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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 21.04.2014
LeuteAuf a Glas'l

Die Glücksbringerin

Veröffentlicht
am 21.04.2014
„Oft bin ich pechschwarz", sagt Katrin Staubach, eine von drei Kaminkehrerinnen Südtirols. BARFUSS verrät sie, wie sie zu diesem Beruf gefunden hat.
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Als ich im Dorf Café in Plaus ankomme, wartet Katrin Staubach bereits auf mich. Sie ist eine junge, modische Frau, hat blonde kurze Haare, und wenn ich es nicht wüsste, würde ich nie darauf kommen, dass diese junge Frau eine Kaminkehrerin ist. Sie lebt und arbeitet seit acht Jahren in Südtirol, sie kam von Deutschland hierher, um den Beruf auszuüben. Kaminkehrer stellt man sich irgendwie immer anders vor. Keine Ahnung wie, vielleicht mit schwarzen Rußflecken im Gesicht.
Heute war die 27-Jährige auf den Quadrathöfen und auf Aschbach bei Partschins zum Kehren, sagt sie. Wir setzen uns hin, sie bestellt ein Mineralwasser. Sie arbeitet in den Zonen Plaus, Rabland und Partschins und sagt, dass sie in Südtirol bleiben wird.

Was macht eine Kaminkehrerin?
Weit mehr als nur Kamine reinigen. Eine Kaminkehrerin kontrolliert und reinigt Heizungsanlagen, macht Abgasmessungen, sowie Kaminabnahmen an Neu- und Umbauten.

Wie hast du zum Beruf gefunden?
Es war ein Rosenmontag. (lacht) Mein damaliger Chef und mein Vater gingen einst in die selbe Klasse und haben am Rosenmontag bei uns zu Hause ein Sektfrühstück gemacht. Er hat von seiner Arbeit erzählt, ich habe mich dafür interessiert und beschlossen, ein vierzehntägiges Praktikum zu machen. Die Arbeit hat mich so überzeugt, dass ich gleich darauf den Lehrvertrag unterschrieben habe.

Hat es dir also gleich zugesagt?
Ja. Damals lebte ich noch in Deutschland. Als Gesellin kam ich mit neunzehneinhalb Jahren nach Südtirol. Über das Internet bin ich zum Hermann Thaler in Algund gekommen, für den ich nun schon seit acht Jahren arbeite.
Zurzeit mache ich den Meister. Bei der praktischen Prüfung mussten wir eine Kaminabnahme auf alter Tradition machen. Ein Schaumstoffgummi kommt oben und unten in den Kamin und dann wird eine Rauchpatrone hineingelegt. Dann wird im ganzen Haus kontrolliert, ob der Kamin dicht ist oder ob irgendwo Rauch austritt. Das macht man heute nicht mehr so.

Es ist ungewöhnlich, als Frau Kamine zu kehren.
Ja, das stimmt. Südtirolweit gibt es nur drei Frauen. Eine arbeitet in unserer Firma, Julia, unser Lehrmädchen, und eine arbeitet in Brixen.

Wie haben Freunde und Familie auf die Berufswahl reagiert?
Sie waren ganz erschrocken. Ich und Kaminkehrerin? Oje. (lacht) Dass ich eine weiterführende Schule besuche, war bei mir nie Thema, weil ich eigentlich ziemlich lernfaul bin. Dann waren aber alle begeistert.

Und deine Arbeitskollegen? Freuen sie sich, endlich mal eine Frau im Betrieb zu haben?
Ja, durchaus. (lacht)

Wie sind die Reaktionen der Leute, wenn vor der Haustür eine Kaminkehrerin steht?
Anfangs ganz ungewohnt. Mittlerweile ist es so, dass sie es bei mir in der Zone gewohnt sind. Wenn ich aushilfsweise woanders mitarbeite, sind sie im ersten Moment verwundert: „Eine Frau?“ Anfangs hab ich mich schwer getan, mich in diesem Männerberuf durchzusetzen.

