BARFUSS LogoDas Südtiroler Onlinemagazin
BARFUSS LogoSüdtiroler Onlinemagazin

Support Barfuss

Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus

BARFUSS LogoDas Südtiroler Onlinemagazin
Sarah Meraner
Veröffentlicht
am 22.08.2024
FestivalsPhunk Town Festival

Das Festival der Generationen

Veröffentlicht
am 22.08.2024
Die ehemalige Kaserne in Bruneck ist Schauplatz eines Festivals mit einem alternativen Line-up, das überdies generationsübergreifendes Schaffen in den Vordergrund stellt. Organisator Thomas Pircher über die Vorbereitungen und warum er findet, dass Kulturschaffende noch viel mehr voneinander profitieren könnten.
Damit BARFUSS weiterhin hinterfragen, aufklären, erzählen und berühren kann, brauchen wir DEINE Unterstützung!
Werde Teil unserer Community.
Teile unsere Story
thomaspircher_phunktown

In der ehemaligen Kaserne E. Federico in Bruneck wird gerade aufgeräumt, die Wiesen werden gemäht, die Bäume geschnitten. Es wird nach technischen Lösungen gesucht und dekoriert. Warum die leerstehende Struktur wiederbelebt wird? In Kürze findet dort das Phunk Town Open Air Festival statt – und die Kaserne dient zum ersten Mal als Veranstaltungsort.

Träger und Partner der Initiative ist der mehrsprachige Kulturverein Diverkstatt, die in Bruneck als Impulsgeber und Vermittler zwischen Kulturen und Sprachgruppen wirkt. Thomas Pircher ist freiberuflicher Veranstaltungstechniker und Kulturschaffender in der Diverkstatt. Gemeinsam mit Julia Fistill und Andreas Sternbach organisiert der gebürtige Brunecker erstmals – pünktlich zum zehnjährigen Bestehen des Vereins – das Phunk Town Open Air. „Ich fungiere bei der Festivalorganisation ein bisschen als Mediator zwischen allen Beteiligten“, sagt der 31-Jährige lachend. Er sieht die Organisation als Herausforderung: Es gehe darum, ein Festival von Null auf entstehen zu lassen, in einem Ambiente, das bis vor Kurzem noch komplett brach lag. Wenn auch noch viele Freiwillige unterschiedlichen Alters mit von der Partie sind, sei ein gutes Zusammenspiel das A & O. Im Interview mit BARFUSS erzählt Thomas, wie das klappt.

BARFUSS: Wie ist die Idee zum Phunk Town Open Air geboren?
Thomas Pircher: Die Idee, ein alternatives Musikfestival auf die Beine zu stellen, hatten wir eigentlich schon länger im Kopf – zumindest in einer kleineren Form. Auf die alte Kaserne bin ich während der Corona-Zeit aufmerksam geworden, als dort Impfungen gemacht wurden. Damals habe ich mir schon gedacht: Die Location ist das allergeilste Festival-Areal überhaupt: riesige Gebäude, die geradezu apokalyptisch anmuten, Garagen, in denen man Backstage-Bereiche, Chillout-Areas und dergleichen einbauen kann und in der Mitte eine große Wiese mit Bäumen und viel Platz für eine Bühne. Aktuell gehört die Kaserne der Provinz, sie soll aber in den nächsten Jahren an die Gemeinde übergehen. Also wussten wir: Diese spezielle Location haben wir vielleicht nur einmal im Leben. Das war für uns der erste große Anstoß, um das Festival in Angriff zu nehmen. Wir haben gedacht: jetzt oder nie.

Die alte Kaserne wird für das Phunk Town Open Air zum Leben erweckt.

In der Pressemitteilung sagst du, ihr möchtet die ehemalige Kaserne „auf die musikalische Landkarte des Landes setzen“ – heißt das, dass dort zukünftig noch mehr passieren wird?
Die Zukunft der Kaserne ist noch eine sehr ungewisse und hängt eng damit zusammen, was bei den nächsten Gemeinderatswahlen passiert und wer neuer Bürgermeister wird, bzw. ob der jetzige Bürgermeister noch eine Amtszeit antritt. Aktuell ist geplant, dass aus der Kaserne ein neues Wohnbauprojekt entstehen soll. Wir nutzen sie auf jeden Fall so lange, wie es geht.

Die Organisation eines Festivals ist eine ganz eigene Welt.

Auf welche Musik dürfen sich die Besucher:innen denn freuen?
Zu uns kommen einige internationale Stars, aber auch der neueste Shit aus Südtirol (lacht). Es werden zum Beispiel die Newcomer wie die Punkpand La rivoluzione industriale, die Funkgröße Giacomo Turra & The Funky Minutes aus Mailand sowie die Brunecker Coverband One Vision. A Tribute to Queen spielen. Zwischen Rock, Funk, Punk, Metal, Folk, Indie und Blues bekommen bei uns viele unterschiedliche – bekannte wie unbekannte – Bands der alternativen Szene eine Bühne. 

