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Veröffentlicht
am 23.10.2024
LabernFeministischer Buchtipp

„Ein Buch mit einer ganz eigenen Anziehungskraft“

Veröffentlicht
am 23.10.2024
Ein Roman über Beziehung, Täuschung und Vertrauen: Für „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ erhält Martina Hefter letzte Woche den deutschen Buchpreis 2024. Unsere Bloggerin hat das Buch bereits gelesen und rezensiert.
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Die Menschen konnten manchmal die Wahrheit schlechter verkraften als eine offensichtliche, unverschämte Lüge.

S. 113

Juno kann wieder einmal nicht schlafen. Sie chattet mit Love-Scammern, die sie auf Instagram anschreiben. Es sind Männer, die Frauen ihre Liebe gestehen und versuchen, sie um ihr Geld zu bringen. Sie erkennt die falschen Profile und Lügen sofort. Juno spielt ihre eigenen Spielchen mit ihnen und wird selbst zur Lügnerin. Sie erfindet sich selbst in diesen Chats immer wieder neu. Sie kann sein, wer sie will und schreiben, was sie will. Tagsüber kümmert sich Juno um ihren schwerkranken Mann Jupiter, ist Performance-Künstlerin, tanzt und spielt Theater. Als ihr eines Abends der Love-Scammer Benu mit seinem Fake-Profil Owen_Wilson223 aus Nigeria schreibt, entlarvt sie auch ihn sofort, aber Benu schreibt ihr trotzdem weiter. Es beginnen intensive Gespräche und Telefonate. Aber sind beide dabei wirklich ehrlich?

Denn Schönheit war es, die am Ende im Gedächtnis blieb, nicht äußere Schönheit, sondern die Schönheit eines Moments, der völlig unerheblich war.

S. 201

Martina Hefter hat in ihrem Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ ihren Figuren Namen von Gött:innen gegeben. Juno und Jupiter, das Liebespaar aus der römischen Mythologie. Sie verdreht die Rollen in ihrem Roman. Juno heißt auch eine Raumsonde, die den Gasplaneten Jupiter umkreist. So skurril und außergewöhnlich die Wahl der Namen ist, ist auch dieser Roman. Er ist anders. Vielschichtig. Lässt sich keinem Genre zuordnen. Es ist ein wilder Mix aus Gesellschaftsroman und einem Performance-Tanz. Ein ganz besonderes Buch. Es ist witzig und tiefgründig zugleich, denn Die Autorin beschäftigt sich mit ernsten Themen wie der Pflege eines kranken Angehörigen und beschreibt eindringlich den Alltag von Juno und Jupiter mit all seinen Herausforderungen und Schwierigkeiten. Martina Hefter schreibt über Wildbienen und Schlaflosigkeit. Über Tanz und Theater. Sie baut den Film „Melancholia“ in ihre Geschichte ein und zieht ihn wie einen roten Faden durch das ganze Buch. Es geht um Lügen und Wahrheiten. Um Care- und Pflegearbeit. Um Alter und Krankheit. Um Einsamkeit und Liebe. Und auch ein wenig um Kolonialismus. Es ist ein buntes Kunstwerk aus vielen Themen.

Das Buch „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ hat mich komplett begeistert. Begeistert mit seiner Andersartigkeit. Seiner Besonderheit. Es hat mich von der ersten Seite an eingenommen und nicht mehr losgelassen. Voll mit klugen Gedanken und wunderschönen Sätzen versprüht es Energie und gleichzeitig eine zarte und melancholische Ruhe. Es ist voll mit Leben, Sehnsüchten und Kunst. Martina Hefter hat ein außergewöhnliches Buch geschrieben, das die Wirklichkeit des Lebens eindrucksvoll und berührend wiedergibt. Ein sanfter und sehr persönlicher Roman, der Bezug auf Hefters eigenes Leben nimmt. Es ist einfach ein großartiges Buch. Unbedingt Lesen!

Die Normalitäten des Alltags hatten ihre eigene Schönheit. Sie waren fragil, passten zum Winter, der sich mal zeigte und mal nicht. Normalitäten, die grausam und geheimnisvoll zugleich waren, man konnte sich in diesen Alltag stürzen und versuchen, intensiv darin zu leben. Vielleicht gelang es ab und zu.

S. 106

„Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ von Martina Hefter ist im Verlag Klett-Cotta erschienen und hat kürzlich den Deutschen Buchpreis 2024 gewonnen. „Ein klug choreografiertes Buch, das eine ganz eigene Anziehungskraft ausübt“, hieß es in der Begründung der Jury.

Mehr feministische Lesetipps unserer Buchbloggerin Carmen Waldthaler 
gibt es auf ihrem Instagram-Channel c_booksblog! #frauenlesen

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