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Roald Bertol ist Programmierer und liebt iPhone. Liebte ist korrekter. Zum Geburtstag hat sich der Brixner im vergangenen September ein Fairphone 2 geschenkt: „Jeder von uns nutzt ein Smartphone“, sagt er, aber nur wenige machten sich Gedanken darüber, unter welchen Bedingungen die Geräte produziert werden. Das faire Smartphone mit dem 5-Zoll-Display sei zwar schwerer und klobiger als sein früheres iPhone, aber das modulare Design und die Kontrolle der Lieferketten im Sinne der Fairness haben den 36-Jährigen überzeugt.
Roald Bertol kennt niemanden in Südtirol, der mit Fairphone telefoniert und geht davon aus, dass höchstens ein Dutzend solcher Geräte im Einsatz sind. In Italien wurde das Fairphone 2 insgesamt 1.000 Mal verkauft.
Als der Niederländer Bas van Abel 2013 das erste Fairphone auf den Markt brachte, verfolgte Roald die Medienberichte interessiert. Man müsse viel Geduld mit dem Gerät aufbringen, war da zu lesen. Als die Batterie von Roalds iPhone 4s im vergangenen Jahr immer häufiger den Geist aufgab, war seine Geduld am Ende. Er entschied sich für das Fairphone 2 und ist froh darüber.
Fairphone ist weltweit der erste Smartphone-Hersteller, der die vier als problematisch eingestuften Mineralien Gold, Zinn, Tantal und Wolfram aus konfliktfreien Förderstätten bezieht.
Auf www.fairphone.com schreibt das niederländische Start-up-Unternehmen, dass es mit seinem fairen Smartphone einen positiven sozialen Wandel bewirke, Arbeitsbedingungen in den Fabriken verbessere, ohne Kinderarbeit auskomme und den Elektroabfall recycle. Neben den Produktionsbedingungen spielen bei Fairphone die Rohstoffe und deren Gewinnung eine entscheidende Rolle. Jedes Smartphone enthält etwa 40 Mineralien und Metalle. Viele werden in ärmeren Ländern unter lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen und ohne Rücksicht auf die Umwelt abgebaut. Mit manchen Rohstoffen werden bewaffnete Konflikte finanziert. Fairphone ist weltweit der erste Smartphone-Hersteller, der die vier als problematisch eingestuften Mineralien Gold, Zinn, Tantal und Wolfram aus konfliktfreien Förderstätten bezieht.
Roald Bertol freut sich auch über das lange Leben seines Gerätes. Das Fairphone arbeitet modular und lässt sich ohne große Fachkenntnis in sieben Bauteile und neun Schrauben zerlegen. Defekte Module können ausgetauscht und online nachgekauft werden. Beim Erstkauf wird das Fairphone – es kostet etwas mehr als 500 Euro – ohne Kopfhörer, Kabel oder Ladegerät geliefert. Für Roald ist das nur konsequent: Die meisten Menschen hätten dieses Zubehör sowieso daheim, so werde kein unnötiges Plastik verwendet.
Vor zwei Jahren ist Roalds Tochter Nala geboren. Seither ist dem Brixner sein Beitrag zu mehr Gerechtigkeit noch wichtiger geworden. Die Familie kauft Kleidung und Nahrungsmittel soweit wie möglich aus dem fairen und biologischen Handel. Beim Thema Treibstoff fragt sich der Programmierer, wieso die Erdbewohner die Technik besitzen, auf den Mond oder Mars zu fliegen, ihr Fuhrwerk aber seit 150 Jahren mit Diesel betreiben. Auf das faire Auto wartet er noch. Und darauf, dass andere Handyhersteller dem Beispiel von Fairphone folgen, auch.
von Maria Lobis
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