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Hansi Klein
Veröffentlicht
am 31.10.2013
MeinungSchicksalsjahr der Schwammelpartei

Absolut abgestürzt

Veröffentlicht
am 31.10.2013
Trotz eines Werbegurus wie Jungmayer hat es die Schwammelpartei doch nicht geschafft. Für den Agenturchef wird es Zeit, Resümee zu ziehen.
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Dieses Südtirol und seine Schwammelpartei hatten es geschafft, Harry Jungmayer in eine veritable Krise zu stürzen. Am Morgen nach dem Bekanntwerden der Wahlergebnisse dachte der Agenturchef noch über das ganze Schlamassel nach. Hinzu kam natürlich die Tatsache, dass die Schwammeln etwas dürr durch die Wahlurnen rutschten. Keine 46 Prozent waren nicht nur eine Schlappe, das tat schon richtig weh.

Für Jungmayer schloss sich gerade ein großes Kapitel und das war Grund genug, Bilanz zu ziehen. Er versuchte das emotionslos systematisch. Was ihn natürlich am meisten interessierte, war die Frage, welche Strategien bei dieser Wahl am erfolgreichsten waren. Dafür ging er die 17 gewählten Schwammelvertreter einfach der Reihe nach im Geiste und mit Notizen am Tablet durch.

  • Platz eins: wenig überraschend. Der Prinz der Schwammeln schaffte ein unerwartet hohes Ergebnis wegen seines konstanten Empathie-Levels, der durchgehenden Standardbefindlichkeit. Opfer einer Massenerwartungshisterie: Hauptsache anders.
  • Platz zwei: der George Clooney unter den Südtiroler Apfelbauern. Von den Schwammelfreunden vor einem dreiviertel Jahr nicht in die Regierung gewählt und dann geschmollt. Beleidigter Leberwurstrebell.
  • Platz drei: das Oberschwammel. Vor einem halben Jahr plötzlich aus einem Alptraum erwacht, in dem er sich selbst als Landeshauptmann sah. Davon traumatisiert zog er sich selbst aus dem Verkehr. Seither im Selbstrechtfertigungseifer.
  • Platz vier: die älteste und langdienende Erneuerung des Landes. Der Wegfall des Landesvaters macht Platz für eine Landesmutti. Jetzt hat sie wohl Möglichkeiten, sich in der Regierung zu entfalten.
  • Platz fünf: das abgesetzte Nachwuchs-Brav-Bubilein, das in seiner Kampagne nichts verspricht und noch weniger hält. Wieder ein Mitleids-Solidarisierungseffekt wie bei der zwei.
  • Platz sechs: das Medienhaus-Liebkind mit der maximalen Mobilität in Sachen Wahlkampfeinsatz aller Mittel. Draufbleiben, dranbleiben und durchbeißen.
  • Platz sieben: der gute Mensch mit dem schlechten Deutsch, dem bisher niemand böse sein kann. Aber absichtlich vergessen war drin.
  • Platz acht: der Zwillinge zweiter Teil. Der Schatten der neuen Nummer zwei. Überrascht alle beim zweiten Anlauf mit seinem Outing als Bauer und holt sich damit Schub.
  • Platz neun: die Tochter. Steht für: Tochter sein. Das Ziel: Tochter sein. Der Nachname zieht. Gründerväterinnen-Bonus.
  • Platz zehn: Die Welt hat auch hierzulande Platz für einen geschleckten und nach Verbandsheini oder Lebenslangbeamten aussehenden. In der Kampagne nichts sagen, nur dumm fragen.
  • Platz elf: das Standardpflänzchen aus dem Landwirtschaftsmarkt. Durchschnitt wie es die Tradition liebt. Das macht solide, wirkt auch so.
  • Platz zwölf: der kleine Mann für den ebensolchen. Hartnäckig und eindringlich. Zwei gefühlte Themen. Draufgeblieben wie bei der Antiraucher-Hypnose.
  • Platz 13: die hiesige Blondine. Technokratisiertere Ausstrahlung als das Schwedenmädchen. Spröder im Charme, aber ausreichend.
  • Platz 14: der unausprechliche … Nachname. Als Bürgermeister im Hauptort der Kartoffel-Tiroler prädestiniert für höhere Stauden.
  • Platz 15: die ewige Society-Tussi. Never change a working strategy.
  • Platz 16: die Personifizierung der stillsten Diktatur der Welt. Die Macht im Hintergrund, im Land der Beamtendiktatur.
  • Platz 17: passend zum Kollegen auf 16. Die Verwalterebene. Mit dem Talent die Welt für den Wähler zu vereinfachen. Dieser dankt das immer wieder.

Jungmayer nahm einen kräftigen Schluck Kaffee. Und dachte über die eine, zentrale Erkenntnis nach … Die aber auf sich warten ließ. Langsam hellten sich aber doch Muster vor ihm auf. Man musste mal gescheitert sein in diesem Land oder von einigen nicht gewollt. Das hilft ungemein. Da hält es zusammen dieses Bergvolk. Wen`s einmal auf die Schnauze haut, der verdient sich mehr. Das galt für den Vize-Leuchter, den Ex-Sekretär, dem Vorsitzenden und für die fade Nummer zehn. Ansonsten herrscht das Postulat der hiesigen Tourismuswerbung: die Magie der Vielfalt. Die sich beim Wähler oft auf die Magie der Einfalt reduziert.

„Und nun?“, dachte der Agenturchef inbrünstig. Aber es half nichts. „Vielleicht“, dachte er, „sollte man die Gescheiterten ansehen und von denen lernen.“ Kurz vor Inbetriebnahme dieser Idee bekam Jungmayer eine lange SMS von diesem Hansi Klein. Der jammerte darin darüber, dass er den Kollegen der Redaktion einen Epilog zur Wahlkampfstory versprochen hatte. Und dazu brauche er unbedingt Hilfe. Ein Hauch von einer Idee würde reichen.

Jungmayer senkte den Blick auf sein Tablet, in dessen Scheibe er sich im Herbstlicht der Landeshauptstadt spiegelte und begann eine Antwort in sein Handy zu tippen: „Ich hoffe, du hast dir nur einen (1!) Epilog aufquatschen lassen.“

Das Handy piepste kurz darauf wieder mit einer Antwort von Hansi Klein: „Souwiesou! ;-)"

Jungmayer dachte beim Tippen der Antwort an Hansi nur: „Und wenn wir mit unserem nächsten Projekt auf die Schnauze fallen oder jemand uns nicht mag, wissen wir eh wohin."

Schwammel wearn konnsch ollm no.

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