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Mara Mantinger
Veröffentlicht
am 22.12.2014
LeuteAuf a Glas'l mit Benno Röggla

„Ein Strahl Sonne”

Veröffentlicht
am 22.12.2014
Benno Röggla ist Gründer der Hilfsorganisation Helfen ohne Grenzen – und wünscht sich eigentlich, dass es keine Hilfsorganisationen braucht.
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Benno Röggla (links) beim Besuch des Alt-Landeshauptmannes Luis Durnwalder und Landtags-Präsident Thomas Widmann im Jänner 2013 in Mae Sot.

Wenn Benno Röggla E-Mails schreibt, dann enden sie nicht mit „freundlichen Grüßen“, sondern mit einem „Strahl Sonne“. Dass er diesen Wunsch tatsächlich so meint, versteht man, wenn man ihn kennengelernt hat: Er wünscht anderen Menschen nicht nur „Sonne“, sondern versucht ihnen auch wirklich Lichtblicke zu schenken. Im Jahr 2002 hat der Brixner die Hilfsorganisation „Helfen ohne Grenzen“ gegründet, die sich um burmesische Flüchtlinge in Thailand kümmert. Dafür hat er bereits Ehrungen, unter anderem die Tiroler Verdienst- und Brixner Ehrenmedaille bekommen und wurde vom Wochenmagazin ff im vergangenen Monat zu einem der einflussreichsten Südtiroler des Jahres gewählt. Aber um den Trubel um seine Person geht es ihm nicht. Auch die Bezeichnung „einflussreich“ behagt ihm nicht. Der frühere Marketingexperte betont: „Es gibt noch andere Hilfsorganisationen, die ebenso tolle Sachen machen wie wir – sie kommunizieren das nur oft nicht so gut.“
Trotz aller Bescheidenheit ist die Bilanz seiner Organisation beeindruckend: Für über 5.500 Flüchtlingskinder ermöglicht Helfen ohne Grenzen einen Schulbesuch und warmes Essen. Die Organisation kofinanziert eine Flüchtlingsklinik und eine Prothesenwerkstatt für Minenopfer und versucht, mit Einkommensprojekten erwachsenen Flüchtlingen eine Perspektive zu bieten.

Warum hast du Helfen ohne Grenzen gegründet?
Nach dem Tod meines Bruders bin ich für einige Zeit nach Asien gereist. Dort habe ich von einer Frau namens Inge Sterk erfahren, die damals auf ihre Kosten Hebammen in der Grenzstadt Mae Sot ausgebildet hat. Ich fand ihren Einsatz sehr bewundernswert und habe deshalb unter Freunden und Verwandten für sie Geld gesammelt und es ihr geschickt. Sie hat mich daraufhin mehrmals eingeladen, um mir selbst ein Bild der Situation vor Ort zu machen. Ich bin dann nach Mae Sot gereist und wollte zehn Tage bleiben. Geblieben bin ich zwei Monate und nach dieser Zeit wusste ich, dass ich mich meiner Verantwortung nicht länger entziehen konnte.

Wie sah denn die Situation damals in Mae Sot aus?
Mae Sot ist eine Grenzstadt zwischen Thailand und Burma. In Burma gibt es sehr viele Konflikte zwischen den Minderheiten und der Militärdiktatur und willkürliche Überfälle auf Dörfer standen auf der Tagesordnung. Deshalb flohen damals sehr viele Burmesen nach Thailand. In der Grenzstadt Mae Sot gab und gibt es eine Klinik, die sich um Flüchtlinge kümmert. Inge hat an dieser Klinik Flüchtlinge zu Hebammen ausgebildet. Ich habe gesehen, wie man mit (für uns) wenig Geld für diese Menschen Großes bewirken kann. Ich war bis dahin selbstständiger Marketingberater und habe diese Tätigkeit langsam aufgegeben, während ich in Mae Sot begonnen habe, das zu tun, was ich als am notwendigsten empfunden habe – immer mit finanzieller Unterstützung aus Südtirol. Mir war dabei wichtig, dass jede Spende transparent bleibt. Das ist uns auch gelungen, wir tragen beispielsweise die Spendensiegel „Sicher spenden“ und „Carta della Donazione – Donare con Fiducia“.

