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Anna Luther
Veröffentlicht
am 14.08.2018
LeuteU23-Weltmeister Jakob Weger

Sein größter Erfolg

Veröffentlicht
am 14.08.2018
Jakob Weger hat es geschafft: Er ist U23-Weltmeister im Kajak-Einer. Wir haben ihn am bisher größten Tag seiner Karriere begleitet.
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Jakob Weger durchbricht mit seinem Boot die Lichtschranke und startet damit die Messuhr. Jetzt zählt jeder Paddelschlag. Die Ellbogen des Athleten zeichnen schnelle Kreise in die Luft, mit geübten Bewegungen schwingt er das Paddel auf und ab. Seine Hüfte registriert den Wasserstand im Kanal, durch die Verlagerung seines Körpers hält er das Boot im Gleichgewicht. Zwanzig Tore liegen im Slalomparcours vor ihm. Lässt er eines aus, gibt das fünfzig Strafsekunden.

Sportler in Neoprenanzügen und Rettungswesten tummeln sich an diesem Junitag in der kleinen Stadt Ivrea im Piemont. Hier findet die Weltmeisterschaft im Kanu-Slalom der Junioren und unter 23-Jährigen statt. Jakob Weger ist einer der Kanuten. Der Meraner tritt für die italienische Nationalmannschaft in der Kategorie U23 an. Gewinnt er, wäre das der bisher größte Erfolg seiner Karriere.

Die Stimme des Italieners aus dem Lautsprecher klingt aufgeregt – ein heimischer Athlet braucht Unterstützung. Jakobs Trainer beim Sportclub Meran, Helmut Schröter, steht hingegen gefasst unter den Zuschauern: „Er weiß, was er will. Mit der richtigen Unterstützung kommt er ganz groß raus“, sagt er. Und Schröter hat recht: Das Ergebnis am Bildschirm zeigt 77,22 Sekunden an, Jakobs britischer Konkurrent Bradley Forbes-Cryans war vier Hundertstel langsamer. Damit steht fest: Jakob Weger ist U23-Weltmeister im Kajak-Einer.

Einen Tag zuvor im Hotelzimmer des Kanuten. Hier, gleich um die Ecke des Kunstkanals von Ivrea, schläft Jakob gemeinsam mit den anderen Südtirolern der italienischen Nationalmannschaft, Jakob und Valentin Luther. Die Cousinen treten bei den Junioren an. Kleider, Helme und Neoprenanzüge der drei Athleten liegen verstreut im Zimmer. Zwischen Fenster und Boden klemmt ein Paddel. Es ist heiß an diesem Tag.

Jakob ist mit seinem Sport aufgewachsen. Seine Eltern fahren selbst Kajak und setzten auch ihre beiden Söhne früh im Schwimmbad ins Boot, sein großer Bruder Matthias fährt mittlerweile für die österreichische Nationalmannschaft. Mit 14 Jahren beginnt Jakob, für Rennen zu trainieren – wenngleich ungern: „Am Anfang bin ich nicht gerne Rennen gefahren, weil ich viel zu nervös war“, sagt er. Mit der Zeit stieg er immer öfter für Wettkämpfe ins Boot und merkte bald, dass er vorne mit dabei sein konnte.

„Ich versuche, mir selbst zu sagen, dass es menschlich ist, Fehler zu machen.“

Gerade schlagen Jakob und seine Sportler-Kollegen aber im Hotelzimmer die Zeit tot. Auch das gehört zum Leistungssport. Zwischen ihren WM-Rennen liegen Tage, dazwischen soll jede Ablenkung vermieden werden. Zeit, noch einmal die eigene Rennstrategie durchzugehen. Sie ist entscheidend für einen erfolgreichen Lauf. „Die Strategie ist je nach Gegner und Schwierigkeit des Laufs abzuwägen. Du kannst hinunterrasen und alles riskieren, weil du dir sowieso kaum Chancen auf den Sieg ausrechnest. Oder du hoffst auf Fehler der anderen und fährst einen ganz ruhigen Lauf“, erklärt Jakob.

Neben der Strategie kommt es im Wasser auch auf körperliche Fitness, auf Technik, Wassergefühl, Geschicklichkeit und Reaktion an – und auf die Konzentration. „In der kurzen Zeit, in der man das Rennen fährt, muss man voll konzentriert sein“, erklärt Jakob. Der 20-Jährige musste erst lernen, mit Erfolgsdruck umzugehen: „Ich versuche, mir selbst zu sagen, dass es menschlich ist, Fehler zu machen. Es ist nicht wirklich schlimm, wenn ich etwas falsch mache. Mache ich es aber gut, ist der Erfolg ein Geschenk an mich“, sagt er. Weger sieht den Sport als Lebensschule. Er lehrt ihn Fähigkeiten wie Fairness und Zielstrebigkeit.

Bei der Preisverleihung werden die Fahnen der drei Siegernationen hochgezogen, die italienische Hymne ertönt. Einige Zuschauer stimmen mit ein. Die Athleten sehen hoch zum Fahnenmast, die Medaillen baumeln um ihren Hals. Fürs Siegerfoto rücken sie näher, Jakob Weger reckt die Faust in die Luft. Das nächste Rennen steht schon bevor: Mitte August finden im slowakischen Bratislava die Europameisterschaften statt – für den frisch gebackenen U23-Weltmeister die nächste Gelegenheit, sich zu beweisen.

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