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Bereits in meiner Oberschulzeit war für mich klar, dass ich ins Ausland gehen möchte. Das Reiseziel Neuseeland verdanke ich unter anderem meiner Geografielehrerin, die mich mit den zahlreichen Fotos ihrer Weltreise für dieses Land, seinen schönen Landschaften und geheimnisvollen Ureinwohner:innen, die Maori, begeisterte. So setzte ich mich Ende 2019 in den Flieger und flog zuerst nach Huawei und anschließend nach Neuseeland. In Neuseeland angekommen, kaufte ich mir einen Campervan, der von nun an mein mobiles Zuhause und treuer Wegbegleiter werden sollte. In den dreieinhalb Jahren, in denen ich in Neuseeland lebte, war ich sehr viel unterwegs. Ich bereiste die gesamte West- und Ostküste im Camper, war teilweise zu Fuß unterwegs und erlebte das ein oder andere Abenteuer.
Um mir meine Reisen innerhalb Neuseelands zu finanzieren, habe ich Gelegenheitsjobs angenommen. Von Seniorenbetreuung bis hin zur Landschaftspflege, ich nahm an, was mir gefiel und mir vorübergehend ein kleines Einkommen brachte. Geld spielte auf meinen Reisen jedoch generell eher eine untergeordnete Rolle, denn ich hatte gelernt mit weniger auszukommen. Das Leben und Reisen im Camper war für mich sehr außergewöhnlich und spaßig, wenn auch nicht immer einfach.
Mit der stets unbeschwerten Seite, wie sie beispielsweise von vielen Influencer:innen auf Instagram präsentiert wird, hat die Realität wenig zu tun.
Mit der stets unbeschwerten Seite, wie sie beispielsweise von vielen Influencer:innen auf Instagram präsentiert wird, hat die Realität wenig zu tun. Es bedarf einer großen Flexibilität, um einen solchen Lebensstil führen zu können. Nicht immer gibt es beispielsweise öffentliche Toiletten oder Duschen in Reichweite. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als im Winter durch die frostigen Temperaturen die Tür meines Campervans zugefroren war und ich die ersten Sonnenstrahlen abwarten musste, um sie endlich öffnen zu können. Trotz der auch hin und wieder lustigen Herausforderungen möchte ich diese Erfahrungen nicht missen.
Seit meiner Reise hat sich in meinem Leben sehr viel verändert. Ich bin persönlich gewachsen und konnte viele alte Überzeugungen und Vorstellungen über Bord werfen. Ich lege beispielsweise viel weniger Wert auf Materielles und setze mich bewusst gegen die Wegwerfkultur unserer Gesellschaft ein, indem ich kaputte Sachen repariere oder Kleidung „Second Hand“ einkaufe. In meiner Zeit in Neuseeland bin ich außerdem vegan geworden, nachdem ich für ein paar Monate auf einer Milchfarm gearbeitet habe. Die Ausbeutung der Milchkühe hat mich erschüttert und umdenken lassen. Mitte März bin ich nach Südtirol zurückgekehrt, um meine Familie und Freunde zu besuchen. Wie lange ich bleiben werde, ist noch ungewiss, denn Neuseeland ist für mich mittlerweile zu einer Art Heimat geworden.
Aufgezeichnet von Lisa Maria Gasser
Erstmals erschienen in der Straßenzeitung zebra. (12.06.2023 – 09.07.2023 | 86)
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