Welche Projekte hast du vor Ort aufgebaut?
Zum einen Schulen, weil ich glaube, dass Bildung der Schlüssel zu einem friedlichen Burma ist. Das längerfristige Ziel ist ja, dass die Flüchtlinge wieder nach Burma zurückkehren und dort beim Aufbau des Landes mithelfen – zurzeit öffnet sich Burma ja ein wenig. Zudem haben wir gemerkt, dass viele Schüler Krankheiten hatten, die mit Unterernährung zu tun haben. Deshalb haben wir eine Küche eingerichtet, in der ebenfalls Flüchtlinge arbeiten und die Essen für alle 5.500 Schüler zubereitet und ausliefert. Außerdem finanzieren wir die Prothesenwerkstatt in der Klinik, mit der Minenopfern ein besseres Leben ermöglicht wird. Wir haben auch ein sehr erfolgreiches Jugendprojekt initiiert, das durch Auftritte und Theaterstücke in den Gemeinden Bewusstseinsbildung vorantreiben soll.

Du sagst, Burma öffnet sich – warum seid ihr dann jetzt nicht in Burma, wenn sich die Organisation um Burmesen kümmert?
Vor ein paar Jahren haben sehr viele Hilfsorganisationen in Mae Sot ihre Zelte abgebrochen, und sind nach Burma. Unser Ziel ist es ebenfalls, einen „Ableger“ in Burma zu eröffnen, doch wir wollen uns damit Zeit lassen. Dadurch, dass viele Organisationen Mae Sot verlassen haben, stehen zahlreiche Schulen vor der Schließung oder wurden bereits geschlossen – gut laufende Projekte werden einfach aufgelassen. Wir versuchen als eine der einzigen Organisationen, die geblieben sind, das zu retten, was noch möglich ist, indem wir im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten eben diese Schulen oder Projekte übernehmen. Burma ist zurzeit eines der teuersten Länder der Welt, da es durch die Öffnung einen großen „Run“ auf das Land gibt. Die Mieten sind immens hoch, für jede Genehmigung wartet man Monate und bezahlt sehr hohe Summen. Ich bin mir sicher, dass das in zwei, drei Jahren nicht mehr so ist. Also sparen wir uns dieses Geld und lassen lieber die Flüchtlinge in Mae Sot, die ja trotz Öffnung nicht alle zurückehren können, nicht im Stich. Im Nachhinein war es wirklich die nachhaltigste Entscheidung, die wir getroffen haben.

Wie würdest du Helfen ohne Grenzen in zwei Sätzen beschreiben?
Wir tun das, was unsere Politiker und Unternehmer ganz selbstverständlich tun sollten: Wir bessern das aus, was wir mit unserem Konsumverhalten nicht in der Lage sind zu erzielen, das heißt alle Menschen als Menschen zu sehen und es nicht zuzulassen, dass es bestimmten Menschen besser als anderen geht. Wir haben eine Feigenblattfunktion.

Was ist dein Wunsch ans Christkind?
Ich möchte, dass die Menschen anfangen, sich gegenseitig zu respektieren. Wir sehen im Anderen immer nur einen Konkurrenten. Wir sehen nur die Andersartigkeit – die andere sexuelle Ausrichtung, das Verhalten, das vom Mainstream abweicht, oder die Fremdheit, weil die Person aus einem anderen Land kommt. Aber das sind alles Menschen! Menschen, die sich respektieren, verletzen einander nicht und grenzen nicht aus. Wenn wir das schaffen, dann braucht es Helfen ohne Grenzen nicht mehr.

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