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Lisa Maria Kager
Veröffentlicht
am 23.08.2016
LeuteWir Ypsiloner

Generation Depression

Veröffentlicht
am 23.08.2016
In einem Ypsiloner-Leben überwiegt oft die Verzweiflung.
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Manchmal, wenn es mir nicht so gut geht, schäme ich mich. Weil ich finde, dass wir Ypsiloner der Ersten Welt einfach nicht das Recht dazu haben, traurig zu sein. Wir sollten lachen anstatt zu weinen und aktiv werden anstatt uns in unserem eigenen Selbstmitleid zu suhlen. Stattdessen sind wir die Könige der Heulsusen. Obwohl wir alles haben, was wir uns nur wünschen können. Wir haben ein Dach über dem Kopf und fließend Wasser, wir haben Essen und eine Familie, wir können all unseren Hobbys nachgehen und haben die Möglichkeit, Geld zu verdienen, um uns das zu kaufen, was uns noch fehlt. Und trotzdem ist jeder fünfte Ypsiloner depressiv. Wie ist es möglich, dass es überhaupt so weit kommt?

Der Teufelskreis der ewigen Suche
Dass früher alles besser war, will ich nicht unbedingt behaupten. Die Arbeit war hart, der Überlebenskampf schwer. Aber trotzdem hat man sich vor Ypsiloner-Zeiten nie beklagt. Man hat versucht, das Leben so gut wie möglich zu meistern und die Möglichkeiten, die man hatte, zu nutzen. Wir hingegen haben die Qual der Wahl und jammern trotzdem, was das Zeug hält. Doch vielleicht ist es gerade diese Fülle an Lebenswegen, die uns so sehr überfordert, dass wir darunter einfach zu Grunde gehen.

„Aus Angst vor Routine und darauf folgender Langeweile sind wir auf ständiger Suche.“

Wir Ypsiloner denken, dass wir ständig etwas Neues brauchen, um glücklich zu werden. Aus Angst vor Routine und darauf folgender Langeweile sind wir auf ständiger Suche. Doch wer nicht findet, kann auch nicht zur Ruhe kommen und somit auch nicht glücklich werden. Viel eher löst dieser Zustand unnötigen Stress in uns aus, der uns müde macht, obwohl wir noch gar nichts erreicht haben. Tausende Dinge schwirren in solchen Situationen in meinem Kopf herum, Ordnung schaffen fällt schwer. Viel lieber würde ich mir dann einfach die Bettdecke über den Kopf ziehen und schlafen, bis alles vorbei ist.
Dabei ist die Lösung dieser Ypsiloner-Depression so einfach: Zufrieden sein lautet der Schlüssel. Manchmal sind es eben nur Kleinigkeiten, die uns auf das Glück, das wir haben, aufmerksam machen. Anstatt zu heulen, sollten wir also die Augen aufmachen und das wahrnehmen, was wir Tag für Tag vor uns haben. Ein schöner Sonnenaufgang, ein netter Gruß, ein neuer Tag, an dem wir gesund sind und leben dürfen. Es gibt so vieles, das Zufriedenheit bringen kann.

„Das Wort Zufriedenheit kennen wir nur aus dem Duden.“

Doch wenn man seine Augen öffnet, um aus dem Teufelskreis auszubrechen und nur noch Gutes zu sehen, wird einem auch bewusst, warum in einem Ypsiloner-Leben die Verzweiflung oftmals überwiegt. Wir leben auf einem Planeten, auf dem Krieg herrscht und jeder einzelne – ja, auch wir – ums Überleben kämpft. Eine schwarze Nachricht folgt auf die andere. Ein Terrorakt auf den nächsten. Mit Scheuklappen rennen wir alle einem System hinterher, das schon lange kaputt ist und aus allen Löchern stinkt. Wir haben das Vertrauen verloren und sind zu Einzelgängern erzogen worden. Und wir machen uns Sorgen, weil wir in einer solchen Welt auf keinen Fall unsere Kinder aufwachsen sehen wollen. Genau deshalb sind wir auch ständig damit beschäftigt, Dinge zu hinterfragen und nach neuen Lösungswegen zu suchen. Wir gründen StartUps, um unsere Ideen umzusetzen und versuchen wieder zueinander zu finden.

So prallen in einem Ypsiloner-Gehirn wie dem meinen ständig Gut und Böse aneinander und fabrizieren einen Gedankenkrieg, der uns immer wieder in die Enge treibt. Obwohl es uns so gut geht. Depressiv sein, ist bei uns Ypsilonern irgendwie also doch auch erlaubt. Oder?

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