Welche Werkzeuge verwendest du zum Reinigen der Kamine?
Es ist eine Kugel mit einer Kette, einem Seil und einer Kehreinlage. Diese passt man zuerst der Kamingröße an und dann kehrt man den Kamin von oben herunter. Er wird so lange gekehrt, bis er sauber ist. Für einen Kamin braucht man etwa eine Viertelstunde. Dann braucht man einen Staubsauger, um die Feuerungsanlagen zu reinigen. Insgesamt braucht man ein bis zwei Stunden, je nach Heizanlage.

Muss man als Kaminkehrerin schwindelfrei sein?
Ja. (lacht) Sonst klappt das nicht. Mir macht die Höhe gar nichts aus. Früher war vielleicht noch die Platzangst ein Thema, da man noch in die Kamine eingestiegen ist. Das ist jetzt nicht mehr so. Logisch, wenn man durch einen kleinen Schacht im Dachboden durchkriechen muss, darf man auch davor nicht Angst haben.

Warum gelten Kaminkehrer als Glücksbringer?
Weil es früher ganz oft Kaminbrände gegeben hat. Damit diese vermieden werden konnten, kamen die Kaminkehrer. Deswegen galten sie als Glücksbringer.

Bringst du auch Glück?
Ja, logisch. (lacht)

Gehst du privat auch gerne klettern, oder reicht dir das Klettern auf dem Dach?
Nein, das reicht mir vollkommen aus. Ich klettere jeden Tag auf den Dächern herum.

Ist man dabei gesichert?
Sollte man normalerweise sein. Wenn keine Sicherung auf dem Dach ist, dürfte man nicht hinauf gehen, aber dann dürfte ich den ganzen Tag nicht aufs Dach, weil die Sicherheitsvorrichtung selten angebracht ist.

Hat man es oft mit außergewöhnlichen Menschen oder Häusern zu tun?
Ja, es ist ganz abwechslungsreich. In ein Haus geht man rein, alles ist piekfein und du musst sogar die Schuhe ausziehen, bei anderen ist es wiederum nicht so genau. (lacht) Es wird nie langweilig.

Wie dreckig wird man wirklich?
Schwarz, richtig, richtig schwarz. Es kommt darauf an, welche Feuerstätten zu kehren sind. Wenn ich, wie gerade, auf den Höfen arbeite, wo vorwiegend Holzheizungen sind, bin ich am Abend pechschwarz. An gewissen Tagen, wenn ich nur bei Gas,-oder Ölheizungen arbeite, werde ich natürlich nicht so schmutzig. Aber es dauert lange, bis man den Schmutz wieder runter bekommt.

Und wie bekommst du alles wieder ab?
Mit Handwaschpaste, Bürste und langem Schrubben.

Was sind die Anforderungen an den Beruf, wie hat er sich mit den Jahren verändert?
Ganz früher sind die Kaminkehrer noch in die Kamine hineingeklettert. Die Kamine waren so groß, dass man im Kamin die Leiter aufgestellt hat und alles abgekratzt hat. Mittlerweile kehrt man mit dem Kehrgerät. In der ganzen Zone haben wir, glaube ich, noch drei Kamine, die so groß sind, dass man hineinklettern kann.

Brauchst du überhaupt noch Faschingsverkleidung?
Nein, ich gehe als Kaminkehrererin. Es passiert auch, dass mich Leute fragen, ob ich ihnen den Koller leihen kann. Traditionell trägt man Koller und Zylinder. Beim Arbeiten habe ich eine schwarze Bundhose und einen schwarzen Pullover an.

Was macht eine Kaminkehrerin an Silvester?
Seit fünf Jahren bin ich schon jedes Jahr zum Spalierstehen im Hotel St. Kassian in Algund. Das ist ein Pflichttermin geworden. Ich wünsche den Gästen einen guten Rutsch und streiche sie mit Ruß an, das bringt Glück.

Ist es dein Traumberuf?
Mittlerweile geworden, ja. Dadurch, dass ich jetzt den Meister mache, bin ich in ganz Südtirol die einzige Meisterin, das ist wieder eine Herausforderung … wenn ich es schaffe.

Danke für das Gespräch!

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