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Sie moderiert nicht nur Südtirols größte Sport-Events, wie den Alpine Ski World Cup in Alta Badia und Gröden, den Langlauf World Cup in Toblach, den Reschenseelauf, Paracycling World Cup in Meran, aber auch die Miss Südtirol Vorentscheidungen, Veranstaltungen des Casinos Austria, Firmenevents, Skishows und sogar Hochzeiten. Dabei steht Silvia Fontanive immer noch fest mit beiden Beinen auf dem Boden und sieht sich als „ganz normale Mami“. Ich treffe sie im Design-Hotel Feldmilla in Sand in Taufers. Sie hat dort einige Jahre als Animateurin gearbeitet. Warum das ihrer Karriere zugute kam und wie sie auch bei einem 3.000-Personen-Publikum die Ruhe bewahrt, erzählt sie mir morgens um 10 Uhr bei Kaffee und Orangensaft. Gleich zu Beginn bietet sie mir das „Du“ an.
Lass uns mit etwas Schönem beginnen: Die Traummannwahl in Meran … Sie war eine deiner ersten Moderationen?
(lacht) Nein, es war nicht meine erste Moderation, aber eine der ersten großen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Die Jungs waren ganz locker drauf. Es gab ein Bierkrug-heben und Forstbier-trinken. Alles in allem ein sehr lustiger, schöner Abend.
Wie kamst du eigentlich zum Moderieren?
Das ist zufällig passiert. Ich bin staatlich geprüfte Skilehrerin. Im Sommer habe ich hier im Hotel Feldmilla als Animateurin und Wanderführerin gearbeitet. Irgendwann bat man mich, für einen österreichischen Moderator zu übersetzten, da ich zweisprachig aufgewachsen bin und fließend Italienisch und Deutsch spreche. So habe ich eine Weile als Übersetzerin gearbeitet und auch eine Rhetorikausbildung gemacht. Irgendwann moderierte ich dann auch auf Deutsch. So hat das angefangen. Zuerst waren es noch kleine Veranstaltungen, dann hat mich jemand vom Athesia-Haus gesehen und mich gefragt: „Würdest du es dir zutrauen, auch die Traummannwahl zu moderieren?“ und ich habe gesagt: „Ja logisch!“ und so kam das alles ins Rollen.
Dann kamen weitere große Veranstaltungen hinzu. Es waren ja nicht nur Athesia-Events.
Nein, nein. Aber so wurde ich medienpräsent, andere wurden auf mich aufmerksam und eins kam zum anderen. Ich habe nie richtig Werbung gemacht, außer auf meiner Homepage. Die Leute buchen dich, wenn sie dich auf einem Event sehen. Und so arbeite ich auch in Österreich (Gössl Dirndlflug am Wörthersee), Norditalien und Deutschland.
Es basiert also viel auf Mundwerbung …
Ganz genau! Ja.
Was war dein schönstes Moderationserlebnis?
Also ich muss sagen, mir gefallen alle Moderationen, ich liebe ja meine Arbeit. Ich bin sehr flexibel, vom Sport bis zur Gala. Ich mache die Miss Südtirol Vorentscheidungen gerne, weil es mit den jungen Madln immer wieder richtig nett ist. Aber auch die Sportmoderationen sind sehr spannend oder die des Casinos Austria … Eine meiner schönsten Moderationen hatte ich dennoch kürzlich, am Tag der Senioren. Ich habe ehrenamtlich im Alten- und Pflegeheim in Olang eine Modenschau für Senioren moderiert. Das war echt nett, die Leute waren so lieb und begeistert, alle haben fest für die „Models"geklatscht … Sie haben sich so richtig wohl gefühlt bei der Sache. Echtes Gänsehautfeeling.
Und wann warst du am aufgeregtesten?
Am aufgeregtesten war ich, als ich mit Armin Assinger die Wiedereröffnung des Casinos Velden moderierte. Obwohl er ein sehr lockerer, kompetenter, sympathischer Typ ist und er mich sehr unterstützt hat – wir legten eine tolle Moderation hin – war ich am Anfang schon ein bisschen aufgeregt. Mittlerweile legt sich das aber. Ich habe schon so viele vor dem Mikrofon gehabt – von Skistars bis Politiker im In- und Ausland – irgendwann hält sich dann auch die Aufregung in Grenzen.
Wie bereitest du dich auf eine Moderation vor?
Ja, die Vorbereitung ist sehr wichtig. Jede Moderation ist anders. Ich bereite mich meistens nachts vor. Obwohl das sehr anstrengend sein kann, weil es dann meist bis spät in die Nacht geht und ich ein paar Tage dafür brauche. Ich will nämlich
für alle Eventualitäten vorbereitet sein: Live ist eben live. Da kann man nichts mehr wiederholen oder schneiden.
Bereitest du dir eine Rede vor?
