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Das Südtiroler OnlinemagazinLabernFeministischer Buchtipp
Memoir des Mädchenseins
Veröffentlicht
am 08.02.2024Die persönlichen Erfahrungen mit dem Patriarchat und eine wissenschaftliche Aufarbeitung: GIRLHOOD von Melissa Febos ist ein erzählendes Sachbuch, in dem die Autorin ihre eigene Biografie einfließen lässt.
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Bild: Carmen WaldthalerLizenz: ©
Meine Geschichte ist eine ganz gewöhnliche. Das sind alle unsere Geschichten. Und sie wiederholt sich, jetzt in diesem Moment und in viel schlimmeren Versionen, und das wird nicht aufhören, bevor uns nicht allen klar wird, dass Schlampe, genau wie Hexe, ein von Männern erfundenes Wort ist, um Frauen weiterhin in der Hand zu haben und von ihren Diensten zu profitieren.
S. 92Ein feministisches Sachbuch gepaart mit der eigenen Biographie – et voilà: Hier haben wir „GIRLHOOD“ von Melissa Febos. Ein starkes und intensives Buch, ein Memoir. Soziologie gemischt mit Poesie. Febos erzählt anhand von ihrem eigenen Aufwachsen und Leben, geprägt von Unterdrückung und misogyner Gewalt, von Mobbing, Belästigung und Stalking. Und wie Frauen schon als Mädchen dazu konditioniert werden, an ihrer eigenen Herabwürdigung mitzuwirken.
Empathie und Wut schließen einander nicht aus.
S. 18Melissa Febos wurde 1980 in Falmouth, Massachusetts geboren. Behütet und geliebt wächst sie vom Kind zum jugendlichen Mädchen heran. Etwas Düsterstes liegt über diesen Jahren. Sie erzählt, wie schmerzhaft diese Zeit war und doch denkt sie heute, dass sie nichts Außergewöhnliches erlebt hat. Der Körper verändert sich. Und der Körper wird immer mehr zum Objekt für andere und zum eigenen Hassobjekt. Kontrollverlust, Demütigungen und Verletzungen. Mit zwanzig ist sie heroinabhängig und finanziert sich das Studium als Domina. Heute führt sie mit ihrer Frau ein bürgerliches Leben und unterrichtet an einer Universität.
Wir sehen hoch zu den Sternen und mögen ihr Licht, das auf uns fällt, doch versucht man einen Stern zu berühren, verbrennt man sich und nichts bleibt mehr übrig.
S. 80„GIRLHOOD“ ist eine feministische Bekundung. Eine Geschichte des Überlebens in patriarchalen Machtstrukturen. Es beschreibt den Kampf gegen Unterdrückung und Misogynie und erzählt, welche Wunden das Patriarchat in einem Frauen*leben hinterlässt. Aufarbeitung und Heilung. Melissa Febos analysiert mit wissenschaftlichen Theorien und dem biografischen Erfahrungsbericht und klärt auf. Sie erzeugt große Verbundenheit. Persönlich, eindringlich und aufklärend. Die Mischung aus fachlichen Inhalten, Zitaten, Daten und Fakten sowie persönlichen Elementen machen diese Essay-Sammlungen zu einem gelungenen feministischen Sachbuch.
Als junge Frau warf ich mich gegen alles – andere Körper, Städte, mich selbst – und rieb mich daran, konnte aber den Spuren, die ich auf den Dingen hinterließ oder diese Dinge auf mir, nie irgendeine Aussage entnehmen. Ich warf mich gegen mein Leben, als könnte ich es mir verraten, was ich tun musste, um keine Schmerzen mehr zu fühlen, so lange, bis ich innerlich grün und blau war.
S. 293Melissa Febos schreibt beeindruckend und klug. Ihre persönliche Verarbeitung mit dem eigenen Erlebten schreibt sie sprachlich anspruchsvoll nieder. Sie erzeugt Verständnis und ein Wiederfinden auf unterschiedlichen Ebenen. Ein wichtiges, teilweise schmerzhaftes und kurzweiliges Buch.
Aus dem Amerikanischen von Stefanie Jacobs. Erschienen im Kjona Verlag.
Mehr feministische Lesetipps unserer Buchbloggerin Carmen Waldthaler
gibt es auf ihrem Instagram-Channel c_booksblog! #frauenlesen
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