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Auf der Homepage von Philip Stauder stehen Kommentare zufriedener Kunden: „Hoi Philip, hon iaz zwoa erholsame Nächte hinter mir; bin a ondoro Mensch!“; „Danke für die Arbeit, schlafe viel besser und es geht mir besser!“; „Meiner Tochter ging es nach der Behandlung in Bezug auf ihren Heuschnupfen sehr gut.“
Arzt ist Philip keiner, er hat Architektur studiert. Doch stieg er vor fünfzehn Jahren aus der klassischen Branche aus und begab sich in eine – nicht immer akzeptierte, weil wissenschaftlich nicht gestützte – Nische seines Berufsfelds: der Raum-Energetik, speziell der Geomantie. Prinzipien der „Ganzheitlichkeit“, die man sonst aus der alternativen Medizin kennt, finden so Einzug in die Architektur.
Die Geomantie betrachtet die Erde, wie auch architektonische Räume, als eine Vielzahl von Organismen, die von einer Lebensenergie durchzogen sind. In der chinesischen Philosophie spricht man von „Chi“, in Indien nennt man sie „Prana“. Diese Energie, sowie alle Kräfte, die den Erdball durchziehen, wirken auf den Menschen ein, so die Theorie. Philip macht sie sich in seiner Arbeit zu nutzen: Er entwirft Grundrisse, die energetisch so ausgelegt sind, dass sie den spezifischen Bedürfnissen für das Wohlbefinden eines Menschen entsprechen. Philip sieht sich deshalb eher als Berater oder Therapeut, denn als Architekt.
In Südtirol ist er der einzige Geomant und dementsprechend gefragt. So manch ein Architekt bittet ihn, die Raumplanung energetisch zu unterstützten. Auch kommt es immer wieder vor, dass Bauherren Philip im Nachhinein um eine energetische Raum-Reinigung bitten, wenn Kunden mit dem Rohbau unzufrieden sind. „Sie wissen meistens nicht, woran es hakt“, erklärt Philip. Doch der Geomant weiß: Es liegt an der Raumenergie. Ändert er ein, zwei Mauern am Bau, fühle es sich für Kunden meist wieder richtig an, erzählt er.
“Wir haben verlernt, auf unser Gefühl zu hören”, ist Philip sicher. Sein Tipp: Erzeugen Orte, Räume oder Möbelstücke ein Unwohlsein, solle man darauf reagieren, anstatt es zu ignorieren. Insbesondere das Wlan und Geräte, die man nicht gerade braucht, sollte man immer ausschalten und vom Stromnetz trennen.
Seit einigen Jahren wendet Philip seine Methode auf Schulhöfe und Gärten für Kinder an. Seinen ersten „naturnahen und ganzheitlichen Garten“ gestaltete er für den Kindergarten Stegen bei Bruneck. Auf den ersten Blick ein gewöhnlicher Garten: Eine Grünfläche, die sich in der rechten Ecke zu zwei Hügeln hebt. Ein Baum in der Mitte, am Zaun reihen sich ein paar Büsche.
Doch zeigt sich dieses Bild nur einem oberflächlichen Blick. Für Philip ist das Auge des heutigen Menschen zu schnell – ein Grund, warum er aus der klassischen Architektur einen Ausweg suchte. “Man schaut: Gefällt mir das oder gefällt mir das nicht? Man müsste aber mehr nach innen schauen: Wie fühlt sich das an?”
So auch beim Kindergarten Stegen: Wer sich Zeit nimmt, die einzelnen Ecken zu erforschen, entdeckt einen durchdachten Plan dahinter und merkt, dass verschiedene Stellen unterschiedliche Gefühle erwecken. Dem rationalen Verstand ist das System nicht zugänglich; Doch scheint es bei Menschen verschiedene Wahrnehmungen hervorzurufen.
