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Vera Mair am Tinkhof
Veröffentlicht
am 03.05.2013
LebenMein erstes Mal

Fitness von der Stange

Veröffentlicht
am 03.05.2013
Sport im Selbstversuch: Pole Dance ist sexy und außerdem sehr effektiv. Allerdings nicht ganz ungefährlich. BARFUSS hat es für euch ausprobiert.
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Weil wir keine Illusionen rauben wollen, zeigen wir hier einen Profi am Werk (mit Dank an Alexandra Lanzinger).

Pole Dance soll ja sexy sein. Frauen räkeln sich um eine Stange, was will man mehr? Und wie schwierig kann das schon sein? Ganz easy, dachte ich. In Innsbruck gibt es mittlerweile zwei Pole Dance Studios, der Sport boomt. Also wollte ich mich der kollektiven Begeisterung anschließen und mitmachen. Im Vorfeld schaute ich mir dreimal das Video zu I Just Don´t Know What To Do With Myself von den White Stripes an. Darin windet sich Kate Moss lasziv um eine Stange. Ich fühlte mich top vorbereitet. Hätte ich mal lieber ein paar Liegestütze gemacht. Denn um an der Stange, der Pole, nicht wie ein nasser Sack zu hängen, braucht es Muskeln. Natürlich. Wer die nicht hat, ist gleich in der ersten Stunde arm dran. Wie soll man sich auch elegant um die Stange drehen, wenn die Arme keine drei Sekunden in Position bleiben wollen?

Bodybuilderin und Ballerina

Dass Pole Dance mehr Akrobatik als Prostituierten-Aerobik ist, konnte ja keiner ahnen. Und Eisenstangen tun weh und machen blaue Flecken. Und überhaupt, wie soll man irgendwann kopfüber hängen können, so wie es die Trainerinnen ganz relaxed vormachen? Ich will mein Leben nicht einzig der Reibung zwischen Haut und Stange anvertrauen. Ich will nicht mit dem Kopf voraus am Boden landen. Ich will aus der Sache nur heil rauskommen, ohne den berühmten Hals- und Beinbruch.
Irgendwann gelingt dann doch der erste Fireman, eine der einfachsten Übungen. Und die geht folgendermaßen: Verschränkte Beine wie im lockeren Schneidersitz gegen die Stange und immer schön drehen. Besser kann ich es nicht erklären, das muss man gesehen haben. Macht aber schon was her. Die Kunst liegt wie so oft im Detail: Körperspannung in allen Gliedmaßen – selbst die Zehen müssen durchgestreckt sein. Das macht den Unterschied zwischen Eleganz und Tölpelei. Bezeichnenderweise stellen sich jene Mädchen am geschicktesten an, die nach eigenen Angaben schon jahrelange Balletterfahrung haben. Dass sie bereits gelernt haben, wie man grazil seine Beine bewegt, verschafft ihnen einen riesengroßen Vorteil. Hinter der leichtfüßigen Eleganz darf aber auch die Substanz nicht fehlen: Ausgeprägte Muskulatur ist die Grundlage, ohne die geht gar nichts. Darauf aufbauend kann man dann zur Elfe werden. Eine gute Pole Tänzerin ist, so scheint es, eine Mischung aus getrimmter Bodybuilderin und filigraner Ballerina.

Fleischgewordene Selbstdisziplin

Ich bin vom einen wie vom anderen noch weit entfernt und arbeite in meinem Level-1-Kurs erst mal an den Basics. Nach fünf Unterrichtseinheiten habe ich Armmuskeln wie noch nie – was nicht viel heißen will – und an den Beinen lauter blaue Flecken vom vielen an die Stange pressen. Ich Luder. Dass die Motivation trotzdem nicht auf der Strecke bleibt, liegt hauptsächlich an den Trainerinnen und ihren Figuren zum Niederknien. Kein Gramm Fett, keine undefinierte Stelle, nur fleischgewordene Selbstdisziplin. Wenn dieser Sport dafür verantwortlich ist, dann sollte er verpflichtend werden. Und sobald die Profis an der Stange ihre Fortgeschrittenen-Moves vorzeigen, sind Schweiß, Blut und Tränen sowieso vergessen. Wie toll das aussehen kann, zeigt das Video, schaut es euch mal an. Bis man allerdings selbst auch nur annähernd so weit ist, ist es ein langer harter Weg.

Fazit des Selbstversuchs: Pole Dance ist nichts für Faule und nichts für Leute ohne Ehrgeiz. Anders als Yoga und ähnliche Feel-Good-Sportarten ist hier nicht der Weg das Ziel und das Training nicht reiner Selbstzweck zum abendlichen Wohlbefinden. Wer Pole Dance macht will sich nicht entspannen, sondern trimmen und formen und den Körper ans Limit bringen. Bis man irgendwann die Figuren schafft, die man anfangs für unmöglich gehalten hat. Und sich nebenbei sehr sexy fühlen, so halbnackt um die Stange windend. Da gibt es Unerotischeres.

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