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Plastik, überall traf sie auf Plastik: angeschwemmt am Strand, liegen gelassen am Berg. Als Mittzwanzigerin hörte Daniela Huber zu rauchen auf, begann bei Wanderungen Müll und Zigarettenkippen einzusammeln und entschied: Einkaufen ohne Kunststoff muss möglich sein. Die Brixnerin verbrachte viele Stunden im Supermarkt und war überrascht von der Omnipräsenz des Erdölproduktes. Auch im Reformhaus und bei Bioprodukten begegnete ihr hauptsächlich Plastik als Verpackungsmaterial.
Die heute 36-Jährige kaufte immer weniger in Geschäften ein und wenn, dann nur in Gläsern, Metall oder Papier verpackt. Ihre Achtsamkeit begann beim Essen, setzte sich in der Kleidung fort, begleitete sie bei Kosmetik und Mobilität und schlug sich auch im Geruchssinn nieder. Wenn Daniela Huber Seife siedet oder Shampoos und Gesichts-Cremes selber macht, verzichtet sie auf Duftstoffe. „Ich reagiere mittlerweile allergisch darauf“, sagt sie und empfindet starke Parfüms als Eingriff in ihre Privatsphäre.
Sie putzt mit Kernseife und Essigwasser, trocknet Kräuter für den Tee und Früchte für den langen Halt. Sie kocht Marmeladen ein, setzt Liköre und Sirupe an, näht Stofftaschentücher, kauft ihren Föhn auf dem Trödelmarkt und trägt gebrauchte oder „grüne“ Kleider.
„Am liebsten hätte ich alle Dinge, die ich zum Leben brauche, in einem Koffer Platz.“
Der Lippenbalsam, den Daniela Huber mit Bienenwachs, Oliven- und ätherischem Melissenöl anrührt, hat ihre häufig auftretenden Fieberblasen deutlich reduziert. Einer Freundin ging es ähnlich. Die Freude war so groß, dass sie es der ganzen Welt erzählen wollte. Gern teilt sie ihr Wissen mit interessierten Menschen. Sie färbt ihre Haare nicht mehr, hat sich eine Zahnbürste aus ökologischem Bambus gekauft, putzt die Zähne mit einer Paste aus Birkenzuckerpulver, liest viel über die Wirkstoffe von Kräutern, aber keine Zeitungen.
Daniela Huber will hoch hinauf. Seit zwei Jahren arbeitet die Facharbeiterin für Holz und Metall, die gelernte Einrichtungsberaterin und ausgebildete Pflegehelferin auf der Alm: in den beiden vergangenen Sommern als Sennerin teilweise ohne elektrischen Strom, in der Wintersaison auf Jochgrimm. Das Käsen macht ihr Freude, das Naturfärben von Stoffen möchte sie noch lernen und besucht deshalb die Winterschule in Ulten. Die Frau, die ihre ersten Lebensjahre in Sterzing verbracht hat, genießt die Einfachheit. Die Arbeit mit den Händen erfüllt sie. Inmitten der Natur leben zu dürfen, beschreibt sie als Luxus. Sie benötigt nicht viel: „Am liebsten hätte ich alle Dinge, die ich zum Leben brauche, in einem Koffer Platz.“
von Maria Lobis
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