Was passiert, wenn sich 18 Autor:innen mehrerer Generationen gemeinsam und anonym über Sexualität und Begehren austauschen? Ein unfassbar und unbeschreiblich gutes Buch. „Wir kommen“ ist ein Kollektivroman. Ein Experiment. Ein Aufschrei. Ein Versprechen. Ein Befreiungsschlag. Ein Meisterwerk.

Laut. Nachdenklich. Stark. Gewaltig. Kämpferisch. Ruhig. Lustig. Traurig. Zart. Wütend. Mutig. Ekstatisch. Ängstlich. Lustvoll. Heftig. Schambehaftet. Neugierig. Spannend. „Wir kommen“ ist das alles und noch viel mehr. Es ist ein Austausch. Ein Gespräch. Ein Protokoll der Lust und der Scham. Der Erregung und der Unsicherheit. Es ist ein Körper, der nicht mehr schweigt. Der lebendig wird und sich in jedem Wort erhebt. Und schreit: „Hier bin ich. Ich bin da. Ich bin nicht allein. Ich bin viele. Ich bin. Ich bin wir.“

„Wir kommen“ sind die Stimmen von 18 Autor:innen verschiedener Identitäten, Herkünfte und verschiedenen Alters. Stimmen, die sich in eine bunte Textcollage verwandeln. Dieses außergewöhnliche Textexperiment beginnt im Sommer 2023 mit einem leeren Dokument, einer Idee und drei Schlagworten. Die Gruppe LIQUID CENTER (Verena Güntner, Elisabeth R. Hager und Julia Wolf) lädt fünfzehn weitere Autor:innen dazu ein, sich gemeinsam und anonym im Zeitraum von sechs Wochen zum Thema „Sex, weibliches Begehren und Alter“ auszutauschen. Das entstandene Material verdichten die Herausgeberinnen zu einem einmaligen Kollektivroman, frei nach dem Motto: Let’s talk about it! Es geht um Liebe und Sexualität. Die eigenen Erfahrungen, Erinnerungen und Gedanken. Begehren und Lust. Um den Körper, um Erwartungen und Bedürfnisse. Um Beziehung, Solidarität und Scham. Um Ängste und Wünsche. Es ist ein Zusammenkommen von unterschiedlichen Menschen, die nicht mehr schweigen, sondern sich annähern. Eine literarische Verwandlung vom Ich zum Wir. Wir kommen.

Ich fand mich in vielen Stellen des Buches wieder und habe neue Perspektiven und Gedankengänge kennengelernt. Diese Texte sind eine wilde und wunderbare Reise. Eine Achterbahnfahrt an Emotionen und neuen Anschauungen. Sie sind wunderschön und schmerzhaft. Sie eröffnen neue Wege und schenken uns Inspiration. Was für ein unglaubliches Leseerlebnis. Danke!

In diesem Buch blieb fast keine Seite unmarkiert. Ich habe wie wild geeselohrt, unterstrichen und Notes geklebt:

Die Texte stammen von Lene Albrecht, Ulrike Draesner, Sirka Elspaß, Erica Fischer, Simoné Goldschmidt-Lechner (sgl), Olga Grjasnowa, Verena Güntner, Elisabeth R. Hager, Kim de l’Horizon, I.V. Nus, Maxi Obexer, Yade Yasemin Önder, Caca Savić, Sabine Scholl, Clara Umbach, Julia Wolf und zwei weiteren Autor:innen, die anonym bleiben möchten.

Das Buch „Wir kommen“ ist im Dumont Buchverlag erschienen. Im Rahmen der Summer School 2024 im Schloss Velthurns lesen die Autorinnen Sabine Scholl und Maxi Obexer aus dem Kollektivroman.

Mehr feministische Lesetipps unserer Buchbloggerin Carmen Waldthaler 
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