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Matthias Mayr
Veröffentlicht
am 12.01.2015
LeuteAuf a Glas'l mit Dorothea Wierer

Miss Biathlon

Veröffentlicht
am 12.01.2015
Dorothea Wierer ist in der Weltspitze angekommen. Die Biathletin über ihre Ziele, Doping, ihre Trainingsfaulheit und die anstehende Hochzeit.
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Zwischen den Weltcupwochenenden kehrt Dorothea Wierer, gebürtig aus Rasen-Antholz, in ihr schmuckes Häuschen im Fleimstal zurück, um zu trainieren und ein wenig zu faulenzen. Beides macht sie sehr erfolgreich. Am vergangenen Freitag musste sich Wierer im Sprint-Wettbewerb in Oberhof nur der Tschechin Veronika Vitkova geschlagen geben, im Gesamtweltcup liegt die 24-Jährige derzeit an vierter Stelle. Wir treffen sie vor dem Weltcup-Wochenende in Deutschland nachmittags in Castello di Molina, wo sie mit ihrem Verlobten lebt, und sie macht erst mal Kaffee. Sie ist schließlich gerade eben erst aus ihrem Mittagsschläfchen erwacht.

Dorothea, seit wann übst du deinen Sport aus?
Seit ich zehn bin. Meine Geschwister waren Biathleten, so bin auch ich zum Sport gekommen. Und in Antholz ist es ja ein bisschen Mode (lacht).

Du warst als Juniorin sehr erfolgreich, warst auch Weltmeisterin. Wie war der Umstieg zu den „Großen“?
Ich habe als Juniorin nicht viel trainiert. Ich bin lieber ausgegangen, wie alle meine Freundinnen eben. Und nicht immer früh ins Bett. Bei den Senioren ist es eine andere Welt. Ich bin ruhiger geworden. Feiern tu ich immer noch gern, aber halt eher zu Saisonende.

Kannst du dich an deinen ersten Wettkampf erinnern?
Ja. Da bin ich letzte geworden und habe Schokolade als Trostpreis bekommen. Das war super, ich könnte den ganzen Tag Schokolade essen.

Wie viele Rennen läufst du pro Jahr?
Um die 30. In einer Woche drei, danach gibt es längere Pausen. Dazu die Weltmeisterschaft und nach der Saison die Italienmeisterschaft. Der April ist frei, da haben wir aber auch Termine, im Mai beginnt dann schon wieder das Training. Ich brauch aber mehr Pause für den Kopf, ich beginne immer ein bisschen später.

Du hast mehrere Goldmedaillen bei Juniorenweltmeisterschaften gewonnen, WM-Bronze 2013 in der Staffel und Bronze in der Mixed-Staffel bei Olympia in Sotschi. Welcher Erfolg bedeutet dir am meisten?
Natürlich Olympia. Aber das beschäftigt mich nicht so sehr. Ich mache einfach, was ich zu tun habe.

Dorothea beim BARFUSS-Besuch bei ihr daheim.

Was sind deine Ziele?
Weiß ich jetzt auch nicht so genau. Heuer läuft es gut, aber ich erwarte mir jetzt nicht dies oder das. Aber natürlich ist es schön, wenn es gut läuft.

Hast du Vorbilder?
Ole Einar Bjørndalen. Aber der ist für alle das Vorbild. Ich habe als Kind nie Rennen geschaut, lieber anderes. Telenovelas und so.

Was sind deine Stärken?
Ich bin ein Sturkopf. Das ist Stärke und Schwäche zugleich, aber im Sport vorteilhaft.

Schwächen?
Ich bin brutal faul.

So faul kannst du nicht sein, bei deinen Erfolgen?
Ich tu, was zu tun ist, aber eben eine Stunde, 45 Minuten statt zwei Stunden. Und wenn es heißt, am Nachmittag soll ich auslaufen, dann gehe ich manchmal nicht. Ich bin eben so.

Du bist nicht unbedingt so, wie man sich eine Sportlerin vorstellt…
Ich weiß. (lacht)

Du bist Ende Dezember vor 40.000 Zuschauern im Fußballstadion von Gelsenkirchen gelaufen. Ein besonderes Erlebnis?
Es war ja jetzt das dritte Mal, aber wenn man auf die Ränge schaut, ist das schon beeindruckend. Man fühlt sich wie ein Fußballer. Beim Weltcup kommen zwar auch viele Zuschauer, aber die sind entlang der Strecke verteilt. Wenn ein Deutscher beim Schießen traf, musste man sich fast die Ohren zuhalten. Ist schon ein tolles Gefühl.

Du hast ein Gewehr und also auch einen Waffenpass. Bist du Jägerin?
Nein, das wäre nichts für mich. Den ganzen Tag im Wald herumlaufen. Da liege ich lieber auf der Couch. (lacht)

Der Fall Taschler hat in diesem Winter die Biathlonwelt, oder besser gesagt die gesamte Sportwelt in Südtirol in Aufruhr versetzt. Daniel Taschler wird beschuldigt, in Kontakt mit Dopingarzt Michele Ferrari zu sein. Sein Vater Gottlieb Taschler, immerhin Vizepräsident der Internationalen Biathlon-Union, soll in den Fall involviert sein. Wie hast du auf diese Vorwürfe reagiert?
Schock pur. Das hat sich niemand gedacht.

Du kennst beide.
Ja, aber ich habe nicht viel mit ihnen zu tun.

Ist Doping Thema bei euch? Wurde dir schon mal etwas angeboten?
Ich wüsste ehrlich nicht, wo man das herbekommt. Ich bekomme das auch erst mit, wenn wieder mal jemand auffliegt.

Kennst du jemand, mit dem du vielleicht zusammen trainiert hast oder einen Wettkampf gelaufen bist, der des Dopings überführt wurde?
Vergangenes Jahr gab es den Fall Sachenbacher-Stehle (deutsche Biathletin, Anm. d. Red.). Sie war immer sehr sympathisch, und dann hört man so etwas. Da wird man schon nachdenklich. Leute, die nichts mit uns zu tun haben, sagen sicher, wir sind alle gedopt. Das stimmt nicht, aber damit muss man leben.

Du bist verlobt?
Ja, ich werde im Mai heiraten.

Sind Kinder schon in Planung?
Nein, aber ich werde auch sicher nicht bis 30 Sport machen.

Wann soll Schluss sein?
Ich sage jedes Jahr, ich beende meine Karriere. Schon in der Sportschule hätte ich oft gerne etwas anderes gemacht.

Wieso machst du dann weiter?
Es geht halt so dahin. Und wenn es läuft, macht es ja großen Spaß. Beim Sommertraining hatten wir eine tolle Gruppe. Wenn das Umfeld stimmt macht es Spaß, ich hatte aber auch schon schlechte Zeiten.

Du bist Mitglied der Finanzwache. Dienst musst du aber keinen machen?
Nein, nie. Am Anfang muss man einige Prüfungen machen, aber nicht wie ein „richtiger” Finanzer.

Wäre es für dich vorstellbar, nach der aktiven Karriere bei der Finanzwache zu bleiben?
Ich müsste dafür die Ausbildung nachholen. Ich würde aber gern in der Sportgruppe bleiben und Trainerin werden. Mal schauen, ob das klappt.

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