar, aber Freiheit ist noch viel größer!

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