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Nadine Mittempergher
Veröffentlicht
am 23.04.2018
LeuteInterview mit DRIP

„Vier Hirne machen eins“

Veröffentlicht
am 23.04.2018
Die vier Musiker von DRIP fühlen sich als Einheit auf der Bühne. Früher spielten sie Reggae bei Sisyphos, heute haben sie sich der elektronischen Livemusik verschrieben.
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Die vierköpfige Südtiroler Band DRIP hat gerade zwei Konzertnächte in Wien und Mürzzuschlag hinter sich und genießt ihren freien Tag in der österreichischen Hauptstadt. Teresa Staffler (Vocals, FX), Raphael Lanthaler (Drums, Electronics), David Cuel (Bass, Vocals) und Michele Sterchele (Synths) sind in Wien, München und Sterzing zu Hause und machen seit etwas mehr als einem Jahr elektronische Livemusik. Ihre Texte bezeichnen sie selbst als introspektiv und ihre Musik ist das Ergebnis einer experimentellen Reise, die sie von anfänglich Reggae durch verschiedene Genres geführt hat. Ihr erstes Album FLOAT ist, wie sie selber sagen, die Zusammenfassung eines Stilfindungsprozesses.

Früher waren die vier Musiker Teil der Band Sisyphos, haben sich aber daraus herausentwickelt und mit DRIP neu erfunden. DRIP proben meistens in Wien, wo sie sich tagelang acht bis zehn Stunden täglich einbunkern und in den Pausen am liebsten in ihrem Stammlokal von türkischer Popmusik berieseln lassen. Sie träumen von zukünftigen Auftritten im Petersdom, am Melt Festival oder beim Superbowl. Aber erstmal geht es nach Brixen, wo sie im August ein Konzert mit Überraschungseffekt geben werden. Im Interview verraten sie unter anderem, wie ihren Weg gefunden haben und wie es musikalisch nach FLOAT weitergeht.

Ihr kennt euch schon lange. Wie ist DRIP entstanden?
Naja, es hat sich eigentlich sehr langsam entwickelt. Am Anfang haben wir zusammen im alten Projekt gespielt, in der Band Sisyphos. Dann sind ein paar von der alten Formation ausgestiegen und wir vier sind übriggeblieben. Und irgendwie haben wir dann eine andere Richtung eingeschlagen, bis wir zum Schluss gekommen sind: Eigentlich ist das jetzt ein ganz anderes Projekt und da beschränken wir uns nicht einfach nur auf Reggae, sondern machen das, was uns gut schickt. Das ist jetzt DRIP.

„Im Prinzip ist unsere Musik das, was rauskommt, wenn wir acht Stunden im Keller eingesperrt sind.”

David Cuel, Michele Sterchele, Teresa Staffler und Raphael Lanthaler

Nervt es euch, wenn ihr in Interviews immer wieder auf Sisyphos angesprochen werdet?
Nein, es ist schon ok. Es hat ja auch seine Berechtigung. Dave Grohl wird ja auch immer auf Nirvana angesprochen. Im Ernst: Sisyphos gehört einfach zu unserer Geschichte dazu. Es war unsere Musikschule. Da haben wir so viel gelernt. Was ist überhaupt eine Band, wie kann man gemeinsam Musik machen, gemeinsam das Schreiben teilen. Von der Erfahrung profitiert DRIP auf jeden Fall. Es ist unser bagaglio culturale, auf dem wir jetzt aufbauen.

Wie habt ihr herausgefunden, was ihr machen wollt?
Wir haben uns erstmal eingebunkert, jeder hat sein Zeug mitgenommen und wir haben einfach mal gemacht, gejammt und geschaut, was dabei rauskommt. Irgendwann hat sich dann ein Workflow entwickelt. Im Prinzip ist unsere Musik das, was rauskommt, wenn wir acht Stunden im Keller eingesperrt sind (lacht). Leicht war es nicht, aber wir sind drangeblieben. Es kann nämlich schon auch frustrierend sein. Wir haben zehn Songs gemacht und acht davon wieder weggeschmissen. Aber wir sind drangeblieben. Vielleicht haben wir einfach gespürt, dass es was Cooles wird. Das Schöne ist, dass wir alle gleichberechtigt sind, es gibt keinen Bandleader, jeder hat seine Rechte, aber auch seine Verpflichtungen. Wir sind eine Einheit, und so stehen wir auch auf der Bühne. Vier Hirne machen eins.

Ok, dann habe ich eine gemeinsame Herausforderung für euch. Könnt ihr euer Album in drei Worten zusammenfassen?
Puh… eigentlich hätte FLOAT unser Bandname sein sollen. Aber es gibt schon so viele Bands, die so heißen, dass wir dann halt einfach unsere erste LP so genannt haben. Wie viele Versionen es von diesem FLOAT gegeben hat, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Das war brutal. Deshalb passen dann vielleicht die drei Worte: Suchen, fließen, finden. Wir sind da durchgeflossen und jetzt, nach FLOAT, jetzt haben wir einen Sound.

Ich habe gehört, ihr seid schon bei was Neuem. In welche Richtung geht es?
Ja, wir haben schon was Neues am Start. Das wird Progressive Polka Techno, nein Scherz. Ein Genre definiert es eigentlich nicht. Es ist Drip Hop drin, Techno, Psychadelic, hip-hoppige Sounds, Grooves und so. Es wird auf jeden Fall zugänglicher und geerdeter als FLOAT und wir haben jetzt einen Findungsprozess abgeschlossen, auf den wir bei der neuen Musik aufbauen.

„Am meisten beeinflussen wir uns gegenseitig als Menschen. Wir haben alle einen ganz unterschiedlichen Geschmack, was manchmal anstrengend, aber auch inspirierend ist.”

Welche Message steckt hinter eurer Musik?
Die Lyrics lassen sehr viel Interpretationsspielraum offen. Uns ist auf jeden Fall wichtig, dass wir uns gegenseitig die Freiheit lassen, dass jeder das machen kann, was er oder sie will. Und diese Freiheit könnte man schon als unsere konzeptionelle Message sehen. Wir schreiben aber sehr intuitiv. Das Ergebnis hängt zum Beispiel davon ab, ob jemand gerade einen Kilo Schokolade gegessen hat oder einen Liter saure Milch getrunken hat.

Aha. Und welches Lebensmittel beeinflusst eure Musik am meisten? Oder wovon lasst ihr euch sonst noch so inspirieren außer von Essen?
Eindeutig Nudel. Oder türksiches Essen vom Lokal neben unserem Proberaum am Yppenplatz in Wien. Wenn wir proben, dann bunkern wir uns tagelang ein und da bleibt nicht viel Zeit zum Kochen. Aber am meisten beeinflussen wir uns eigentlich gegenseitig als Menschen. Wir haben alle einen ganz unterschiedlichen Geschmack, was manchmal anstrengend, aber auch inspirierend ist. Unsere Musik ist der kleinste gemeinsame Nenner, an dem wir uns treffen.

Wo sieht man euch das nächste Mal live?
Im Juli spielen wir am Eastrock Festival in Lienz. Am 18. August haben wir ein cooles Konzert im tschumpus in Brixen, im ehemaligen Gefängnis. Eine geile Location. Das ist eines unserer kommenden Höhepunkte, weil wir da was Besonderes vorhaben. Mehr wollen wir aber noch nicht verraten, da müsst ihr schon zum Konzert kommen.

Danke für das Gespräch!

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