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Wenn Deejay Maexx auflegt, dann ist eines garantiert: gute Stimmung. Besonders die Live-Performances des 28-jährigen Terlaners stechen aus der Menge heraus. Der Schlagzeuger experimentiert gerne – spielt nicht nur mit den Reglern der Turntables, sondern auch mit elektronischen Drumpads und lässt sich oft von einem Saxofonisten begleiten. Seine Musik: Deep House und ein bisschen Electro. „In meiner Freizeit höre ich aber auch gerne Schlager“, sagt Haberer, der aus einer Musikerfamilie stammt und seit der Volksschule den Spitznamen Maexx trägt.
Er kommt im grauem Kapuzenpullover und All-Stars in das Hotel Vilpianerhof in Vilpian. Seine kastanienbraunen Augen wirken etwas verschlafen. Kein Wunder. Untertags arbeitet er seit sechs Jahren als Rettungssanitäter beim Weißen Kreuz, nachts legt er rund dreimal in der Woche in Diskotheken Lieder auf – auch gestern. Einen Ausgleich zur Arbeit findet er im Sport oder indem er sich einfach mal nur einen Film ansehe und nichts mache. Hauptsächlich aber durch seine Familie. Im Juni hat er seine langjährige Freundin geheiratet. „Wenn ich meinen zweijährigen Sohn ansehe, der voller Energie und Lebenslust ist … was will man mehr?“, sagt Haberer, der sich als „Vollblutmusiker“ bezeichnet und strahlt.
Du hast bereits mit 15 Jahren angefangen aufzulegen. Wie bist du dazu gekommen?
Mein Bruder hat damals für seinen Geburtstag eine Feier organisiert und ich und mein Freund Tom haben für die Musik gesorgt. Wenn ich heute zurückdenke, war der Abend super. Wir haben sogar Kelly Family aufgelegt. (lacht) Tom und ich sind dann zusammen von einem Keller von Freunden zum anderen gezogen, bis wir den ersten richtigen Auftritt beim Dorffest in Terlan hatten. Dem sind mehrere Pubs gefolgt und mit 16 der erste Discothekenbesuch im Aprés Club. Damals waren wir noch die Küken. (lacht) Als Tom zum Studieren nach Mailand ging, habe ich aus Liebe zur Musik alleine weitergemacht.
Wie ist das Leben als Deejay?
Die Nächte sind lang, ungefähr dreimal die Woche ist man immer unterwegs. Manchmal legt man auch zweimal am Tag an verschiedenen Orten auf und schläft meist nur einige Stunden, bevor man wieder arbeiten geht. Powersleeping nenne ich es. (lacht) Es zehrt einen aus, aber wenn Leidenschaft dahinter steckt, man es als Hobby sieht und nicht primär ans Geld denkt, hat man auch Lust zu arbeiten. Wenn ich an meinem Pult stehe, kann ich feiern. Wenn zwei oder drei Deejays arbeiten oder für mich ein Warm-up-Deejay engagiert wurde, dann habe ich auch mal Zeit mich bei einem Auftritt unter die Leute zu mischen und Kontakte zu knüpfen. Natürlich ist es auch nicht immer leicht, den Tagesberuf und den Zweitberuf als Deejay unter einen Hut zu bringen.
Wo bist du überall unterwegs?
Ich arbeite seit über zehn Jahren im Okay Club. Dort bin ich samstags Resident Deejay, also der Stamm-Deejay. Es ist meine absolute Lieblingsdiscothek – immer gut gefüllt und meiner Meinung nach eine der schönsten Discos des Landes. Dort habe ich den engen Kontakt zu den Leuten, der mir so gefällt. Ansonsten bin ich auch im Mirò Club in Bozen Resident Deejay. Im Sommer lege ich donnerstags immer im Salewa Biwak in Bozen auf. Ab und zu bin ich im P1 in München unterwegs und zweimal war ich im Crystal Club.
Wie feiert es sich in Deutschland?
Es ist interessant. Die Deutschen sind offener, sie wissen besser, wie man Feste feiert. Es ist im Vergleich zu Südtirol eine andere Welt. Die Clubs füllen sich bereits um zehn Uhr abends und es wird durchgehend gefeiert bis um fünf Uhr in der Früh. Bei uns ist vor ein Uhr nicht viel los und meistens geht es nur bis halb vier.
Was sagt deine Frau, wenn du so viel unterwegs bist?
Sie kennt mich nur so. Ich habe sie mit 19 kennengelernt und sie sagt bis heute nie etwas gegen meinen Job. Jeder sollte ein Hobby haben dürfen und die Unterstützung von seiner Familie erhalten und ich bekomme sie von meiner Frau voll und ganz. Deswegen bin ich ihr sehr dankbar. Man muss aber auch genug Kraft haben und darf nicht vergessen, Job und Privates zu trennen. Ich bin oft müde in der Früh, aber stehe dennoch um neun auf, packe meinen Rucksack und gehe mit meiner Familie auf den Berg. Man darf so etwas nicht vernachlässigen.
