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Lisa Maria Kager
Veröffentlicht
am 21.07.2014
LeuteAuf a Glas'l

Der mystische Löwe

Veröffentlicht
am 21.07.2014
Aus dem Weltklassesurfer Fabian Heidegger wurde der Reggae-Sänger Myztic Lion. BARFUSS verrät er, was hinter der Verwandlung steckt.
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Fabian Heidegger

Wer den Namen Fabian Heidegger hört, denkt automatisch an den Kalterer Surferboy. Doch weit gefehlt. Das Surfbrett hat er schon vor einer Weile an den Nagel gehängt. Seit einigen Jahren trägt Fabian keine blonde Surfermähne mehr auf dem Kopf, sondern lange Rastas, die für einen Lebenswandel stehen. Seine neue Leidenschaft ist der Reggae. Als Frontsänger Myztic Lion gibt er sich mit seiner Juggernaut Nation der Musik hin und erinnert dabei an die Legende Bob Marley. Nun ist es endlich soweit und Myztic Lion & The Juggernaut Nation veröffentlichen ihr erstes Album Break down the walls of Babylon.

Die Zeiten als Surfer sind Geschichte. Ist das nach wie vor so?
Ja, das ist nach wie vor so. Ich habe im vergangenen Winter noch einen letzten Versuch gewagt, noch einmal trainiert und einen Weltcup gemacht. Zu dieser Zeit war ich jedoch wieder in einer anderen Welt gefangen, in der mein Tag von morgens bis abends durchgeplant ist und es keinen Platz für meine eigenen Gedanken gibt. Das wollte ich nicht mehr und so hat der Weg der Musik am Ende gesiegt. Das Surfbrett nutze ich jetzt nur noch hobbymäßig und um ab und zu Stunden zu geben.

Wo kommt denn die Idee mit der Musik eigentlich her?
Die Wurzeln liegen da, wo ich aufgehört habe zu surfen. Als ich eines Tages im Wald spazieren war und über meine Zukunft nachgedacht habe, ist mir plötzlich klar geworden, dass ich eigentlich Musik machen will. Also habe ich angefangen Texte zu schreiben und mir das Singen beizubringen.

Wie hat sich die Juggernaut Nation schließlich zusammengefunden?
Das war ein langer Weg. Zuerst mussten Kontakte in der Musikszene geknüpft werden. Ich musste Leute suchen, alle an einen Ort bringen und eine gemeinsame Richtung finden. Keiner kannte mich als Musiker und jeder musste erst mal schauen, ob ich es eigentlich ernst meine mit der Musik.
Der Gitarrist Stefan Sparer ist schon seit langer Zeit Musiker und ein guter Freund von mir. Wir haben uns dann zusammengeschlossen und er hat mir geholfen, die richtigen Kontakte zu finden und nach und nach die Nation zu gründen. Eines Tages ist uns dann der sogenannte Großvater des Südtiroler Reggae, Alfio Casaro, in die Hände gefallen. Durch ihn und den Bassisten Mirko haben wir so ein starkes Fundament für unsere Reggae-Klänge, auf das der Rest der neunköpfigen Bande sich stützen kann. Seit das Album existiert, haben wir auch endlich etwas, worauf wir bauen können. Die Richtung, in die wir gehen wollen, ist nun klar, und die nächsten Ziele auch. Ich habe da eine ganz spezielle Idee im Kopf.

An was denkst du genau?
Ich denke an das, was hinter der Juggernaut Nation steckt. Die Idee, die in meinem Kopf herumschwirrt, sieht nämlich so aus, dass wir viele Leute zusammensuchen, die verschiedene Talente haben und diese irgendwo ausdrücken wollen. Jeder kann mit seinem ganz persönlichen Talent also ein Teil der Juggernaut Nation werden. Auf verschiedenen Events drücken wir diese ganze Kunst dann aus. Jeder zeigt das, was er kann. Wir wollen der Welt beweisen, dass Zusammenhalt das Wichtigste ist. Frei nach dem Motto: We do it together.
Wenn jeder seine ganz persönliche Stärke nutzt, kann man zusammen alles erreichen. In der Schule habe ich so etwas nie gelernt. Dort lernt man immer nur, sich als Einzelkämpfer durchs Leben zu schlagen, aber ich glaube, dass das so nicht funktionieren kann. Also muss man etwas ändern. Ich will diese Botschaft nicht nur durch meine Lyrics und meine Musik ausdrücken, sondern als praktisches Beispiel mit der Juggernaut Nation vorangehen.
In letzter Zeit hat sich die Idee sogar noch weiterentwickelt. Wir träumen von einer Art Juggernaut Education Center, in dem jeder das weitergeben kann, was er auf seinem Weg bisher gelernt hat. Das ist eigentlich ein natürlicher Kreis und vollkommen logisch. Ich kann etwas gut und gebe es jemandem weiter. Dieser Jemand kann etwas anderes gut, das er mir zurückgeben kann. Jeder lernt nämlich auf seine eigene Art und Weise gut. Dafür sind Schulen mit ihrem fixen Programm nicht geeignet.