Ihr setzt bei Phunk Town auf einen konstruktiven Dialog und eine Zusammenarbeit zwischen den Generationen … Wie kann man sich diese Begegnung konkret vorstellen?
Wir wollten nicht nur ein einmaliges Pop-up-Event machen und unbedingt erfahrene Leute mit an Bord haben. Also haben wir sie einfach gefragt, ob sie mit dabei sein wollen. Das sind „alte Hasen“, von denen ein paar zum Beispiel noch beim legendären Schlossberg Open Air in Bruneck mitgewirkt haben. Sie alle sind jahrelange Wegbegleiter der Diverkstatt, die uns jungen Leuten sehr viel zutrauen und Bock haben, mit uns gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.
Meine Kollegin Julia Fistill hatte zudem die Idee, über die Social-Media-Kanäle und über Mundwerbung einen Open Call für Volunteers zu machen. Insgesamt haben sich 15 junge Leute gemeldet, von denen jetzt zwölf mit an Bord sind. Sie hatten die Möglichkeit, sich zum Beispiel für die Bereiche Kunst, Musik, Event-Technologie oder Gastronomie zu melden und beteiligen sich jetzt aktiv an den Vorbereitungen und der Umsetzung. Dabei lernen sie im aktiven Schaffensprozess mit den erfahrenen Leuten im Team. Die Organisation eines Festivals ist – abseits des sonstigen Kulturprogramms – ja nochmal eine ganz eigene Welt. Vor allem das alte Gelände Festival-tauglich zu machen, ist schon eine Herausforderung, angefangen beim Strom …

Jede Gemeinschaft lebt durch die Feste, die sie gemeinsam feiert. Hier werden Beziehungen geschmiedet und im gemeinsamen Feiern wächst das Gefühl der Zugehörigkeit. Hier wird Gesellschaft neu gebaut.

Was ist das Ziel von Phunk Town?
Unser Ziel im Prozess ist sicher dieses generationenübergreifende Arbeiten. Wir möchten, dass viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen, die Lust haben, gemeinsam etwas Alternatives aufzubauen. Für das Festival selbst erhoffen wir uns, dass Phunk Town zu dem Festival im Pustertaler Raum wird. Wir möchten jene Musikkultur wieder aufleben lassen, die damals durch die Pandemie begraben wurde.

Würdest du sagen, es ist immer noch ruhiger als vor der Pandemie?
Es ist eindeutig noch nicht so viel los wie früher, auch wenn es vielen jungen Leuten nicht so vorkommt, aber sie kennen es ja nicht anders. Hier im Pustertal und in Bruneck ist im Vergleich zu früher tote Hose. Bruneck wächst zwar stark, weil sehr viele aus Italien hinzuziehen – gleichzeitig ziehen aber sehr viele Brunecker:innen weg von hier. Man sagt, „Bruneck ist das größte Dorf Südtirols“ und ich denke, das ist ein Problem: Die Brunecker:innen sollten viel städtischer denken, immerhin haben wir ein großes Einzugsgebiet – vielen ist das gar nicht bewusst. Kulturorte sind die einzigen Orte, an denen man nicht nur über soziale Dynamiken reden, sondern auch direkt etwas bewirken kann. Darum versuchen wir als Kulturverein, so viele Angebote wie möglich und einige Highlights im Jahr zu schaffen.

Kulturschaffende sind für andere Kulturschaffende wohl die schlechtesten Kunden, dabei sollten wir wirklich viel öfter zu Veranstaltungen von anderen gehen.

Wie nimmst du das Zusammenspiel der Kulturschaffenden in Südtirol wahr?
Ich finde, einzelne Kulturschaffende sind hier gut miteinander vernetzt, aber im Großen und Ganzen sind wir alle „a bissl komott“, ich selbst ja auch. Ich müsste eigentlich viel öfter mal in die BASIS ins Vinschgau, aber von Bruneck bis nach Schlanders ist es halt auch eine recht lange Strecke. Bei den langen Fahrten innerhalb Südtirols scheitert es vermutlich bei den meisten. Durch meinen Beruf als Veranstaltungstechniker bin ich zum Glück relativ oft unterwegs und sehe einiges. Man muss es aber schon so sagen: Kulturschaffende sind für andere Kulturschaffende wohl die schlechtesten Kunden, dabei sollten wir wirklich viel öfter zu Veranstaltungen von anderen gehen. Uns vereint immerhin die Tatsache, dass wir alle für unsere Tätigkeit brennen, sonst würden wir uns den Job nicht antun – und wir haben letztendlich alle mit denselben Problemen zu kämpfen.

Beim Phunk Town Open Air wird es neben der Livebands auch noch einen Platten-DJ sowie eine Chillout-Lounge sowie Verköstigung geben – Rahmenprogramm gibt es ansonsten bewusst keines. „Wir möchten den Fokus auf die Musik legen, die internationalen Stars und unsere – wie wir sie nennen – Local Wonders“, sagt Thomas Pircher.

Das
Festival findet am 6. und 7. September in der Ex-Kaserne E. Federico in Bruneck statt.

Dienste

  • News
  • Wetter
  • Verkehrsbericht

BARFUSS


Support BARFUSS!
Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus:
https://www.barfuss.it/support

© 2023 SuTi GmbH
© 2023 SuTi GmbH . Rennstallweg 8 . 39012 Meran . MwSt: 02797340219
DatenschutzCookiesImpressum