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Illustrations by Sarah
Teseo La Marca
Veröffentlicht
am 15.10.2018
LeuteDie jüngsten Kandidaten

Eine Frage des Alters

Daniele Di Lucrezia fordert mehr Platz für die Jungen. Sprachgruppengrenzen will er überwinden, der PD sei keine „Italienerpartei“.
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Daniele Di Lucrezia, mit 21 Jahren der Jüngste aus den Reihen des PD, glaubt, dass seine Partei, so wie viele andere Parteien, ein Generationenproblem hat. Dennoch hat er sich von jünger besetzten Parteien wie dem M5S ferngehalten und sich ausgerechnet in den Partito Democratico eingeschrieben. Im Interview verrät er, warum.

Welches Problem würdest du im Landtag als erstes angehen?
Was in Südtirol fehlt, ist Raum. Raum für Konzerte und Freizeitaktivitäten, für Künstler und Kreative. Etwas, das Jugendkultur vermittelt, aber eine Alternative zur Disko am Samstagabend bietet. Da müsste die Verwaltung etwas lockerer sein, gezielt mehr Freiraum schaffen.

Da hat der PD doch ein Glaubwürdigkeitsproblem. Zumindest in Bozen haben sich die letzten beiden PD-Bürgermeister nicht sehr beliebt gemacht bei diesem Thema, oder?
Meine Heimatgemeinde ist Meran, daher weiß ich nicht genau, wie die Situation in Bozen aussieht. Allgemein glaube ich aber nicht, dass es spezifisch mit der Partei des PD zu tun hat, sondern eher, dass es sich um ein Generationenproblem handelt. Ein Bürgermeister aus einer anderen Partei hätte es wohl kaum besser gemacht, solange er einer bestimmten Altersklasse von Politikern angehört. Was Bozen und andere Städte und Gemeinden stattdessen bräuchten, ist ein Jugendbeirat, wie wir ihn in Meran haben. Seit mehr als zwei Jahren bin ich Präsident des Beirats und ich kann sagen, dass die Idee hervorragend funktioniert.

„Der Erfolg des Jugendbeirats war gewissermaßen auch der Hauptgrund, warum ich kandidiere.”

Wie arbeitet ihr dort?
Der Jugendbeirat in Meran ist ein parteiübergreifendes Gremium, das die jüngeren Stadtbürger repräsentiert. Themen, die ihnen am Herzen liegen, bringen wir im Gemeinderat auf den Tisch. Damit sind die Interessen der Jugend stark vertreten. Der Erfolg dieses Projekts war gewissermaßen auch der Hauptgrund, warum ich kandidiere.

Was genau hat dich zur Kandidatur motiviert?
Ich habe gemerkt, dass wirklich etwas vorangeht, wenn die Jungen eine stärkere Stimme bekommen. Das soll aber nicht nur auf Gemeindeebene so sein. Darum will ich jetzt Verantwortung übernehmen und Teil eines Schubs von innovativen Jungpolitikern werden, die in meiner und in anderen Parteien kandidieren. Jetzt ist unser Augenblick gekommen.

Junge Politiker gibt es, wie du sagst, auch in andren Parteien, dort vielleicht sogar noch mehr. Warum bist du gerade zum PD gegangen?
Ganz einfach, ich identifiziere mich mit den Grundwerten dieser Partei. Ich bin für Europa, für progressives Denken und für pragmatische Reformen. Als junger Mensch glaube ich an eine offene Gesellschaft, an ein konstruktives Miteinanderleben der Sprachgruppen. Und ich glaube, dass ich mich im PD am besten dafür einsetzen kann.

Ich nenne dir jetzt ein paar Themen, zu denen du Stellung beziehen kannst. Migration?
Wir sind nicht die Lega. Was uns mehr als alles andere von ihr unterscheidet, ist unser Verzicht auf Slogans. Wir erkennen die Komplexität des Themas an, und das schlägt sich auch in unserer Sprache nieder. Die Grundbedürfnisse und die Würde der Menschen, die mit Booten nach Italien kommen, dürfen nicht ignoriert werden. Das gehört zu unseren Grundwerten. Andererseits müssen wir an Mittel denken, um illegale Immigration zu bekämpfen. Dieses Dilemma kann man nicht durch Slogans lösen, sondern durch sachliche Diskussionen. Wir müssen allerdings noch mehr darüber sprechen, um das Thema nicht allein der Lega zu überlassen.

Legalisierung von Cannabis?
Das ist eine kontroverse Frage, selbst auf Parteiebene gibt es keine einheitliche Meinung. Ich persönlich tu mich schwer, Position dazu zu beziehen. Leider habe ich bisher nicht die Gelegenheit gehabt, das Thema eingehend zu vertiefen, und muss mich daher mit einer eigenen Meinung zurückhalten.

„Wir sind weder eine Deutschen- noch eine Italienerpartei, wir stehen allen offen. Gerade die Dreisprachigkeit ist der Reichtum unserer Heimat.”

Junges Wohnen?
Das ist ein wichtiger Punkt in unserem Programm. Vor allem in Bozen muss der Mietmarkt dringend entlastet werden. Ein Vorzeigeprojekt ist dabei das Co-Housing Rosenbach in Bozen, das vom PD maßgeblich unterstützt wurde. Die jungen Einwohner dieses Hauses zahlen im Schnitt einen Mietzins von 30 Euro pro Monat. Im Gegenzug verrichten sie ein paar soziale und gemeinnützige Dienste. Nach diesem Modell sollte das Land den jungen Erwachsenen noch mehr unter die Arme greifen.

Zweisprachige Schulen?
Wir stehen entschieden hinter der Idee der zweisprachigen bzw. sogar dreisprachigen Schule: Deutsch, Italienisch und Englisch. Im PD sehen wir uns als treibende Kraft dieses Projekts. Wir sind eine der wenigen Parteien, die nicht eine spezifische Sprachgruppe repräsentieren. Wir sind weder eine Deutschen- noch eine Italienerpartei, wir stehen allen offen. Gerade die Dreisprachigkeit ist der Reichtum unserer Heimat.

Danke für das Gespräch.

Das Interview wurde aus dem Italienischen übersetzt.

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