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Mehr als 3.600 Mitglieder, rund 100 Ortsgruppen, 12 davon im vergangenen Jahr gegründet: Südtirols Katholische Jugend (SKJ) wird 35 Jahre alt und wächst auch noch in Zeiten von Religions- und Kirchenkritik. Filippa Schatzer ist 23 Jahre alt und zweite Landesleiterin der SKJ. Bei einem ausgiebigen Frühstück mit Orangensaft und Schokogipferl in der Dorfbar von Vahrn, Voits, erklärt sie, warum die SKJ immer noch so erfolgreich ist.
Du bist nicht nur zweite Landesleiterin der SKJ, sondern auch noch in deinem Dorf Vahrn Jugendleiterin der Musikkappelle, warst viele Jahre Leiterin der Ministranten … Warum tut man sich das alles an?
Ganz klar, weil es mir gefällt! Und wahrscheinlich auch, weil man ein bisschen in das alles hineinwächst. In Vahrn haben Vereine einen besonderen Stellenwert. Dazu kommt, dass ich Ehrenamt nicht als wirkliche Belastung sehe, sondern – wenn man so will – als Dienst am Nächsten. Deswegen mache ich das auch gerne. Es fällt mir leichter von der Hand, auch die schwerfälligeren, schwierigeren Arbeiten.
Nimmst du die Dinge gern selbst in die Hand?
Ja, mache ich gerne. Wobei ich schon auch ein Teamplayer bin. Aber ich arbeite generell gerne mit, rede gerne mit.
Wie hast du es zur SKJ Landesleitung geschafft?
Na, ich bin gewählt worden! Vorher war ich schon länger auf Bezirks- und Ortsebene tätig. Ich lernte neue Leute kennen, neue Ansätze zu Problemlösungen und Aktionen … Irgendwie wächst man da aber auch hinein.
Als SKJ-Leiterin hast du eine große Verantwortung. Was sind jetzt aber genau deine Aufgaben?
Wir sind drei Landesleiter, ich bin die zweite. Die erste Landesleiterin vertritt den Verein in rechtlicher und finanzieller Hinsicht. Wir drei zusammen repräsentieren den Verein nach außen hin und stecken die wichtigsten Ziele und Richtlinien für die nächsten zwei Jahre ab.
Das klingt ja wie ein Managerjob. Nervt das manchmal, dass du kein monströses „Managergehalt“ bekommst, sondern einfach gar nichts?
Hm … ob es mich nervt? Gute Frage! Nein, ich finde eine ehrenamtliche Arbeit sollte ehrenamtlich bleiben, solange sich Leute dafür finden, die das gerne machen.
Wie bist du selbst zur SKJ gekommen?
Bei uns war das so üblich, dass du nach der dritten Mittelschule, als Ministrant, zur Jugendgruppe gekommen bist. So war es auch bei mir und den meisten in meinem Jahrgang. Bei uns hat es immer schon eine große Jugendgruppe gegeben mit rund 20 Mitgliedern.
Siehst du dich selber noch als Jugendliche?
Ja.
Warum?
Weil ich das bin. Doch, würde ich schon sagen.
Was glaubst du liegt Südtirols Jugend auf dem Herzen?
Der Durchschnitt der SKJ-Mitglieder ist zwischen 16 und 20 Jahre alt. In dieser Zeit entscheidet sich zu einem großen Teil wohin dein Leben geht. Dabei ist es nicht leicht bei dieser Fülle an Möglichkeiten den eigenen Weg zu finden. Wir wollen Jugendliche ermutigen, dass sie sich bewusst werden, was ihnen wichtig ist und worin ihre Stärken liegen. Viele orientieren sich an ihrem sozialen Umfeld, ganz nach dem Motto: „Wenn mein Freund oder meine Freundin das so macht, wird das wohl auch für mich passen!“. Wir wollen aber, dass Jugendliche ihren eigenen Weg finden. Die Religion kann da eine gewisse Stütze sein. Gerade auch, weil sie das In-sich-selbst-gehen fordert.
Stichpunkt „Christ sein“: Wie sieht der katholische Aspekt in der SKJ konkret aus?
Du nennst dich als Jugendgruppe natürlich erst dann SKJ, wenn du den katholischen Aspekt einbringen willst. Ansonsten heißt du dich ganz einfach Jugendgruppe oder Jugendtreff. Dieser katholische Aspekt kann sich beispielsweise durch das Organisieren von Kinder- oder Jugendmessen äußern. Das machen sehr viele Jugendgruppen. Manche beginnen ihre Gruppenstunden mit einem Gebet oder bringen sonst irgendein religiöses Element in ihre Gruppenstunden ein, andere starten Spendenaktionen …
Wie zeitgemäß ist das Katholische? Man würde eigentlich annehmen, dass viele Jugendliche genau das ablehnen. Trotzdem sind viele bei der SKJ dabei.
Ich erkläre mir das unter anderem dadurch, dass du als Jugendlicher heute, wie gesagt, unglaublich viele Möglichkeiten hast. Du kannst beinahe alles tun, was du willst. Du kannst studieren, was du willst, du kannst hinfahren, wo du willst und so weiter. Da glaube ich, kann die SKJ eine Stütze sein, eine Orientierung bieten. Es wird nämlich immer schwieriger, seinen eigenen Weg zu finden.
Jugendliche nehmen also diesen religiösen Aspekt an? Trotz des schlechten Images der Kirche?
Auch wenn Jugendliche nicht ganz tiefgläubig sind, glaube ich, dass sie zumindest durch das In-sich-gehen und Auf-sich-hören eine Idee davon bekommen, was sie tun wollen. Wenn du an etwas glaubst, ist das noch stärker.
Bist du gläubig?
Ja. Ich gehöre zu denen, die eigentlich relativ regelmäßig in die Kirche gehen. Und ich bete jeden Tag.
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