“Hier passiert ganz viel mit den Kindern”, erzählt die Leiterin des Kindergartens Stegen Miriam Breitenberger. „Die Spielmöglichkeiten der Kinder sind breiter, sie fokussieren sich auf Dinge, die man in der Natur findet: Holz, Sträucher, Wiese, Steine.“ Von vorgefertigten, künstlichen Geräten wie Schaukel, Rutschbahn oder Klettergerüst hat man sich weitgehend gelöst, um die Kreativität der Kinder zu fördern. “Es geht um die Schaffung von Atmosphären, nicht um Spielgeräte”, fügt Philip hinzu.
Früher, so erzählt Miriam, hätte es oft Streit um den besten Spielort im Garten gegeben. Seit dem neuen Konzept „ist für jedes Kind etwas dabei, jedes findet sein Platz. Es gibt kaum noch Aggressivität.”
Philip packt seinen Garten-Entwurf aus: Linien, eingezeichnet in unterschiedlichen Farben, offenbaren das komplexe Konzept dahinter. “Ich suche alle möglichen energetischen Strukturen, die störend, schädigend und negativ beeinflussend sind, und versuche, sie zu eliminieren”, erklärt Philip die Arbeit hinter seinem Garten-Entwurf. Gleichzeitig nutzt Philip die Wirkung bestimmter Energien und integriert sie bewusst in den Raum.
Er geht mit Miriam zu zwei Markierungssteinen, die unbeobachtet einen Teil des Gartens schmücken. Laut Philip repräsentieren sie energetische Punkte, einen aufladenden, der vitalisiert, und einen abladenden, der beruhigt. „Man steht hier wie in Skischuhen drin“, verdeutlicht Philip, und stellt sich auf den abladenden Stein. Vor der Eröffnung des Gartens stand darauf eine kritische Fachkraft, erinnert sich Miriam. „Als sie draufstand, wurde sie sofort entspannter. Sie hat gesagt: ‚Jetzt glaube ich auch an diesen Garten‘.“
“Es ist ein Mikrokosmos”, sagt Philip über den Garten. Die Hügel repräsentieren die Berge, das Gras die Täler, das Wasser die Flüsse. Auch der Wald fehlt nicht: Eine aus hochgewachsenen Büschen gebildete Höhle, die ein Zusammensitzen im Kreis erlaubt. Philip hat ihn als Rückzugsort geschaffen. Pädagogin Miriam spricht vom “Märchenwald”. Er sei ideal, um sich mit einer Gruppe zurückzuziehen, sich Geschichten zu erzählen und Gespräche zu führen. Philip fügt die Erklärung nach der geomantischen Philosophie hinzu: “Hier läuft eine energetische Linie durch, die das geistige Denken sehr anregt”, erklärt er. Im geomantischen Fachjargon spricht man von “Leylines”.
Ebenso spielen die vier Elemente in Philips Konzept eine wichtige Rolle. So etwa Wasser. Philip und Miriam zeigen auf einen kleinen Brunnen, der aussieht wie ein deplatzierter Stein aus dem berühmten Stonehenge in England. “Hier fließen mehrere Wasseradern darunter”, erklärt er seine Platzierung des Brunnens nach geomantischem Prinzip. Das Element spürten die Kinder deutlich, bestätigt Miriam. “Wenn sich nach dem Regen hier Pfützen bilden, spielen die Kinder mit dem Wasser. Oder auch im Winter, nehmen sie den Schnee immer von hier, nie aus einer anderen Ecke.” Und das, obwohl im Herbst für die neuen Kinder der Brunnen nicht als solcher zu erkennen sei, wenn aufgrund der Kälte kein Wasser daraus fließt.
“Es gibt Menschen, die brauchen wissenschaftliche Beweise“, ist sich Philip bewusst. „Mein Beweis sind die Wahrnehmung und der Erfolg.” Damit begegnet er der Skepsis an seiner Arbeit. Sie sei eine Erfahrungswissenschaft, in der es darum gehe, was der Mensch fühlt, und nicht, was ein Physiker oder ein Messgerät sagt.
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