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Sarah Meraner
Veröffentlicht
am 23.07.2024
FestivalsInterview mit Fabian Kostner

„OtRo MuNdO è possibile“

Veröffentlicht
am 23.07.2024
Vom Wohltätigkeitsverein in Guatemala zur Plattform für Kunst und Kultur in Südtirol: Warum das Street Festival OtRo MuNdO in Klausen für Präsident und Organisator Fabian Kostner mehr als „nur“ ein Festival ist, erzählt er BARFUSS im Interview.
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Um das Street Festival OtRo MuNdO mit all seinen Beweggründen zu verstehen, lohnt sich ein kurzer Blick ins Leben von Fabian Kostner: 2014 reiste der Klausner zu seiner Schwester Evi, die als Anthropologin in Guatemala lebte und von dort aus mit einem Freund AMIKARO gegründet hatte; ein Verein, der sich in verschiedenen Projekten zur Gewaltprävention und zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bewohner:innen einsetzte. Dort schnupperte er in einige Projekte hinein und publizierte zusammen mit seiner Schwester und zwei Freunden aus Wien zwei Jahre später die Fotoreportage „Donde vivo yo – Lebensrealitäten in Guatemala Stadt“. Durch seine Reisen, seine Aufenthalte in Wien, Innsbruck und Bologna und durch seine Weltoffenheit hat sich der 30-Jährige in den letzten Jahren ein großes Netzwerk im In-und Ausland aufgebaut. Das macht er sich heute in seiner Arbeit als Kulturschaffender zunutze. Fabian mischt in der kreativen Szene Südtirols organisatorisch kräftig mit und ist der Kopf und das Herz von OtRo MuNdO.

OtRo MuNdO ist als Initiative aus dem Verein AMIKARO entstanden. Wie kam es dazu?
2019 wollte meine Schwester aufgrund persönlicher Veränderungen den Verein schließen, was ich sehr schade fand. Also habe ich die Präsidentschaft übernommen. Weil ich dann wieder mehr in Südtirol war, empfand ich es als wichtig, hierzulande etwas zu bewegen. Mein Ziel war es, Kunst und Kultur in Südtirol zu fördern. Das erste Festival von OtRo MuNdO fand im Rahmen des Travelling Festivals „Magnifiique“ von AF ZACK 2021 statt. Ich habe zu meinem Kollegen Hannes Ploner, der mich zum Festival bewegt und inspiriert hat, damals gesagt: „Wenn wir in Klausen schon etwas machen, dann ein richtiges Festival, das vier Tage lang geht.“ So ist es mit OtRo MuNdO eigentlich ganz easy losgegangen.

Wie „easy“ kann denn so eine Festivalorganisation denn sein?
Wir können Stresssituationen gekonnt ausblenden (lacht), aber wenn es dann soweit ist, lösen wir eigentlich jedes Problem. OtRo MuNdO ist in den letzten Jahren stark gewachsen – seit diesem Jahr haben wir ein kleines Organisationsteam von zwei Frauen und drei Männern und manchmal sind noch ein paar Leute mehr dabei. Das ist ein bisschen unser Style: Wir arbeiten in einem sehr offenen und fließenden Prozess – nicht ganz so klar strukturiert, dafür umso kreativer und spannender. Und ein bisschen Chaos ist immer gut (lacht). Außerdem haben wir viele freiwillige Helfer:innen, die uns beim Festival selbst unterstützen. Das ist sehr schön. 

Was ist das Ziel von OtRo MuNdO?
Wir versuchen sowohl Künstler:innen als auch Besucher:innen außerhalb der Landesgrenzen zu erreichen und arbeiten deshalb viel mit Menschen aus Bologna, Wien und Innsbruck zusammen, Städte, in denen ich einige Jahre gelebt habe und sehr gut vernetzt bin. Wir möchten die „movida/vita sulla strada“ zelebrieren, also die Belebung des öffentlichen Raumes durch Kunst und Kultur. Deshalb haben wir bewusst das Stadtzentrum gewählt und uns für eine freiwillige Spende als Eintritt entschieden, damit jede:r einfach „reinstolpern“ kann. OtRo MuNdO ist ein inklusives Festival, bei dem alle willkommen sind. Und eigentlich ist es mehr als „nur“ ein Festival.

Die verschiedenen Menschen, die zusammenkommen, können sich gegenseitig pushen, etwas bewegen und verändern, neue Initiativen und Projekte können entstehen. Wenn das beim Feiern passiert, umso besser.

Inwiefern?
Wir sehen OtRo MuNdO als Grassroots-Movement (Anm. d. Red.: eine gesellschaftliche Initiative, die aus der Basis der – häufig lokalen – Bevölkerung entsteht), als eine Plattform, die Vereinen und Teilnehmenden Sichtbarkeit bietet und bei der sehr viel Austausch stattfindet. Die verschiedenen Menschen, die zusammenkommen, können sich gegenseitig pushen, etwas bewegen und verändern, neue Initiativen und Projekte können entstehen. Wenn das beim Feiern passiert, umso besser. Das Festival selbst dauert vier Tage, aber auf diese Weise kann das ganze Jahr über etwas davon sichtbar sein. Und so, finde ich, kann man in Südtirol langsam etwas bewegen.

