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Vier Männer in schwarzen Uniformen betreten die Bühne. Sie sind geschminkt und teilweise maskiert. Einer von ihnen ist in eine lange schwarze Kutte gehüllt und trommelt. Sie beginnen ihre Show, die zugegebenermaßen ein bisschen merkwürdig ist. Die Bandmitglieder der New Art RockbandThe National Orchestra of the United Kingdom of Goats (UKoG) sagen, ihre Liveshows seien etwas anderes, als man hierzulande gewohnt sei. Sie haben sich Kunstfiguren zurechtgeschneidert, nennen sich the Admiral (Gitarre und Gesang), the Coachman (Bass und zweite Stimme), the Seer (Bassist) und the Insane (Elektronik) und tauchen auf der Bühne in eine andere Welt ein. Sie sind das selbst ernannte Nationalorchester des Königreichs der Ziegen und stammen aus Kolepta. Durch ihre Texte haben sie eine neue Welt erschaffen, daher auch der ewig lange Name. „Aber er funktioniert, denn er ist es, der das Interesse an uns weckt“, so Coachman, der stellvertretend für die restlichen drei Bandmitglieder erzählt, was hinter UKoG steckt.
Das Leben in Kolepta
„Wir sind nicht irgendwelche Leute, die auf die Bühne gehen, um zu spielen“, sagt er ganz klar. Sie haben ein audiovisuelles Gesamtkonzept und eine Geschichte, welche sie auszeichnet und von anderen Bands abhebt. Ihr Stil wird Symphonic Grind Pop genannt. Zwei EP`s und ein Album können die Goats in ihrer bisherigen Laufbahn bereits verbuchen. In jedem Lied wird ein neuer Teil ihrer großen Saga um das Königreich der Ziegen weitererzählt. „Ein Work in progress“, so der Kutscher. Die erste EP (The chronicles of Sillyphus) besingt die Geschichte des großen Helden Silliphus, welcher der Gründer des Nationalorchesters sei. In der zweiten EP (The three walls of Kolepta) beschreiben die vier Musiker eine große Verteidigungsanlage im Norden von Kolepta. Im letzten Album Vaaya and the sea geht es um die gefallene Gräfin Vaaya, die verraten wurde und ins Exil kam.
Wenn im Königreich der Ziegen ein neues Album erscheint, dann läuft es ein bisschen anders ab, als bei herkömmlichen Musikgruppen. Die vier suchen sich ein Thema, Coachman gibt den roten Faden vor, und dann werden die Lieder gemeinsam geschrieben – und zwar während der Studioaufnahmen. Dadurch, dass sie ihre Alben nicht verkaufen, sondern im Internet gratis zum Download anbieten, haben sie sehr viele Fans im Ausland. Auch die Resonanz sei dort besser. Die Lieder von UKoG hallen aus Kanada, den USA, Russland und vor allem aus Deutschland. „Durch das kostenlose Herunterladen sprengen wir die geografischen Grenzen und haben eine viel größere Reichweite“, erklärt Coachman, der bereits ein Interview für die deutsche Zeitschrift Rock Hard gegeben hat. Obwohl der Musikgeschmack der Bandmitglieder weit auseinander liegt und sie von Klassik, bis Pop und Metal alles quer durch die Bank hören, kann sich die ungewöhnliche Formation in ihren Lieder immer wieder auf einen gemeinsamen Nenner einigen.
Ein großer Traum
2009 schlossen sich der Klausner, der Passeirer und zwei Jungs aus Steinegg als Band zusammen. „Wir wollten es groß aufziehen“, so Coachman. Bisher hatten sie nur wenig Auftritte. Der wohl größte war letztes Jahr auf dem Rock-im-Ring-Festival auf dem Ritten. „Wir versuchen zwar so viel wie möglich live zu spielen, weil das einfach wichtig ist, aber es ist schwierig“, erklärt der 31-Jährige. Klar, mit einem so seltsamen Konzept und Auftreten, hat man es in Südtirol nicht leicht. Die Leute seien hier etwas engstirnig. „Wenn jemand mit einer Kutte auf die Bühne geht, ist er gleich ein Satanist“, sagt der Kutscher lachend. Dieses Jahr machten sie Steinegg Rockt unsicher und auch aus München und Frankfurt kamen Konzertanfragen und die Band konnte zwei Gigs absahnen. Haben sie ein bestimmtes Ritual vor jedem Auftritt? „Die Gitarre stimmen“, sagt er scherzhaft. „Und uns schminken.“
Auf die Frage nach dem Wunsch für die Zukunft der Band, bekommt man normalerweise einen Wunschauftritt oder viele verkauften Platten als Antwort. Aber nicht von UKoG. „Ein dreiteiliger Film und ein Buch dazu“, sagt Coachman strahlend. Ein Film über die Texte und Inhalte, die Coachman niederschreibt, und für den sie als Band den Soundtrack beisteuern. Das wäre ihr absoluter Traum, auf welchen die etwas verrückten Jungs hinarbeiten. UKoG sind mehr als nur eine Band. Sie sind ein wahres Gesamtpaket aus Theater, Bühne, Text und Musik. Das sei auch der Grund, warum die vier als Band lieber im Hintergrund stehen und nicht ihre richtigen Namen nennen wollen. „Die Menschen dahinter sind irrelevant, es geht um die Band und deren Inhalte“, so Coachman. Vielleicht ist es genau diese Aussage, vielleicht die sympatische Art, die hinter den Masken steckt. Auf alle Fälle imponiert das Nationalorchester mit dem frischen Wind, den sie in die Südtiroler Musikszene bringen.
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