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Ich hatte schon immer Probleme mit meiner Periode. Als Jugendliche und in meinen 20ern hatte ich einen Frauenarzt, der mir jedoch nicht wirklich helfen konnte. Damals führte er eine Behandlung durch – er verödete oder verätzte etwas bei mir –, doch was genau, weiß ich heute nicht mehr. Leider ist dieser Arzt inzwischen verstorben, daher kann ich da auch nicht mehr nachfragen.
Über Jahre hinweg nahm ich die Pille, die meine Schmerzen etwas linderte. Sobald ich sie absetzte, kehrten die Beschwerden drastisch zurück. Daraufhin begann ich, von Arzt zu Arzt zu gehen – in der Hoffnung, endlich Hilfe zu finden. Ich war überzeugt, dass Privatärzte mir besser helfen könnten, und besuchte sogar einige „Star-Frauenärzte“. Doch leider war keiner dieser Besuche erfolgreich. Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Geld ich für all diese Visiten ausgegeben habe …
Der Wendepunkt kam bei einem Mittagessen mit einer Freundin. Sie erzählte mir von einem Fernsehbericht über die zweithäufigste Frauenkrankheit, deren Symptome meinen sehr ähnelten. Der Name fiel ihr nicht mehr ein, also suchten wir im Internet und stießen auf den Begriff Endometriose. Ich konnte mich mit den Erfahrungen, die da geschildert wurden, sehr gut identifizieren.
Der Arzt fragte mich, ob ich vielleicht psychisch belastet sei.
Keine Diagnose – und keine Hilfe
Kurz darauf vereinbarte ich einen Termin bei einem Arzt auf meinem Sprengel. Ich ließ mich zunächst untersuchen und fragte ihn am Ende, ob ich vielleicht Endometriose haben könnte. Seine Antwort: „Ich habe im Ultraschall nichts gesehen, bei ihnen ist alles in Ordnung.“ Er fragte mich, ob ich vielleicht psychisch belastet sei und meinte, ich müsse einfach mehr Schmerzmittel nehmen und meine Psyche „aufpäppeln“.
Seine Aussage: „Es gibt Frauen, die haben die Schmerzgrenze weiter oben, und Frauen, die haben sie weiter unten. Sie gehören wohl zur zweiten Gruppe.“ Er hat mir also klar zu verstehen gegeben, ich sei wehleidig. Seine Assistentin, die ebenfalls im Raum anwesend war, fügte hinzu: „Seien Sie froh, Frauen mit starken Regelschmerzen haben meistens geringe Geburtsschmerzen.“ Diese Bemerkungen machten mich wütend und fassungslos. Ich dachte nur: Ich sitze jeden Monat mit unerträglichen Schmerzen weinend auf dem Küchenboden, bin arbeitsunfähig – und dann werde ich als wehleidig abgestempelt?
Endlich eine Diagnose
Nach dieser Erfahrung beschloss ich, mich selbst über Endometriose zu informieren. Durch Internetrecherche entdeckte ich die Endometrioseambulanz in Bruneck und kam Ende 2016 zum Gynäkologen Martin Steinkasserer. Von ihm erhielt ich endlich eine Diagnose: Endometriose.
Zu dieser Zeit versuchten mein Partner und ich, ein Kind zu bekommen – bis zum damaligen Zeitpunkt jedoch erfolglos. Steinkasserer passte meine Schmerztherapie sowie meinen Speiseplan an, und meine Beschwerden besserten sich zumindest etwas. Er erklärte, dass er mich operieren würde, falls ich nicht innerhalb eines Jahres schwanger werde. Doch glücklicherweise wurde ich Mutter von zwei Kindern und ich konnte die Operation bisher auch umgehen.
Der Schmerz bleibt
Man sagt oft, dass sich Endometriose-Symptome nach einer Schwangerschaft bessern. Leider war das bei mir nicht der Fall. Heute leide ich weiterhin unter starken Schmerzen und bin erneut in Schmerztherapie. Selbst während des Eisprungs bin ich mittlerweile auf Schmerzmittel angewiesen.
Während meiner Periode, die etwa fünf Tage dauert, nehme ich regelmäßig Medikamente: Ich beginne mindestens einen Tag vor der Regel mit sehr starken Schmerzmitteln im 8-Stunden-Takt und schütze meinen Magen mit Magenschutzmittel. Wenn die Schmerzen zwischen den Einnahmen zu stark sind, greife ich auf Schmerzzäpfchen zurück, um meinen Magen zu schonen. Außerdem nutze ich zur Schmerzlinderung – und natürlich auch zur Verhütung – den Verhütungsring … Die Hormone lösen bei mir allerdings Migräne aus.
Das Liegen und Rasten hilft mir zwar, ist aber mit zwei Kindern nicht immer möglich. Ich versuche, meinen Alltag während der Periodentage auf das Notwendigste zu reduzieren – was nicht unbedingt einfach ist. Ohne Medikamente wäre das kaum auszuhalten.
Mein Umfeld ist über meine Erkrankung gut informiert. In meinem Leben musste ich schon sehr viele Treffen absagen und muss meinen Alltag oft anpassen. Ich habe oft in männerdominierten Jobs gearbeitet, doch eigentlich immer großes Verständnis von meinen männlichen Vorgesetzten erfahren. Ich habe offen über meine Situation gesprochen und durfte Fehlstunden einfach nachholen.
„Ich bin stuff, Frau zu sein“
Da unser Kinderwunsch abgeschlossen ist, ziehe ich die Entfernung meiner Gebärmutter in Betracht. Doch ich hoffe, dass die Wechseljahre meine Beschwerden lindern werden. Tatsächlich merke ich bereits, dass die Schmerzen langsam etwas weniger werden und sich meine Periode verändert. Dennoch bin ich müde und erschöpft – mein Magen und meine Leber werden mir die vielen Schmerzmittel ja auch nicht danken. Und weil ich durch die Hormone starke Kopfschmerzen bekomme, ist das bei mir ein bisschen die Wahl zwischen Pest und Cholera, wie man so schön sagt. Bei mir ist es halt die Wahl zwischen Endometriose und Migräne.
Ich bin stuff, Frau zu sein, ich mag nicht mehr. Mein nächster Untersuchungstermin steht an, und ich möchte mich bezüglich Gebärmutter- und Eileiterentfernung ausführlich beraten lassen. Aber mal schauen, ich muss für mich jetzt den richtigen Weg finden.
Manuela aus Eppan, 43 Jahre
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