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„Beim Tanzen wird der Körper zum Instrument, mit dem man eine Geschichte erzählt“, sagt Marion Sparber, Berufstänzerin und Tanzpädagogin. Wenn andere im Büro sitzen, tanzt die zierliche Frau. Bis zu acht Stunden täglich: Beim Training, beim Tanzunterricht und bei den Vorstellungen. Ein Vollzeitjob. Hip-Hop, Ballett, Jazz, moderner Partnertanz, vor allem aber zeitgenössischer Tanz. „Ausdruckstanz ist mein Ding“, erklärt Sparber. Dabei gleitet sie über den Boden, krümmt ihren Körper, streckt Arme und Beine elegant aus und wirbelt wild herum. Sie wirkt dabei, als wäre sie in ihrer eigenen Welt.
Beim Ausdruckstanz kann Sparber improvisieren und ihre Gefühle individuell darstellen. „Tanzen ist eine Ausdrucksform, eine Kunstform. Man findet viel über sich selbst heraus, lernt seine Stärken und Schwächen kennen“, sagt sie. Das Tanzen fordert, bringt sie manchmal an ihre Grenzen. Heute lebt die 31-jährige Nalserin in Berlin, wo sie Tanzunterricht gibt und im Theater Dock 11 mittanzt. Sie hat schon an vielen Orten der Welt getanzt, in der Schweiz, Spanien, Costa Rica oder Venezuela; manchmal sogar auf der Straße oder im Dschungel. Man müsse der Arbeit eben nachreisen, so Sparber.
http://vimeo.com/111574870
Heute steht Sparber im Jugendzentrum JUX in Lana und bringt sieben Mädchen und Jungs im Alter von sechs bis elf Jahren einige Schritte Hip-Hop bei. Sie liebt die Begeisterung der Kinder und ihre schnellen Fortschritte. Langsam trudeln die ersten Mamis und Papis ein. Heute ist der letzte Tag des dreitägigen Workshops und die Kinder zeigen eine kleine einstudierte Choreographie mit verschiedenen Stilen des Hip-Hops: Popping, wobei die Bewegungen durch Muskelkontraktion und -entspannung wie ein Roboter ausgeführt werden und Locking, große, teilweise übertriebene, dynamische Bewegungen. Auch einzelne Breakdance-Moves werden vorgeführt, wie die im Fachjargon genannten Babyfreezes, bei denen die Kinder ihr Körpergewicht auf dem Boden nur mit den Handgelenken halten. Von der mehrfachen Preisträgerin in Hip-Hop-Wettkämpfen konnten die Kleinen bereits in der kurzen Zeit viel lernen. „Ich will das Tanzen hier fördern. Es wird nur sehr wenig angeboten und sie haben so viel Talent. Was sie in den drei Tagen alles gelernt haben: ich bin richtig baff“, staunt Sparber nach dem kurzen Auftritt.
Das dritte Jahr macht sie diesen Workshop in Lana. Vorher hielt sie sechs Sommer lang zweiwöchige Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ab. In den eineinhalb Monaten, die sie damals noch in Südtirol verbrachte, blieb dafür genug Zeit. Heute fehlt ihr diese Zeit. Sparber ist beruflich viel unterwegs und nur noch wenige Wochen im Jahr im Land. Das Reisen gehört zu ihrem Beruf, was nicht nur positive Seiten mit sich bringt. Oft plagt sie das Heimweh nach ihrer Familie, ihren Freunden und ihrem langjährigen Partner. „Für ihn ist es nicht leicht, dass ich so oft unterwegs bin, aber er hat aber sehr viel Verständnis und unterstützt mich“, sagt Sparber. Bald geht es für sie nach Venezuela. Dort arbeitet die Tänzerin an der Projektentwicklung einer Tanzcompany, viele Auftritte sind geplant. Das Tanzen ist eine anstrengende Leidenschaft.
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Seit Sparber denken kann, hat sie den Wunsch, zu tanzen. Mit vier Jahren erklärte sie ihrer Mutter, sie möchte ins Ballett gehen und unbedingt ein rosarotes Tutu tragen. Damals wohnte ihre Familie noch in Nals. Tanzangebote im Dorf gab es keine, ihre Mutter war alleinerziehend. Zum Ballettunterricht zu kommen, erwies sich als schwierig. Erst später, als sie die Handelsoberschule in Bozen besuchte, ging sie in die Musikschule und die Musicalschool. Mit 19 verschlug es Sparber dann als Au-pair nach London. Dort besuchte sie die ersten Tanzkurse. Mit zwanzig folgte die Bühnentanzausbildung mit Pädagogikschein auf der Iwanson-Tanzschule in München, später besuchte sie eine Tanzschule in Barcelona. Fünf Jahre blieb sie in der Stadt. Dann habe sie neuen Schwung gebraucht, sagt sie heute, und sei nach Berlin gegangen.
Es vergeht kaum ein Tag oder Abend, an dem Sparber nicht tanzt. Selbst die Entspannung am Wochenende komme oft zu kurz. Deshalb lege sie bewusst Tage ein, an denen sie nicht tanze. Privat tanzen geht die junge Frau nicht mehr so oft wie früher. „Heute ist der Körper oft zu müde und sagt: Entspannung“, erklärt sie und lacht. Lieber trifft sich Sparber zum gemeinsamen Kochen und Essen mit Freunden, liest viel, hört Musik, singt oder geht wandern. Das entspanne sie. Auch das Reisen gehört zu Sparbers Hobbys. Ob sie irgendwann wieder nach Südtirol zurückkommt, weiß sie noch nicht. Noch sei es ihr hier in Südtirol „tanzmäßig“ zu ruhig. „Vielleicht in ein paar Jahren“, sagt sie. Dann könnte sie hierzulande vielleicht Tanzausbildungen machen, um Talente zu fördern. Bis dahin tanzt sie weiter um die ganze Welt. „Ein Traum wäre es noch, in Südamerika und New York zu tanzen“, sagt sie.
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