Ihr macht euch also schon sehr viele Gedanken …
Auf jeden Fall. Schon alleine, wie wir die Stadt am besten bespielen, also wo in Klausen was stattfindet. Oder ein anderes Beispiel: Wir haben jedes Jahr ein „Spirit Animal“, in diesem Jahr ist es der Graureiher, der auch auf unseren T-Shirts und unserem Plakat zu sehen ist. Wir arbeiten mit Biolog:innen und einem Naturfotografen zusammen, von dem wir vor Ort Bilder von heimischen, oft in ihrem natürlichen Lebensraum bedrohten Tierarten zeigen. So möchten wir auch Bewusstsein für solche Themen schaffen. Letztes Jahr haben wir auch ein Murales (Anm. d. Red.: spanisch für Wandmalerei im öffentlichen Raum) gemacht, um das Stadtbild aufzuwerten. Mit den Einnahmen der freiwilligen Spende haben wir den Künstler bezahlt, der am Ufer des Eisacks eine Schrift übermalt hat, mit einer Civetta, dem Spirit Animal vom letzten Jahr. Das sind so Sachen, die beim Festival entstehen – und bleiben.

Was erwartet die Besucher:innen und Künstler:innen bei der diesjährigen Ausgabe?
Ein ziemlich buntes Line Up mit internationalen und lokalen Künstler:innen – mein persönliches Highlight ist sicherlich die dänische Band Brothers Moving. Außerdem spielen Savana Funk, Cacao Mental, Le Birette, Jon Kenzie, Tu Sabes, Alex the Judge & The Forbidden Fruits und viele andere. Neu in diesem Jahr sind die OtRo MuNdO Sessions, bei denen die Musiker:innen in einem temporären Studio vor Ort Live-Recordings machen können. Das ist für alle reizvoll, sei es für die größeren Bands sowie den Local Artists und die Film- und Toncrew selbst, weil da wirklich alle voneinander profitieren können – es geht vor allem um den Austausch. Diese Sessions werden dann auch veröffentlicht. 

Neben den musikalischen Acts promoten wir einige Outdoor-Aktivitäten, es kommen zum Beispiel Slackliner aus ganz Südtirol zusammen – und über den Eisack werden mehrere Slacklines gespannt. Außerdem werden wir die Kletterspots um Klausen promoten und eine künstlerisch gestaltete OtRo MuNdO Map mit allen Aktivitäten veröffentlichen. Entlang der Promenade wird es wieder offene Ateliers von über 20 Künstler:innen geben, einen OtRo Mercatino, freie Sitzgelegenheiten mit Gesellschaftsspielen und Kinderschminken. In diesem Jahr haben wir außerdem auch einen Zeltplatz, was vor allem für diejenigen super ist, die einen weiteren Weg haben.

Wie ist das Festival konkret aufgebaut?
Das Festival ist sehr dynamisch: Am Donnerstag findet die Eröffnung mit dem Paterhigl-Concert mit Jon Kenzie statt sowie ein Pub Quiz und ein Vinyl-Set von mir (OtRo MuNdO ViNyL) mit Aperitivo. Am Freitagnachmittag beginnt das Festival dann auf der OtRo MuNdO Piazzetta. Am Freitagabend spielt vor Savana Funk die Skate-Punk-Band Tu Sabes aus Bozen. Wir haben in Zusammenarbeit mit Sk8-Project BZ deshalb für Freitag eine Skate Jam auf dem Skatepark in Klausen organisiert, um auch die Südtiroler Skate-Community zu involvieren. Am Samstag zieht sich das Festival dann über die gesamte Promenade und alle Aktivitäten werden ineinander fließen. Vormittags wird es Acro Yoga und Yoga-Sessions geben, für die man sich vor Ort beim „InfoEddy“ anmelden kann. Samstagnachmittag und Sonntagnachmittag gibt es außerdem auch Zirkusspektakel für Familien – am Sonntag „schrumpft“ das Festival wieder auf die Piazzetta für ein familiäres Ambiente.

Schickt ihr OtRo MuNdO auch mal von Klausen hinaus?
Das Festival selbst nicht, aber dass OtRo MuNdO als Organisation an verschiedenen Orte Südtirols mit anderen Vereinen vernetzt und aktiv ist, ist eh schon der Fall und wird auch weiterhin passieren.

Das Street Festival findet dieses Jahr vom 1. bis zum 4. August statt.
Weitere Einblicke gibt es hier: https://www.instagram.com/otro_mundo_official/

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