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Wieder einmal die üblichen Spielverderber: Die SVP-Spitze schiebt den parteieigenen Anbiederungsversuchen in Richtung CasaPound gleich einen Riegel vor. Kurz zuvor hatten Bozens neuer Bürgermeister Renzo Caramaschi (PD) und sein Vize Christoph Baur (SVP) verlauten lassen, sie seien zu Dialog und Zusammenarbeit mit den Vertretern von CasaPound bereit. Es war eine Ankündigung, die im ersten Augenblick verwundern mochte. Doch Baur verwies auf die löblichen Aktionen, zu denen die „Faschisten des 3. Jahrtausends“ neuerdings bereit sind: alten Menschen über den Zebrastreifen helfen, kleine Kätzchen von Bäumen holen, sowie Parks und Straßen säubern. „Vor allem bei Säuberungen aller Art dürfen wir Faschisten auf eine traditionsreiche Erfahrung zurückblicken“, bekräftigt auch Andrea Bonazza, einer der drei CasaPound-Gemeinderäte.
Die obengenannten Aktionen von CasaPound beweisen in jedem Fall eine große Bürgernähe, von der man einiges lernen könne, so Vize-Bürgermeister Christoph Baur. Um selbst auch wieder mehr Nähe zu Bürgern und Wählern herzustellen, will man in Zukunft bei den Wahlplakaten anfangen. „Bisher haben wir von der SVP in Bozen vor allem damit für uns geworben, dass wir den Dialog fördern wollen, um endlich eine funktionierende Stadtregierung zu haben“, meint Baur. „Doch das klingt viel zu abstrakt! Das nächste Mal wollen wir es also klarer und bürgernäher formulieren. Etwa so: Wir machen’s – egal mit wem.“
Obwohl der erste Annäherungsversuch an die Neofaschisten von oben herab verhindert wurde, blieb Christoph Baurs Engagement für mehr Dialog nicht fruchtlos. Seine Stelle als Vize-Bürgermeister Bozens dürfte er bald schon aufgeben, um einem neuen Auftrag nachzukommen, der ihm vom UN-Sicherheitsrat angeboten wurde: Er sollte als Unterhändler für die irakische Regierung eine Zusammenarbeit mit dem IS herbeiführen, sodass die schweren Kämpfe in der Region endlich zu einem Ende kommen. Ban Ki-moon zeigt sich überzeugt, dass Baur dieser Aufgabe gerecht werden kann: „Jemand, der beinahe in der Lage war, eine Zusammenarbeit zwischen SVP und CasaPound herbeizuführen, der muss unbedingt auch das diplomatische Geschick besitzen, Extremisten wie die IS-Anhänger zum Einlenken zu bringen“, so der Generalsekretär der Vereinten Nationen.
Nachtrag: Kurz vor Redaktionsschluss kam eine Meldung herein, die erklärte, warum die SVP-Spitze den Bozner Dialogversuch zwischen PD, SVP und CasaPound so schnell auf Eis gelegt hatte. Grund waren wohl die heftigen Beschwerden zahlreicher Friedhofswärter im ganzen Land. Sie berichteten, dass aus den Gräbern von Persönlichkeiten wie Alexander Langer oder Silvius Magnago plötzlich schauerliche, nicht zu ertragende Geräusche zu vernehmen waren. „Gerade so, als würde sich jemand darin umdrehen“, beteuerte einer der Friedhofswärter.
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