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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 21.03.2017
LeuteEin Südtiroler Musiker in San Francisco

Über den großen Teich

Veröffentlicht
am 21.03.2017
Weil er Musik machen wollte, zog es den Riffianer Alex Favalli nach San Francisco. Dort spielt der Singer-Songwriter in Bars und auf der Straße – und produziert sein erstes Album.
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Alex Favalli ist Singer-Songwriter aus Riffian. Zurzeit lebt er in San Francisco. Im August 2016 zieht es den damals 18-Jährigen in die Metropole an der Westküste der Vereinigten Staaten. Er will reisen, neue Erfahrungen sammeln und vor allem Musik machen. Hier gibt es jeden Tag Open Mic Nights, Livemusik in den Bars und Pubs und unzählige Musikstudios. Ideale Voraussetzungen, um als Sänger durchzustarten.

Schreiben, singen, kreieren

Alex Favalli wohnt bei seinen Gastmüttern Nancy und Michelle in San Francisco, einer der teuersten Städte der USA. Während sie arbeiten, betreut er ihren Sohn, kümmert sich um den Einkauf, putzt, kocht und führt Hunde aus. Damit verdient er sich sein Taschengeld. Wohnen kann er im Gästezimmer. Fast jeden Abend tritt er mit seiner Gitarre und seiner Mundharmonika in einer Bar auf, manchmal auch auf der Straße. Hat er genug Geld gespart, bereist er die umliegenden Städte: Los Angeles, Seattle, Portland.

Das Reisen finanziert er sich mit Jobs und mit Straßenauftritten.

Immer und überall hat Favalli sein kleines Notizheft dabei. Geht ihm etwas durch den Kopf, schreibt er seine Gedanken auf. Im Park, am Strand oder eben auf dem Kofferraum eines Autos. „Es ist wie ein Tagebuch für mich. Oft ist es nur ein Satz, der mir später gefällt und aus dem ich dann einen Songtext konstruiere“, sagt Favalli, der sich jetzt Alex Shylow nennt: Benannt nach einem der Hunde, die er ausführt. „Einer der besten Hunde, die ich je gesehen habe“, sagt Alex – und auch der Name einer uralten Stadt im Nahen Osten, die bekannt ist für Ruhe, Friede und Harmonie.

Die Texte des Singer-Songwriters handeln von der Gesellschaft, von der Liebe und davon, dass die Menschen verlernt hätten, zu träumen. Manchmal schreibt er auch die Geschichten anderer auf. „Oft ist mein Leben nicht interessant genug, um ein Lied darüber zu schreiben“, erklärt der junge Mann und lacht. In seiner Zeit in San Francisco sind so bereits über zwanzig Songs entstanden, die kritisch, teils pessimistisch, aber auch positiv und immer wieder voller Metaphern sind. Mit den Songs im Gepäck macht er sich an sein erstes Album.

Folk meets Electric

Bereits mit sechs Jahren fängt Favalli an, Gitarre zu spielen. Schon damals entsteht der Wunsch, eigene Lieder zu schreiben und dazu zu singen. Als Jugendlicher singt er in der Punkrock-Band „Still Friends“. Als die Band sich vor einem Jahr auflöst, schlägt der selbstbewusste junge Mann eine neue Richtung ein und schreibt seine ersten eigenen Lieder. Inspiriert durch viele verschiedene Musikrichtungen entsteht ein Musikstil, der nicht so ganz einzuordnen ist. Ein Mix aus Stimme, akustischer Gitarre und Mundharmonika, mit House-Beats und Bässen. „Wäre meine Musik ein Baum, wären die Wurzeln folkig und die Blätter modern. Ein bisschen wie Milky Chance“, sagt er.

Diesem Hund hat Alex Favalli seinen Künstlernamen zu verdanken – jetzt heißt er Alex Shylow.

Alex Favalli lädt sich ein Programm auf sein Ipad, kauft sich ein Mikrofon und stellt es mitten ins Zimmer seiner amerikanischen Wahlheimat, das sein Tonstudio wird. Hier verbringt er jeden Abend Stunden. Manchmal zum Leidwesen seiner Gastmütter, „die nach elf Uhr abends auch mal gerne ihre Ruhe hätten“, lacht der Musiker. Er fängt an zu experimentieren, klopft gegen die dünnen Wände, stampft auf den Boden und klatscht in die Hände. Die Aufnahmen bearbeitet er am Computer, fügt Keyboard- und Schlagzeug-Elemente hinzu und bastelt sich so Lieder, die trotz der elektronischen Elemente ihren folkigen Touch beibehalten. „Das hat richtig Spaß gemacht“, schwärmt er.

Ein akustisches Lied auf dem Album bedeutet Favalli besonders viel. „San Francisco“ handelt von der Stadt, davon, wie sehr sie ihn beeinflusst und wie viel er hier dazugelernt hat. „Seiner“ Stadt hat er sogar eines seiner Tattoos gewidmet – die Golden Gate Bridge ziert jetzt seinen Fuß. „Mein geheimer Song-Favorit ist aber Animal“, verrät der Musiker. „Der Song handelt davon, dass ich oft lieber ein Tier wäre, das frei lebt, anstatt in der Gesellschaft leben zu müssen – in diesem Kreislauf, in dem wir das ganze Leben lang arbeiten und dann in Rente gehen, nur um die letzten Jahre im Altersheim zu verbringen“, erklärt Favalli. Sein Lieblingslied ist es vor allem deshalb, weil es der erste Akustiksong ist, dem er elektronische Beats hinzufügte.

Sein Gästezimmer in San Francisco – hier ist das Debutalbum “Lights on” entstanden.

Bis September bleibt Favalli noch in San Francisco, dann kommt er vorerst nach Südtirol zurück. Auf Dauer in einer Großstadt zu leben wäre nichts für ihn – zu schnell, hektisch und chaotisch gehe es zu. „Mit der Zeit wird man selbst auch so und lässt sich keine Zeit mehr“, sagt Favalli, der schon öfter zwei Stunden in der Rush Hour auf den Highways feststeckte. Millionen von Autos, Menschen, dutzende Flugzeuge – und auch die Stimmung sei zurzeit teilweise nicht so gut: „San Francisco ist eine liberale Stadt, es leben viele Homosexuelle hier. Aktuell beobachtet man täglich Proteste gegen Trump, weil alle Angst um ihre Rechte haben.“ Dennoch genießt Favalli seine Zeit in der Metropole. Er mag das Meer, hat angefangen zu surfen. Was er an Zuhause vermisst, sind die Berge. „Wenn ich zurückkomme, gehe ich eine Woche auf eine einsame Almhütte“, lacht er.

Später möchte er nach Berlin ziehen, um Journalismus zu studieren. „Das ist zumindest der Plan. Ob er aufgeht, weiß ich nicht.“ Jetzt ist es acht Uhr abends in Südtirol. Elf Uhr am Vormittag in San Francisco. Heute muss Favalli noch einkaufen, mit den Hunden spazieren gehen, seinen Gastbruder vom Kindergarten abholen und dann kochen. Am Abend ist Downtown ein Auftritt bei einer Open Mic Session geplant. „Dort werde ich ein bisschen spielen und vielleicht ein Bier trinken – wenn sie mir eines geben, ich bin ja hier noch minderjährig“, lacht Favalli.

Am 24. März 2017 veröffentlicht Alex Shylow sein Debütalbum „Lights On“. Erhältlich ist es unter anderem auf iTunes, Spotify und Google Play.

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