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Veröffentlicht
am 16.10.2024
PartnerLeuteScience Slam Bozen 2024

„Gefahren minimieren“

Veröffentlicht
am 16.10.2024
Giulia Elli verbindet in ihrer Forschung Biotechnologie mit praktischen Ansätzen zur Reduzierung von Nanoplastik in Gewässern. An der Freien Universität in Bozen entwickelt sie innovative Sensoren, um gefährliche Plastikpartikel im Wasser aufzuspüren. Beim Science Slam Bozen stellt sie ihre Forschungsergebnisse vor.
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Giulia-Elli
Giulia Elli

Giulia Elli aus Varese begann ihr Studium der Biotechnologie zunächst in Mailand, entschied sich jedoch bald für einen Wechsel nach Lund in Schweden, um mehr praktische Erfahrungen im Labor und in der Teamarbeit zu sammeln. Während ihrer Diplomarbeit zog es sie weiter in die USA, nach Texas, wo sie sechs Monate lang in einem Labor für Meeresbiologie arbeitete und Mikroorganismen untersuchte, die Bioplastik abbauen können. Diese Forschung wurde der Schwerpunkt ihrer Diplomarbeit.

Im Jahr 2020 zog Giulia Elli nach Bozen, für ihre Doktorarbeit verlagerte sie ihren Fokus zunehmend auf die Entwicklung von Sensoren, die die Reduktion von Nanoplastik, insbesondere in Meeren, unterstützen sollen. Im Juni 2024 schloss sie ihre Doktorarbeit an der Freien Universität Bozen ab. Heute arbeitet Giulia in einem Forschungsteam an Sensoren, die vor allem in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden sollen.

BARFUSS: Giulia, was führt zur Präsenz von Nanoplastik in Meeren und Seen?
Giulia Elli:
Nanoplastik gelangt in Meere und Seen durch die Zersetzung von größeren Plastikstücken sowie durch bestimmte Kosmetikprodukte oder Kleidung, die diese winzigen Plastikpartikel enthalten.

Was macht Nanoplastik so gefährlich?
Das Gefährliche an Nanoplastik ist, dass sich diese winzigen Partikel mit anderen Stoffen wie Mikroorganismen oder Metallen verbinden können, was ihre Gefährlichkeit erhöht. Meerestiere können Nanoplastik aufnehmen, was ihre Gesundheit beeinträchtigt und sich über die Nahrungskette bis zum Menschen auswirkt. Zudem binden die Nanopartikel Schadstoffe aus dem Wasser und tragen so zur Verbreitung von Umweltgiften bei.

Warum ist es wichtig, Nanoplastik aufzuspüren?
Mein Ziel war es, Nanoplastik sichtbar zu machen, um Möglichkeiten zu finden, es in Gewässern zu reduzieren. Das Entfernen dieser winzigen Partikel ist derzeit noch sehr schwierig, und es gibt noch keine effektive Lösung. Doch wenn wir wissen, wo sie vorkommen und wie schädlich sie sind, können wir gezielt daran arbeiten, die Belastung zu minimieren und in Zukunft vielleicht eine Methode zur Beseitigung zu entwickeln.

Mir ist bewusst, dass wir nicht vollständig auf Plastik verzichten können. Daher braucht es Lösungen, um die von Plastik ausgehenden Gefahren zu minimieren.


An welcher Technologie arbeitest du mit deinen Kolleg:innen?
Wir entwickeln elektrochemische Sensoren, die Wasserströme analysieren können. Je höher der Anteil an Nanoplastik im Wasser, desto stärker die Strömung. Konkret baue ich diese Sensoren auf flexiblen Substraten und teste sie im Labor unter verschiedenen Bedingungen, beginnend mit einfachen Verhältnissen. Zum Beispiel untersuchen wir, wie sich Nanoplastik in destilliertem Wasser verhält und wie eine Erhöhung des Plastikanteils die Strömung beeinflusst. Schritt für Schritt gehen wir zu komplexeren Bedingungen über, wie etwa Meer- oder Seewasser mit unterschiedlichen Zusammensetzungen. Außerdem testen wir, wie sich verschiedene Oberflächen von Nanoplastik auf die Strömung auswirken und ob unsere Sensoren Nanoplastik auch dann erkennen, wenn es sich mit anderen Komponenten wie Metallen verbindet.

Ist das große Ziel, das Wasser von diesen gefährlichen Partikeln zu reinigen?
Ja, für meine Doktorarbeit habe ich auch mit einem Forschungsinstitut in Genua zusammengearbeitet. Dort entwickeln Wissenschaftler:innen Ansätze zur Entfernung von Nanoplastik. Doch von einer praxistauglichen Lösung sind wir noch weit entfernt. Es gibt zwar vielversprechende Ideen, aber diese befinden sich noch im Laborstadium, und es wird sicherlich noch viele Jahre dauern, bis sie erfolgreich in der Praxis angewendet werden können.

Was motiviert dich bei dieser Arbeit?
Meine Motivation ist es, einen kleinen Beitrag zu leisten, um die täglichen Umweltschäden ein wenig zu reduzieren. Mir ist bewusst, dass wir nicht vollständig auf Plastik verzichten können. Daher braucht es Lösungen, um die von Plastik ausgehenden Gefahren zu minimieren.

Und was motiviert dich, am Donnerstag am Science Slam teilzunehmen?
Ich habe den Science Slam vor zwei Jahren gesehen und fand es toll, wie Forschende ihre Arbeit einem Publikum vermitteln, das damit nicht vertraut ist. Das ist auch meine Motivation: Ich denke dabei oft an meinen Vater, der mich regelmäßig fragt, was ich genau mache. Ich erkläre es ihm, aber anscheinend war ich bisher nicht verständlich genug, da er mich beim nächsten Treffen dann wieder fragt (lacht). Mein Ziel ist es daher, meine Forschung so einfach zu erklären, dass jeder sie verstehen kann. Außerdem ist der Science Slam für mich als eher schüchterne Person eine persönliche Herausforderung, mich vor einem größeren Publikum zu präsentieren.

Giulia Elli tritt am morgigen Donnerstag, 17. Oktober, in der zweiten Runde des Science Slam Bozen 2024 in der unibz@NOI Techpark auf – es ist die zweite von insgesamt drei Runden, in denen jeweils sieben Wissenschaftler:innen gegeneinander antreten.

Der Science Slam Bozen findet bereits zum zweiten Mal statt und ist eine Gemeinschaftsproduktion von Eurac Research, NOI Techpark, Freie Universität Bozen und der Stiftung Südtiroler Sparkasse.

Die Termine im Überblick:
– 17. Oktober Eurac Research mit DJ audiomat

– 24. Oktober NOI Techpark mit DJ La Kostner

Beginn jeweils um 20.00 Uhr, der Eintritt ist frei.
Die Slams finden in deutscher, italienischer und englischer Sprache statt, jedoch ohne Simultanübersetzung. Für Stimmung sorgt an jedem Abend ein DJ.

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