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Die Freiheitliche Jugend oder: Ist da jemand?
Die letzten Jahre waren für die Freiheitlichen eine harte Zeit. Der Rentenskandal und ein paar andere Fauxpas machten der Partei, die sich sonst immer als Anti-Privilegien-Partei gab, schwer zu schaffen. Mitglieder verflüchtigten sich, Wählerstimmen wanderten ab. Auch die Jugendorganisation blieb davon nicht unversehrt. Das ging so weit, dass es in den letzten zwei bis drei Jahren so gut wie keine Jugendorganisation mehr gab. Doch in diesem Jahr wollen sich die Blauen wieder aufrappeln. Seit Juni ist Hannes Zingerle offiziell Jugendkoordinator. Gleichzeitig ist er Abgeordneter im Landtag, in den er nachrückte, als Pius Leitner wegen der Penisring-Geschichte verurteilt wurde und als Abgeordneter zurücktrat.
Wird sich mit dem Neuanfang, im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren, etwas verändern? Nicht viel, meint Zingerle. Es werde den jungen Parteimitgliedern endlich wieder eine Plattform geboten, ansonsten blieben die Themen mehr oder weniger dieselben. Und die sind bei der Freiheitlichen Jugend im Grunde deckungsgleich mit den Themen, die die Mutterpartei vorgibt. Das kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass ausgerechnet ein Landtagsabgeordneter gleichzeitig auch Jugendkoordinator ist. Doch zurzeit gibt es noch nicht viel, was Hannes Zingerle koordinieren muss. Das hat man mit den Grünen trotz allem gemeinsam: Man ist in der Aufbauphase. „Gerade arbeiten wir darauf hin, wieder in allen Bezirken Ansprechpartner zu haben, sodass es hoffentlich bald wieder eine aktive Landesjugendgruppe gibt“, erklärt Zingerle. Somit kann der Jugendkoordinator auch nur Themen nennen, die ihm persönlich am Herzen liegen:
Simon Auer, heute Geschäftsführer der Freiheitlichen und 30 Jahre alt, war lange Zeit selbst Mitglied der Freiheitlichen Jugend. Vor dem Kollaps im Zuge des Rentenskandals, erinnert er sich, gab es auch Themen auf der Agenda wie die prekären Arbeitsverhältnisse der jungen Erwachsenen, ein Problem, das laut Auer immer noch hochaktuell ist. „Die Lage wäre besser, wenn man den Generationenpakt, der vom Landtag 2013 beschlossen wurde, endlich umsetzen würde“, sagt Auer. Der Pakt sähe eine stufenweise Ersetzung von Senioren durch junge Arbeitskräfte vor. Wichtig wären für Auer auch das Thema der Sicherheit im Südtiroler Nachtleben oder das Ziel, Südtirol für Heimkehrer attraktiver zu machen, etwa durch Steuererleichterungen oder die Erhöhung von Forschungs- und Entwicklungsausgaben, wo Südtirol aktuell hinter dem Trentino liege.
Die Giovani Democratici oder: Die Abgehängten
Wie bei den Young Greens muss man auch bei den Giovani Democratici kein Parteimitglied sein, um bei den Sitzungen der Nachwuchsdemokraten teilzunehmen. Dadurch will man jedem die Möglichkeit geben, am politischen Diskurs teilzunehmen. Der dreht sich beim PD, einer italienischsprachigen Partei, allerdings erwartungsgemäß hauptsächlich um Bozen.
Der neue Jugendsprecher ist Paolo Sticcotti, doch das Gesicht, das mit der jüngeren PD-Generation verbunden wird, ist nach wie vor jenes von Alessandro Huber. Der Bozner Gemeinderat und seit kurzem PD-Sekretär für Südtirol, der zu Schulzeiten noch ein überzeugter Rifondatore Comunista war, hat für die Jungen weiterhin eine Art Mentorfunktion und einen guten Überblick über das, was man sich von den Giovani Democratici erwarten kann:
Das sind einige Themen, die anzugehen sind. Doch das größte Problem, das die Giovani Democratici in Bozen haben, heißt Casapound. Die Neofaschisten sind gerade in den Schulen am stärksten. Mit einer gewissen zynischen Resignation beobachtet Huber, wie ausgerechnet die Faschisten dem PD die ehemalige Wählerschaft, die Arbeiterklasse, wegnehmen. „Die Message ‚Scheiß Neger‘ ist halt leichter zu verstehen als eine Ausführung etwa über makroökonomische Zusammenhänge“, seufzt Huber. Außerdem habe sich der PD zu sehr von seiner Wählerschaft entfernt, gesteht Huber. Er blickt dabei auf sich selbst, ein „Studierter“, der über die Probleme der Arbeiterschaft zwar viel weiß, aber selbst noch nie in einer Fabrik gearbeitet hat. Sein rechtsextremer Konkurrent im Gemeinderat, Andrea Bonazza, hat hingegen eine schulische Karriere hinter sich, die bei der dritten Mittelschule schon ihr jähes Ende fand. Paradoxerweise ist genau das sein großer Vorteil.
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