Nein! (entschieden) Ich sammle zwar alle Informationen und muss viel im Internet recherchieren. Beispielsweise Weltcup: Da muss ich wissen, wer die Athleten sind, was sie gemacht haben, ob sie vergangenes Jahr gewonnen haben und so weiter. Auch über die Ehrengäste, Politiker und VIPs, die ich interviewe, muss ich bestens Bescheid wissen. Dann mache ich mir Stichworte. Ohne diese Moderationskarten käme ich nicht aus, sie geben mir die Sicherheit, die ich brauche. Ich habe beispielsweise immer alle Namen notiert, da ich mir Namen nie richtig gut merken kann. Das ist mein kleines Manko. Alles in Allem mache ich aber ziemlich freie Moderation. Ich bin da sehr spontan und flexibel. Trotzdem: Ohne diese Karten hätte ich ein Problem (lacht).
Kurz vor dem Auftritt – wie bewahrst du die Ruhe?
Kurz vor einem Auftritt muss ich immer noch mit meiner Tochter telefonieren. Das beruhigt mich. Ihre Stimme beruhigt mich und ich weiß dann, dass es ihr gut geht, Zuhause bei meinem Mann und bei meinen Eltern. Das Telefonat gibt mir die
nötige Kraft, alles locker zu machen.
Welches Publikum ist dir am liebsten: Kinder oder Erwachsene?
Ich kann gut mit Kindern umgehen, das ist sicherlich ein Vorteil. Beim Kinderfest in Meran 2000 beispielsweise wurde ich fast selbst wieder zum Kind. Das kommt auch von meiner jahrelangen Erfahrung als Skilehrerin und als Animateurin für Kinder. Ich mag aber auch ein erwachsenes, seriöseres Publikum. Ich passe mich meinem Publikum an, das muss man in meinem Beruf. Du musst in den ersten Minuten ein Gefühl für das Publikum bekommen.
Hast du eigentlich eine Stylistin?
Es gibt Organisatoren die möchten selbst entscheiden, was der Moderator anziehen soll. Vieles nehme ich an, aber ich muss mich wohlfühlen. Ich habe meinen eigenen Stil. Ich bin immer sehr elegant angezogen, gerne in schwarz und trage sehr hohe Schuhe. Auch ein Dirndl ziehe ich gerne an. Ich mag es am liebsten einfach und trage auch wenig Schmuck. Wenn ich merke, dass das Outfit, das man mir gibt, zwickt oder zu eng ist – ich bin ja auch nicht die Dünnste – geht das nicht. Es ist wirklich sehr wichtig, dass ich mich wohlfühle. Ansonsten bin ich nicht mehr ich selbst.
Wird man als Moderatorin geboren oder kann man das lernen?
Ich denke, dass man sich in dieser Hinsicht zwar verbessern kann, aber ich bin davon überzeugt, dass man dafür geboren werden muss. Das erste, das du als Moderatorin brauchst ist Selbstsicherheit. Eine brutale Selbstsicherheit: Du gehst manchmal auf die Bühne raus und vor dir sind 3.000 Leute. Du musst so flexibel und so locker sein, dass du alles im Blick hast. Zum Beispiel Fehler muss man sofort auf der Bühne ausbaden und in jeder Situation das Richtige sagen. Das, glaube ich, ist zu 70 Prozent angeboren. Man kann das verbessern und perfektionieren, aber nicht richtig lernen.
Was sind die großen Herausforderungen beim Moderieren?
Zu den großen Herausforderungen einer Live-Moderation auf der Bühne, direkt vor dem Publikum, gehört die Fähigkeit auf's Publikum eingehen zu können und für alle eventuellen Probleme vorbereitet zu sein. Einiges kann schiefgehen: Der Strom kann ausfallen – plötzlich ist alles dunkel und niemand hört noch etwas – es kann ein Licht umfallen, ein Interviewpartner kann etwas Unangemessenes sagen … Dann musst du wissen, wie du diesen Interviewpartner bremst oder
wie du mit dem Problem umgehen kannst. Mir ist es auch sehr wichtig, immer nett und bodenständig zu sein. Ich bin wie die Zuschauer auf dem Boden: einfach, eine „hoffentlich" symphatische Pustrerin (lacht) und eigentlich ganz locker.
Das ist halt mein Job oben auf der Bühne, so wie ich bin bin ich und so kennt man mich auch.
Was machst du, wenn du gerade nicht moderierst?
Ich bin eine ganz einfache und wie ich glaube sehr fürsorgliche Mami und Ehefrau. Ich mag gern Tiere und habe einen sehr engen und lieben Freundeskreis. Im Sommer leben meine Familie und ich in Kärnten am Wörthersee – mein Mann ist
Kärntner. Im Winter sind wir in Südtirol und gehen viel Skifahren. Ich führe also ganz ein einfaches, normales Leben. Meine Familie hat für mich oberste Priorität. Ich nehme Aufträge nur so an, dass ich immer noch genügend Zeit für meine Familie hab. Auch wenn ich meinen Beruf liebe – Familie bedeutet mir einfach alles.
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