Und woher kommt der Name eurer Band?
Juggernautsteht für eine unaufhaltsame Kraft, die alles vernichtet, was ihr im Wege steht. Genauso eine Kraft ist Reggae für mich.

Welchen Reggae macht ihr eigentlich?
Wir machen Roots-Reggae, vergleichbar mit der Musik der Legende Bob Marley. Von uns aus gesehen ist dieser Reggae beständig, nicht so wie andere Richtungen. Wir versuchen nun, unseren eigenen Style, unsere eigene Identität in diese Richtung weiterzuentwickeln und ein zweites Album zu produzieren.

Euer jetziges Album heißt Break down the walls of Babylon, warum der Titel?
Umso weniger „Babylon“ involviert ist, desto besser. Die Musikindustrie ist nämlich nicht das, was sie vorgibt zu sein. Die Traumwelt der Castingshows ist eine Illusion.
In der Musikindustrie ist das Leben wirklich schwierig. Bis man in der Musik zu einem grünen Zweig kommt, vergehen oft Monate, oft gar Jahre. Die Musikbranche beinhaltet einen Haufen Niederlagen und harte Arbeit. Man probiert, probiert und probiert nochmal, bis es dann soweit ist. Am Ende ist das Ergebnis Musik, die unsere tiefsten Seelengeheimnisse preisgibt. So etwas soll man nicht auf iTunes um ein paar Cent kaufen können, damit die Großen damit Geld verdienen. Sowas ist herzlos. Das ist nicht das, was wir wollen.

Welche Botschaft steckt hinter den Texten der acht Lieder?
Wir brauchen Veränderung in unserer Welt. Man muss sich endlich als Teil der ganzen Gesellschaft sehen und die Verantwortung dafür übernehmen. Solange man die Schuld auf andere schiebt, wird sich nichts verändern. Das habe ich vor allem in meiner Zeit in Israel mitbekommen. Die einen schießen Bomben hinüber, die anderen werden böse, schießen wieder eine Bombe zurück und so geht der unendliche Kreislauf Tag für Tag weiter. Das ist genau das Bild unserer Gesellschaft. Jeder schiebt die Schuld immer auf andere, statt die Änderung einfach bei sich selbst anzusetzen.
Die Lieder sollen mit Klang und Text clean vibrations an die Leute bringen. Man sollte das ganze Leben lang das Gefühl haben können, dem Gegenüber vertrauen zu können. Heutzutage vertraut man nicht einmal mehr dem Wasser, das man trinkt, nicht dem Essen, das man isst, und nicht der Luft, die man atmet. Alle sind konstant skeptisch und üben Misstrauen. So ist man immer von einem unwohlen Gefühl umgeben und nie entspannt und geerdet. Beim Anhören unserer Musik sollen die Leute das Gegenteil erfahren und denken: Okay, der erzählt keine Lügen, der will mich nicht manipulieren, der will nichts Böses von mir, der will nur mein Herz berühren. Das ist es. Das ist Reggae.

Wo kriegst du deine cleanen vibes her?
Ich setze mich in den Wald und beobachte die Natur. Denn sie ist unser großer Lehrer. Sie ist die Quelle meiner cleanen vibes. Die Gesetze der Natur stehen überall. Ich beobachte sie und schreibe das, was ich sehe, in meine Texte.

Schreibst du die Texte also selbst?
Ja genau. Aber ein Text ist am Ende nur eine Meinung. Darum ist er nur zweitrangig für mich. Die Musik muss einfach ins Herz gehen, denn Herz haben wir alle dasselbe. Egal, was wir in unserem Kopf haben.

Und warum nennst du dich Myztic Lion?
Lion, weil mein Sternzeichen Löwe ist und die Charaktereigenschaften eines Löwen perfekt auf mich passen. Noch dazu ist der Löwe das Zeichen des Reggae. Und durch die Reaktionen der Leute auf mich ist mir dann das Wort myztic in den Kopf geschossen, weil ich für alle wie ein großes Geheimnis bin.

Die Leute kennen dich aber trotzdem immer noch als den Surfer. Nervt es dich, wenn man dich nur mit dem Surfen in Verbindung bringt?
Mich nervt es, dass man jeden Menschen mit einem Aufkleber versieht und ihn danach kategorisiert. Einer ist der Bankier, der andere der Kellner, der andere ist der Surfer, der sowieso nicht arbeitet und nur auf den Stränden der Welt unterwegs ist. Ich bin weder ein Surfer, noch ein Musiker, noch der Sohn meiner Mutter … Ich bin einfach. Jeder ist einfach. Man limitiert sich durch diese Einteilung selbst. Das Leben verändert sich kontinuierlich. Wir verändern uns. Da braucht es keine Kategorien.

Fehlen dir die alten Zeiten manchmal?
Nicht wirklich. Ich bin froh über den Weg, den ich gewählt habe. Während meiner Zeit als Surfer bin ich viel gereist und habe andere Hürden bezwungen. Dadurch wächst man. Gewisse Sachen haben mir jedoch erheblich gefehlt. Bodenständigkeit, Stabilität, Sicherheit, Verwurzelung. Lauter Themen, die mit dem Wort Heimat in enger Verbindung stehen. Genau das suche ich in letzter Zeit hier in Südtirol.

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