Wie viel Arbeit steckt im Deejay-Dasein?
Die meisten denken, man legt nur ein bisschen auf und damit hat es sich, aber es steckt mehr dahinter. Man muss die Leute entertainen. Das Schwierigste ist, dass man immer gut gelaunt sein und hundert Prozent geben muss, ein schlechter Tag wird nicht entschuldigt. Außerdem muss man immer auf dem neuesten Stand sein und die neuesten Lieder besitzen, am besten schon bevor sie im Radio rauf und runter gespielt werden. Man kann sich nicht leisten, mal zwei bis drei Wochen nichts zu tun, denn diese Zeit hängt man dann den Musikneuheiten nach. Nach Liedern suchen ist ein großer Zeitaufwand. Für zwei bis drei Lieder, muss man sich zwei, drei Stunden Lieder anhören.
Du produzierst auch selbst Lieder …
Ich habe damit letztes Jahr angefangen. Meine erste Produktion „lose again“ – eine Zusammenarbeit mit Martin Perkmann – kam relativ gut an. In der ersten Woche war sie bereits unter den Top 100 i-Tunes-Charts. Dieses Jahr habe ich im Juli mit der zweiten Produktion angefangen. Mir kam die Blitzidee eine Coverversion vom Lied „Hey Jack“ von George McAnthony zu machen.
Was hat dich dazu inspiriert?
Es waren Zufälle, die mich auf diese Idee gebracht haben. Ich habe jahrelang mit meiner Familie Urlaub in Jesolo gemacht. In unserem Camping ist George McAnthony aufgetreten. Leider Gottes ist er viel zu früh verstorben.
Zufällig habe ich im Camping den besten Freund von ihm kennengelernt: Robert Benedetti. Bei einem Bier haben wir uns über ihn unterhalten und mir kam die Idee für eine Hommage an George McAnthony. Ich wollte seine Musik wieder aufleben lassen. Er war anfangs nicht so begeistert, im Gegensatz zum Bruder von McAnthony, Gerhard Spitaler, der die Rechte auf die Lieder hat. Während der gesamten Produktion war ich in engem Kontakt mit den beiden. Herausgekommen ist ein Song, der Country und Dream House enthält und den Jung und Alt hören können. Er ist radiotauglich, wird in allen Radiostationen gespielt und kommt auch im Club gut an.
Was gefällt dir am besten an deiner Arbeit?
Am besten gefällt es mir, die Leute zu begeistern. Wenn man sieht, dass man mit Musik Leute ergreifen, teilweise auch Beziehungen schaffen kann, freut mich das. Man hat auch eine große Verantwortung, weil die Leute wollen nach einer anstrengenden Woche feiern und erwarten sich Spaß und gute Laune. Die versuche ich natürlich zu vermitteln. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man am Anfang des Abends sieht, wie sich eine Frau und ein Mann kennenlernen und man mit der Musik dazu beiträgt, dass sie zusammen tanzen können und sich näher kommen.
Und was sind die weniger schönen Seiten?
Natürlich ist man auch schon mal ausgebuht worden. Ein Eiswürfel kam auch schon mal angeflogen. Bei manchen Personen ist viel Alkohol im Spiel, die Charaktere und Geschmäcker sind unterschiedlich, da wird man manchmal auch beleidigt. Ich trete in Clubs vor 500 bis 3.000 Leuten auf, da kann man nicht zaubern und alle begeistern. Ich nehme Kritik gerne an, denn sie ist immer eine Bereicherung. Ich sage immer: Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich erarbeiten.
Wie war es, Größen wie Robin Schulz und Gigi D´Agostino kennen zu lernen?
Wenn man internationale Deejays kennenlernt ist es immer schön. Man kann sich austauschen und viel Neues erfragen und lernen. Es ist immer eine Bereicherung. Sie sind aber Menschen wie du und ich. Es freut mich Warm-up-Deejay für Gigi D’Agostino oder Robin Schulz gewesen zu sein. Die Herausforderung, an so einem Abend 100 Prozent zu geben zu müssen, ist natürlich noch größer, man muss sich noch viel mehr beweisen. Wenn man es dann schafft, dass die Leute sagen: Eigentlich war der erste Deejay auch nicht schlecht. Dann kommt man ins Gespräch, kann sich einen Namen machen und darauf aufbauen.
Gibt es einen Club oder einen Ort wo du unbedingt noch auflegen möchtest?
Gute Frage. (lacht) Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Der Wunsch, große Festivals zu machen, ist da. Wenn man sagt, man hätte irgendwann die Chance beim Tomorrowland aufzutreten, dann wäre das wohl das höchste was man erreichen könnte.
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